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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler
Autoren: Will Lavender
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zu Anfang ist ihm etwas zugestoßen.« Sie hielt inne, sah sie mitleidig an.
    Alex’ Knie zitterten. Sie sah wieder zur Tür, auf Charlie, der so resolut dastand. So still. Der ihr die Fluchtmöglichkeit versperrte.
    »Er hat die Krankheit seines Vaters, und was soll ich schon dagegen tun? Er ist mein Sohn. Mein eigen Fleisch und Blut. Ich muss ihn lieben. Das geht den anderen einfach nicht in den Kopf. Deswegen nennen sie uns seltsam . Sie verstehen es nicht, sie wissen nicht, was wahre Mutterliebe bedeutet. Das wissen sie nicht.«
    Lydia drehte sich daraufhin um und lächelte ihn an. Es war ein mütterliches Lächeln, und als sie Alex wieder ansah, war es weg. War von heiß brennendem Zorn in ihrem Blick ersetzt worden.
    »Charlie«, sagte die Frau. »Geh und hol Daddys Beil.«

Alex
    Gegenwart
    51
    Matthew Owen zerrte an ihr. Das Licht flackerte. Sein Gesicht war jetzt nur noch Zentimeter von Alex entfernt.
    »Ich wollte zuerst Aldiss eliminieren«, sagte Owen. »Wenn das Gehirn stirbt, gibt auch der Körper seinen Geist auf. Als er in Rock Mountain war, war ich für seine Behandlung zuständig, um seine Anfälle in den Griff zu bekommen. Aber ich bin nicht weit genug gegangen. Ich habe meine Chance verpasst, und er servierte dir Fallows auf einem Silbertablett.« Ein Schatten fiel auf sein Gesicht. »Also habe ich mit dem gearbeitet, was ich hatte. Ein verwirrter Cop. Ein paar Anrufe, die Andeutung, dass Aldiss nach ihm suchte. Schon steckte er sich seinen Revolver in den Mund. Das war eine meiner leichtesten Übungen.«
    Daniel. Scheißkerl.
    Owen lächelte, und in der Kälte der Geste erkannte Alex es zum ersten Mal. Sie begriff, wie es passiert war, die brutale Serie von Geschehnissen, die sie in diesen schwarzen Flur geführt hatten. Owen hatte Michael Tanner ermordet, hatte sie alle auf den Campus gelockt und dann …
    »Lewis«, sagte sie mit angespannter Stimme. Wie erstickt. »Wie? Sie waren bei der Trauerfeier.«
    »Nein, Alex. Du dachtest , ich sei da. Ich bin wegen Stanleys Tabletten zum Haus zurückgelaufen und bin dort dem einsamen Lewis begegnet.« Er sprach schneller. »Danach haben Melissa und ich uns aus dem Staub gemacht.«
    Alex zwang ihren Verstand, auf Hochtouren zu arbeiten, ihre Augen, sich zu öffnen. Wo? , dachte sie. Wowowo? Owen las ihre Gedanken. »Willst du sehen, was ich mit ihm gemacht habe?«
    Sie nickte.
    Dann riss er sie an den Haaren den Flur entlang. Sie gingen Treppen hinunter, die Temperatur fiel. Eine schwere Stahltür öffnete sich, und Owen schob sie in einen Raum.
    Sie schaute auf und sah, dass sie dort war, wo alles begonnen hatte. Im Kellerhörsaal der Culver Hall.
    Die Schreibtische waren exakt so aufgestellt wie beim Abendkurs. Und vorn befand sich Richard Aldiss. Er war ausgezogen und geschlagen und an einen Stuhl gefesselt worden. Owen richtete seine Taschenlampe auf den Mann. Die Puzzletätowierung war enthüllt worden: Aldiss’ gesamter Körper war ein Puzzle, Brust, Arme und Beine. Owen machte ein Geräusch, angewidert vom Anblick des Professors, dann schwenkte er den Strahl der Taschenlampe wieder in Alex’ Gesicht.
    »Am Leben?«, sagte er. »Nicht am Leben? Ist doch jetzt eh egal.«
    Alex hing dort in den Armen des Mannes. Ihr Hals war wund, blutig.
    »Alles, was ich getan habe«, sagte Owen, »habe ich nur wegen des Manuskripts getan. Die Stelle in Rock Mountain, das erneute Studium, dann ein neuer Job in einem anderen Gefängnis, die Lektüre von Austen, Eliot und Dostojewski – ich war wahrscheinlich der einzige Wachmann in Oakwood, der sich mit Lewis Prine über die Modernisten unterhalten konnte.«
    Alex war bestürzt. Du hast Lewis reingelegt, du Schwein. Du hast uns alle reingelegt. Ich werde dich mit bloßen Händen töten.
    Owen fuhr fort. »Es war alles nur wegen des dritten Fallows.« Er sah ihre Verwirrung, und als er weitersprach, war sein Tonfall bedächtiger. Er wollte, dass sie begriff, dass sie es ganz genau verstand. »Ich habe die ersten zwei Romane durch die Prozedur erschlossen. Habe ihre offenen Durchgänge gefunden, Alex. Bin in ihnen herumspaziert. Und als ich gehört habe, dass ein unveröffentlichter Fallows existiert, wusste ich, dass ich ihn finden musste. Koste es, was es wolle.«
    Alex schauderte, sie hörte jedoch aufmerksam zu. »Ein Spiel«, sagte sie. »All das – Aldiss alles anzuhängen, meine Freunde zu ermorden – wegen eines beschissenen Spiels ?«
    »Du kapierst es nicht. Du wirst es nie verstehen. Die Prozedur ist
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