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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler
Autoren: Will Lavender
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endet – ihr Puls raste, und der Wind traf ihr Gesicht mit voller Wucht. Sie hatte keine Wahl, sie musste dem Mann folgen.
    Jetzt war sie an der Eingangstür, durch die er gegangen war. Sie blieb stehen, dachte an Black. Aber es war keine Zeit, den Detective zu Hilfe zu rufen. Wenn Keller mit Aldiss in diesem Gebäude war, dann war sie die einzige Person, die das, was geschehen würde, aufhalten könnte.
    Sie zog die Tür auf und betrat die Culver Hall.
    48
    Das Erste, was ihr auffiel, war das Licht.
    Es war ein grelles Licht, ein müder weißer Fleck an der Wand. Der Rest des Gebäudes war pechschwarz. Alex ging die drei Stufen im Foyer hoch und bog dann in einen langen Flur. Da sah sie einen Mann. Er hockte direkt vor ihr, im Schein der Notbeleuchtung. Aldiss , dachte sie. Aber nein. Es war nicht der Professor.
    Es war Matthew Owen.
    »Er ist verletzt«, sagte Owen. »Holen Sie Hilfe.«
    Alex sah nach unten. Owens Hand war auf Kellers Rücken. Keller lag reglos auf dem Boden. Verletzt. In Alex’ Kopf ging es drunter und drüber. Warum war der Pfleger hier in diesem Gebäude? Was zum Teufel war los?
    »Matthew«, schaffte sie schließlich zu sagen, ihre Zunge schwer und unbeholfen. Sie sah ihn an, überlegte, wie er hierhin passte. »Was machen Sie hier?«
    »Ich sah Aldiss aus dem Haus weglaufen«, sagte er atemlos. »Ich bin dem Professor hierhergefolgt und habe Keller so vorgefunden.«
    »Wo ist er, Matthew?«, fragte sie. »Wo ist Aldiss?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe ihn im Korridor verloren, aber er ist noch hier. Im Gebäude.«
    Sie trat einen Schritt auf Owen zu und schaute nach unten. An Kellers Kopf war eine Platzwunde, und der Pfleger drückte darauf. Sie sah, wie er Keller anblickte, wie besorgt er um ihn zu sein schien. Es ist an der Zeit aufzuhören , sagte sie sich. Das hier ist nicht der Abendkurs. Das hier gehört nicht zu Aldiss’ Spielen. Er versucht nur zu helfen.
    Owen nickte, als er sah, wie sie sich beruhigte. »Aldiss hat Ihren Freund verwundet. Ich brauche Hilfe. Können Sie mir helfen, Alex?«
    Langsam, vorsichtig kniete sie sich neben Keller. Sie hörte seiner flachen Atmung zu, fuhr mit den Fingern durch sein Haar, während Owen sich die Wunde ansah. Der Flur war still.
    »Wir sind hier in Gefahr«, sagte Alex. »Der Professor – er wird nach uns suchen. Nach mir.«
    »Ich glaube nicht, dass das passieren wird«, sagte Owen, ohne aufzusehen. In seiner Stimme lag eine gewisse Reserviertheit. Eine gewisse Gleichgültigkeit.
    »Wovon reden Sie? Er ist hier, Matthew, in diesem Gebäude. Sie haben es selbst gesagt. Er wird zurückkommen und …«
    »Schhhh«, sagte er und drückte fester. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor.
    Alex stand auf. »Also ich gehe. Ich bin die Einzige, die ihn davon überzeugen kann, sich zu stellen. Bleiben Sie bei Keller, bis ich zurückkomme, okay?«
    Sie ging los in die Dunkelheit. Sie kannte den Weg durch diesen Flur, auch wenn er kaum beleuchtet war. Sie war in ihren Träumen oft hier durchgegangen.
    Sie lief den Korridor entlang, blieb nah an der Wand. Die Notbeleuchtung schien auf den Boden, und sie folgte dem Weg mit den Händen auf dem kalten Stein. Sie zählte die Stufen, ihr Blut rauschte in ihren Ohren, und sie spürte, wie die Panik von einer hoffnungslosen Unausweichlichkeit verdrängt wurde. Drei Stufen, vier. Bevor sie noch eine betreten konnte, ließ sie etwas innehalten. Ein leichtes Geräusch hinter ihr, eine Art schattenhafte Bewegung. Sie blieb stehen, lauschte. Geh zurück. Geh nach draußen und hole sofort Black her. Das hier ist nicht deine Aufgabe, Alex. Aber das war es. Es war von Anfang an ihre Aufgabe gewesen, seit sie das Buch und seine versteckte Botschaft gefunden hatte. Jetzt musste sie es zu Ende bringen.
    Noch eine Stufe, und wieder ließ sie etwas zögern. Schritte? Sie drehte sich um und …
    … alles explodierte in einem gleißenden Weiß. Sie stolperte an die Wand hinter ihr, einen Arm vor den Augen. Eine starke Taschenlampe war direkt in ihre Augen gehalten worden. Sie sah Männerbeine näher kommen, die dunklen Schuhe ließen die Fliesen unter ihren Füßen leicht vibrieren. Der Oberkörper war unsichtbar, das grelle Licht blendete ihn aus. Owen? Aldiss? Sie konnte es nicht erkennen. Die Welt war schlicht ausgeblendet. »Was tun Sie da?«, brüllte Alex, ihre Stimme ein panischer und schriller Schrei.
    Keine Antwort. Der Mann kam näher.
    Ihr Blick verschwamm, kleine Feuerräder drehten sich hinter ihren Lidern.
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