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Der Menschenspieler

Der Menschenspieler

Titel: Der Menschenspieler
Autoren: Will Lavender
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ihre Stimme schneidig und böse. »Komm bitte her. Es ist Zeit.«

Alex
    Gegenwart
    53
    Atme, Alex.
    Owen hatte sie losgelassen, aber der Phantomdruck seiner Hände blieb wie eine Wunde, ein Schnitt. Er war immer aufgekratzter geworden, je länger er erzählte und sie mit seiner Beherrschung der Prozedur ergötzte. Wie er jahrelang Pläne geschmiedet und alles ausbaldowert hatte für seine Chance auf die große Bühne. Er hatte den letzten Fallows genommen und ihn auf seinem eigenen persönlichen Schachbrett verdreht, hatte sie zusammengebracht, nur um einen nach dem anderen umzubringen.
    »Ich habe schließlich begriffen, dass ich Fallows nicht brauchte«, sagte er. »Ich brauchte Benjamin Locke und seine altmodischen Vorstellungen von Literaturtheorie nicht.«
    Er spürte ihre Verwirrung und lächelte.
    »Du bist nicht die Einzige, die ihn besucht hat, Alex. Was denkst du, wo ich meine Studien beendet habe, nachdem ich Rock Mountain verlassen hatte?«
    Natürlich: Owen war der gescheiterte Protegé, den Locke ihr und Keller gegenüber erwähnt hatte. Alex ärgerte sich, das nicht schon früher erkannt zu haben.
    »Zuerst war Dr. Locke von meiner Besessenheit von Fallows beeindruckt. Nächtelang haben wir diese alten, langweiligen Theorien über seine Identität diskutiert. Aber dann veränderte sich etwas. Ich sah schließlich ein, dass Locke niemals weit genug gehen würde. Er weigerte sich, die Prozedur als legitime Forschungsmethode anzuerkennen, und natürlich hatte er keine Ahnung, wo das dritte Manuskript versteckt war. Ich bin also weitergezogen und an diesen Campus gekommen, und hier hat mein Plan schließlich konkrete Formen angenommen.«
    Sie schüttelte sich bei dem Gedanken daran. Aber er verlor die Kontrolle, das wusste Alex. Denn wenn er sie und Keller tötete, blieben immer noch die anderen. Christian im Haus. Sally. Er würde das Spiel nie beenden, das Brett nie leeren.
    Setze es gegen ihn ein, Alex. Überzeuge ihn davon, dich gehen zu lassen.
    »Sie werden nie gewinnen«, sagte sie. »Da sind andere, andere, die wissen werden, dass Sie …«
    Owen schüttelte abfällig den Kopf. »Netter Versuch, Professor. Aber ich bin schon so weit gekommen, wer sollte mich jetzt aufhalten? Schließlich ist der geisteskranke Aldiss hier, genau hier in diesem Raum.« Owens Stimme wurde höher, klang fast demütig, als er die Opferrolle spielte. »Dieser böse Mann, Detective Black. Sie hätten sehen sollen, was er ihr angetan hat. Sie hätten sehen sollen, wie entsetzlich es war. Und ich habe versucht, ihn aufzuhalten. Ich habe es so sehr versucht …«
    Er schüttelte den Kopf, während er die Schultern hängen ließ. Und als er das tat, als er dabei die Taschenlampe um wenige Zentimeter senkte, schaute Alex über die Schulter des Pflegers zu Aldiss und sah zweierlei.
    Erstens: Die Augen des Professors waren offen.
    Und zweitens: Er hatte seine rechte Hand befreit.

Iowa
    1994
    54
    Charlie kam auf sie zu. Alex wusste, dass sie in dem kleinen Zimmer nicht weglaufen konnte. Sie war am Ende.
    Dann stand er vor ihr, drehte das Beil.
    »Nicht hier, Junge«, sagte Lydia Rutherford. »Hinten.«
    Charlie hob Alex an den Schultern hoch und trug sie. Er schleppte sie aus dem Lagerraum zu einer Schlafzimmertür und schob sie hinein, sodass sie auf den Boden fiel. Dann krabbelte sie rückwärts an die Wand, presste sich dagegen und zitterte unkontrollierbar. Wartete auf den Tod.
    »Diese zwei Mädchen konnten ausgelöscht werden«, sagte Lydia Rutherford. »So habe ich es Charlie erklärt. Wir konnten das Risiko, dass diese kleine Hure es nicht doch alles ihrer Freundin weitergetratscht hatte, nicht eingehen. Es wäre so einfach, es einem der Wissenschaftler in die Schuhe zu schieben. Alles, was sein Vater und ich getan hatten, würde dadurch bewahrt werden.«
    »Wie?«, keuchte Alex und legte zitternd die Arme um sich. »Wie haben Sie es Aldiss angehängt?«
    »Wenn man fleißig ist«, sagte sie, »lernt man eine Menge. Ich erinnerte mich an ihn. Er war vor Jahren mit seinem Mentor hergekommen. Er hatte die Mädchen unterrichtet, viele in der Fakultät misstrauten ihm. Ein Anruf. Ein Anruf war genug, um Zweifel an ihm zu säen und unsere Spuren zu verwischen. Ich legte ein Buch über die Gesichter dieser Mädchen, genau wie Charles es getan hatte, um es perfekt zu machen. Und dann kehrten wir nach Iowa zurück.«
    Alex zog die Knie an. Angst schüttelte sie. Ihr Verstand raste.
    Der Gesichtsausdruck der Frau veränderte
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