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Der Memory Code

Der Memory Code

Titel: Der Memory Code
Autoren: M.j. Rose
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wirklich. Der Schriftgelehrte hatte ihn gesehen und eine lückenlose Beschreibung jedes einzelnen Amuletts, jedes Kleinods und jeden Steins geliefert.
    “ Die Steine sind von großer Bedeutung”, sagte Trevor damals zu seinem Sohn, “weil Geschichte wichtig ist. Wer die Vergangenheit kennt, der kontrolliert die Zukunft. Falls es die magischen Steine gibt, falls sie den Menschen helfen können, ihr Vorleben wiederzuentdecken, müssen wir alle – du, ich und alle Mitglieder des Phoenix Klubs – dafür sorgen, dass diese Macht zum Nutzen aller Menschen angewandt wird und nicht nur selbstsüchtigen Zwecken dient.”
    Was daran so wichtig sein sollte, begriff Percy lange nicht. Viele, viele Jahre nicht.
    War es möglich, dass Josh um die halbe Welt gereist war, um dorthin zurückzukommen, wo er begonnen hatte? Wie so vieles konnte auch dies kein Zufall sein. Er brauchte Zeit, um die Verbindungen herzustellen, aber noch war der Zeitpunkt ungünstig: Der Professor dozierte nämlich weiter.
    “Neely erwarb um 1880 etliche Grundtücke in dieser Gegend”, erklärte er. “Damals war das gang und gäbe. Man kaufte das Land, auf dem man die Grabung durchzuführen gedachte, um sich gleich das Anrecht auf die Beute zu sichern. Der Phoenix Klub schloss eine Partnerschaft mit Neely und unterstützte ihn finanziell bei der Ausgrabung. Das erklärt möglicherweise, wieso dieselbe Inschrift sowohl in seinem Tagebuch auftaucht als auch in den Aufzeichnungen von Percy Talmage.”
    Josh spähte hinab auf die kunstvoll geschnitzte Holzschatulle in den Händen der Mumie. In der Deckelmitte befand sich ein Vogel, der sich aus einem Feuer aufschwang und ein Schwert in den Fängen hielt. Das Bild entsprach nahezu haargenau dem eingeschnitzten Wappen in der Eingangstür zur Phoenix Foundation. In der rundum verlaufenden Borte erkannte Josh die Einkerbungen, auf die der Professor hingewiesen hatte.
    “Wissen Sie, welche Sprache das ist?”
    “Gabriella hat vor, sich mit Experten für alte Sprachen in Verbindung setzen. Es könnte eine uralte Form von Sanskrit sein.”
    “Ich dachte, sie ist selbst Altphilologin?”
    “Ist sie. Für Altgriechisch und Latein. Das hier ist aber keins von beiden.”
    Irgendetwas kam Josh nicht ganz geheuer vor. “Sie sagten, die Grabkammer sei unversehrt gewesen, als sie darauf stießen.”
    “So ist es.”
    “Wie soll dann Neely schon hier gewesen sein?”
    “Wir glauben nicht, dass er oder sonst jemand an dieser Stelle gegraben hat. Die uns vorliegenden Seiten aus seinem Tagebuch besagen eher, dass er an zwei Ausgrabungsorten hier in der Nähe tätig war. Da fand er allerdings nichts. Dann hat er an einer dritten Stelle angefangen, und was dann passierte, wissen wir nicht. Seine Tagebuchaufzeichnungen brechen schlagartig ab. Mitten in dieser Ausgrabung.”
    “Schlagartig?”
    “Er kam ums Leben. Über die Umstände ist nur wenig bekannt.”
    “Trotzdem sind Sie im Besitz des Tagebuchs?”
    “Von ein paar Seiten nur.”
    “Wo haben Sie die her?”
    “Das müssen Sie Gabby fragen. Die hat sie mir mitgebracht, zusammen mit den Fördermitteln. Der Zuschuss macht es mir möglich, dort weiterzugraben, wo Neely aufgehört hat.”
    “Und nun glauben Sie, das gefunden zu haben, wonach er und die Mitglieder des Phoenix Klubs damals gesucht haben.”
    Der Professor nickte. “So ungefähr. Einiges zumindest. Allerdings gibt es noch zahlreiche Rätsel.” Er zeigte auf eine leicht verfärbte Stelle an der Wand direkt neben der zusammengekauerten Mumie. “Das da verbarg sich unter einem Wandbehang. Wir wissen nicht, warum. Auch nicht, wieso ein Messer neben Bella lag, denn römische Frauen wurden gewöhnlich nie mit Waffen begraben. Und warum war die Klinge zerbrochen? Was hat sie damit gemacht?”
    Rudolfo holte tief Luft und senkte den Blick auf die Tote. “Ach, Bella. Welche Geheimnisse hütest du wohl?” Er ließ sich auf die Knie nieder und beugte sich über die Mumie. “Sprich mit mir, meine Belladonna!”, raunte er in vertraulichem Ton.
    Blitzartig wurde Josh von einer Gefühlsaufwallung ergriffen, völlig unvermutet und unbegründet – ein Anfall glühend heißer Eifersucht, wie er sie nie für eine geliebte Person empfunden hatte. Am liebsten wäre er auf den Professor zugestürzt, hätte ihn zurückgerissen und ihm gesagt, dass er ihr nicht so nah kommen durfte, dass ihm das nicht zustand. Vor einer Stunde hatte Josh noch nicht einmal von dieser Toten gewusst. Nun aber übernahmen seine
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