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Der Mars-Robinson

Der Mars-Robinson

Titel: Der Mars-Robinson
Autoren: Rex Gordon
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sah mich weiter im Maschinenraum um. Alles, was mir hier zur Verfügung stand, waren Leitungsrohre und Pumpen. Da war auch eine Pumpe, die das Öl in die Brennkammern leitete, weiter eine Sauerstoffpumpe, mit deren Hilfe ich meinen lebensnotwendigen Vorrat in kurzer Zeit ergänzen konnte. Schließlich sah ich noch zwei Wasserpumpen, eine für den Hausgebrauch der Besatzung und die größere für das Kühlwasser. Beide Pumpen waren an den leckgeschlagenen und leeren Tank angeschlossen. Es gab noch kleinere Pumpen für die hydraulischen Vorrichtungen. Aber alle Pumpen waren von den Elektromotoren abhängig.
    Ich machte mich an die Arbeit. Zuerst suchte ich zwei ideale Plätze, einen, an dem ich in der Sonne und einen anderen, an dem ich im Schatten arbeiten konnte. Als ich sie gefunden hatte, begann ich, die Leitungsrohre abzuschrauben. Es war eine langsame und mühselige Arbeit, die mir nur darum nicht auf die Nerven ging, weil ich mir fortwährend einredete, daß mir überreichlich Zeit zur Verfügung stand. Ich mußte zwei parallele Gitternetze bauen, eins in derSonne und eins im Schatten der Rakete. Nicht alle Leitungsrohre und Verbindungsstücke konnte ich für meine Zwecke verwenden. Ich mußte improvisieren. War meine Arbeit von Erfolg gekrönt, würde ich feststellen können, daß das Öl in den der Sonne ausgesetzten Leitungen verdampfte, um sich in den im Schatten befindlichen Leitungen wieder zu verflüssigen.
    Ich arbeitete den ganzen Nachmittag. Meine Umwandlungsanlage sah ganz unmöglich aus, und kein Mensch hätte ihren Zweck erraten können. Mit einer Druckpumpe leitete ich das Öl in die Rohre und verklebte die undichten Stellen des Leitungsnetzes. Dann trat ich zurück und betrachtete mein Werk wie ein Erfinder sein Perpetuum Mobile. Ich konnte nur hoffen, daß meine auf der Erde gesammelten Kenntnisse mich auch hier auf dem Mars nicht im Stich ließen.
    Es begann zu arbeiten, ehe ich noch alle lecken Stellen ausgebessert hatte. Ich hatte Öl in die kalten Rohre geleitet, die als Kondensator gedacht waren. Dann betätigte ich die Handpumpe, um die Flüssigkeit in die heißen Rohre zu pumpen. Ich war beinahe erschrocken, als die Pumpe die Arbeit allein fortsetzte. Dann verband ich die kleine und die große Pumpe miteinander.
    Die Sonne versank. Ich hatte nicht vorgesehen, daß meine Hitzemaschine auch nachts arbeitete, aber die kalten Rohre in die frostige Erde eingegraben, wo sie die Sonne nicht erreichen konnte. Vielleicht arbeitet sie nur morgens, hatte ich mir gedacht, weil dann der Temperaturunterschied am größten ist. Aber ich hatte wieder einmal die völlig anderen Verhältnisse auf dem Mars vergessen.
    Zufrieden betrachtete ich die kreisenden Räder und die sich hin und her bewegenden Kolben. Ich bezweifle, daß ein Erfinder jemals stolzer auf sein Werk gewesen ist. Ich bezog noch keine Energien von dieser Maschine und freute mich nur, daß sie arbeitete. Sie war mein Werk! Das Petroleum wurde in die heißen Leitungen gepumpt, wo es die Hitze der Sonne zum Kochen brachte. Der dadurch erzeugte Dampfdruck war stark genug, um die große Pumpe anzutreiben, und die große Pumpe setzte wiederum die kleine in Bewegung. Der Dampf wurde durch den Kondensator geleitet und kehrte als Flüssigkeit wieder zu der kleinen Pumpe zurück. So ging das nun immer weiter. Es war ein ewiger Kreislauf, den man mit der Arbeitsweise einer Dampfmaschine vergleichen konnte. Und es war die sparsamste Dampfmaschine, die jemals erfunden wurde. Die Kraftquelle war das Sonnenlicht und der Temperaturunterschied von sechzig Grad Fahrenheit. Die Bezeichnung Perpetuum Mobile war wohl kaum übertrieben.
    Die Kraft der Dampfmaschine war auf dem Mars weit wirksamer als auf der Erde. Das lag an der dünnen Luft, die weniger Widerstand bot.
    Meine rechte Hand, die den Schraubenschlüssel umklammert hielt, zitterte leicht. Eine Pumpe trieb die andere – ich konnte mich einfach nicht sattsehen und war in diesem Augenblick zweifellos der glücklichste Mensch des ganzen Universums. Stampfende Kolben und sich drehende. Räder waren im Rahmen der Energieerzeugung die wichtigsten Faktoren. Ich hatte eine Kraftanlage in Kleinformat.
    Kraft.
    Kraft, die Hitze erzeugte und vielseitiger war als das Feuer. Damit, so schien es mir, konnte ich schon etwas anfangen. Vor allem war ich der qualvollen Stille entronnen, denn das Geräusch der Maschine wirkte wie Balsam auf meine Nerven.
    Die Sonne versank hinter dem unwirklich nahen Horizont, und die
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