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Der Mars-Robinson

Der Mars-Robinson

Titel: Der Mars-Robinson
Autoren: Rex Gordon
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hatte während meiner Kletterpartie durch das Raketenschiff genug gesehen, um mir ein endgültiges Bild über meine Situation machen zu können. Ich hatte Luft, Nahrung und einen geringen Trinkwasservorrat für eine Zeitspanne von hundertfünfzig Tagen. Länger reichte das Wasser in dem kleinen Zwanziggallonentank auf keinen Fall. Und dann begann das große Nichts …
    Nichts? Ich hatte noch die Wrackteile der Maschine und einen großen Tank Brennstoff, der auf der Erde ausgereicht hätte, um auf der Suche nach Wasser den ganzen Globus zu umrunden. Doch auf dem Mars war der Treibstoff bedeutungslos, er würde in der dünnen Luft einfach nicht brennen.
    Ich hatte auch eine elektrische Batterie, die meine einzige Glühbirne mit Strom versorgte; aber hundertfünfzig Tage würde sie nicht vorhalten. Die Birne brannte ja jetzt schon ziemlich trüb. Im Weltraum konnten sich die Batterien selber aufladen, weil die Motoren liefen.
    Was hatte ich noch? Wie ich schon anfangs sagte, war die Rakete nicht für eine Landung auf dem Mars vorgesehen, sondern lediglich für einen Erkundungsflug. So fehlte alles, was man für eine Pionierarbeit braucht.
    Ich befand mich auf einem Planeten, dessen Atmosphäre so dünn war, daß die Sonnenstrahlen, obwohl schwächer als auf der Erde, wesentlich heißer waren. Doch im Schatten sank die Temperatur ohne Übergang auf Null. Nachts mußte es draußen sehr kalt sein. Sollte ich an der Stelle, an der die Vegetation am üppigsten war, also in der Talsenke, einen Brunnenschacht ausheben? Aber stieß ich mit viel Glück auf Wasser, würde es sich vor meinen Augen verflüchtigen.
    Ich dachte an die Eiskappen der Polarregionen, aber da kam ich leider nicht hin, weil ich von der Sauerstoffversorgung abhängig war. Jedenfalls blieb dort der Schnee auch in der Sonne liegen, und Schnee bedeutete Wasser.
    Ich hatte meine Uhr ungefähr nach ,Marszeit’ gestellt, und wenn die Rechnung stimmte, mußte es draußen bald Nacht werden. Dann fiel Tau, den aber nur die Wurzeln der Pflanzen aufnehmen konnten.
    Ich wälzte mich auf meiner Couch herum, versuchte mich zu entspannen, um einschlafen zu können. Doch es gelang mir nicht. Dabei war ich wie gerädert. Wies meine Umgebung noch andere Wesensmerkmale auf? Doch meine Gedanken streiften immer wieder nur Pflanzen und Insekten.
    Ich konnte nicht einschlafen, konnte aber auch nicht die Rakete verlassen, in der ich mich halbwegs geborgen fühlte. Mein Leben auf dem Mars, kurz wie es zweifellos sein würde, schien sich in zwei Etappen zu vollziehen: acht Stunden Arbeit bei Tageslicht und sechzehn Stunden Aufenthalt im Rumpf der Rakete.
    Die nächste Beschäftigungsart hatte ich schon. Ich konnte aus den Linsen des Periskops ein Mikroskop bauen und nach kleineren organischen Lebewesen forschen.
    Hätte ich nur ein Feuer anzünden können, wäre das doch nur überhaupt möglich gewesen! Was war ein Mensch ohne Feuer? Hätte die Menschheit ohne die Macht des Feuers jemals die heutige Entwicklungsstufe erreicht? War die gesamte Zivilisation der Erdbewohner ohne Feuer eigentlich denkbar? Bei jeder Erfindung hatte das Feuer letzten Endes Pate gestanden.
    Eine Weile lag ich auf meiner Couch völlig still. Dann begann ich zu zittern, denn mit der hereinbrechenden Nacht fiel auch die Temperatur. Für einen Augenblick vergaß ich die Probleme meiner Umwelt, weil ich gegen meine Angst ankämpfen mußte. Mir fehlte es einfach an allem, und ich hätte nicht sagen können, was davon am wichtigsten war. Feuer war zumindest so wichtig wie das kostbare Wasser oder die Luft zum Atmen. Mit Hilfe des Feuers hatten die Menschen Maschinen gebaut, mit Feuer hätte auch ich mir irgendwelche mechanischen Geräte bauen können, um vielleicht den Bau eines Brunnens schneller voranzutreiben. Es gab Millionen von Möglichkeiten, wie man das Feuer zweckdienlich anwenden konnte.
    Plötzlich schlief ich ein. Das konnte ich mir nicht richtig erklären. Es mußte wohl eine totale Erschöpfung, ein Nervenzusammenbruch gewesen sein. Der Schlaf übermannte mich einfach in Sekundenschnelle – und der Tod würde vielleicht nicht viel länger brauchen.
    Ich hatte die fürchterlichsten Träume in dieser zweiten Nacht auf dem Mars. Und in meinen Träumen sah ich mich selbst als ein moderner Robinson Crusoe. Ich radelte auf einem phantastischen Fahrrad, das ich mir aus Maschinenteilen zusammengebastelt hatte. Ich trug eine Sauerstoffmaske vor dem Gesicht, ein Mikroskop wie ein Gewehr über dem Rücken
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