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Der Mann von Anti

Der Mann von Anti

Titel: Der Mann von Anti
Autoren: Ekkehard Redlin (Hrsg)
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so schlug sich einer von ihnen, Surkin, noch mit einem zusätzlichen Problem herum. Mit dem Ingenieur war in den letzten Tagen eine Veränderung vor sich gegangen. Sosehr er sich nämlich seinerzeit für den Besuch auf dem Blauen Planeten eingesetzt hatte – jetzt kamen ihm Zweifel an der Richtigkeit seines Handelns. Er wehrte sich innerlich gegen seine Gedanken, konnte sich aber nicht davon frei machen. Seit der Havarie erschien ihm ihr Abstecher in einem anderen Licht, und fast warf er sich vor, die Gefährten dafür gewonnen zu haben. Die Vermutung, daß die Störungen mit diesem Ausflug zusammenhingen, lag nicht fern. Und selbst wenn es anders war, hatten sie doch wertvolle Zeit verloren. Eine Woche mehr oder weniger konnte über Tod und Leben entscheiden. Der Navigator fühlte sich schuldig. Er sagte sich, daß er fahrlässig gehandelt hatte.
    Seine Gewissensbisse nahmen noch zu, als Dr. Palmes und Sart kurz darauf das Geheimnis des grauen Belages klären kannten. Sie kamen in die Steuerkabine und legten Surkin ein Blatt Papier auf den Tisch, das mit chemischen Formeln bedeckt war. »Wir haben die Sache soeben mit dem Kommandanten besprochen; es war nicht so schwierig, wie wir anfangs glaubten.«
    Der Navigator schaute die beiden fragend an, deshalb erklärte Dr. Palmes: »Das ist die Formel für das Polykarit. Wir gingen von der Tatsache aus, daß eine Zersetzung nur stattfinden kann, wenn das vielwertige Menipenthol, Hauptbestandteil des Polykarit, auf irgendeine Art abgebaut wird. Ein Vorgang, der völlig ungewohnt wäre und ein neues, noch unbekanntes Element voraussetzt. Dieses Element – nennen wir es ZZ – ist von uns zwar noch nicht genau ausgemacht worden, es muß aber in den Ausdünstungen enthalten sein, die einige Pflanzen des Blauen Planeten abgeben. Du erinnerst dich an die Büsche mit den roten Blüten. An den starken Geruch, den sie ausströmten. Wir haben ein paar von diesen Pflanzen drüben im Labor. Es genügt, ein Stück Polykarit in der Nähe liegenzulassen. Die Wirkung ist verblüffend.«
    »Der Blaue Planet…«, sagte der Navigator, dem sich bei dieser Bestätigung seiner Schuld das Herz zusammenpreßte, »also doch. Dann stimmen meine Befürchtungen. Auf dem Blauen Planeten ist es passiert!«
    »Der Falke ist ganz in der Nähe eines solchen Blütenwaldes gelandet«, ergänzte Sart. »In der ersten Begeisterung über dieses leuchtendrote Wunder hatten wir mehrere Blumenbüschel mit in die Kabinen genommen. Wer hätte auch an so etwas gedacht! Du weißt, daß die Pflanzen vorher durch die Sterilisierkammer gingen und keinerlei Gefahren in sich zu bergen schienen. Die beiden Sauerstoffaggregate, die zur Zeit noch arbeiten, befanden sich weiter entfernt von den Sträußen und waren deshalb relativ geschützt. Verschont geblieben dürften sie freilich nicht sein. Die Zersetzung geht nur langsamer vonstatten.«
    In Surkin bäumte sich etwas auf, er wollte sich nicht geschlagen geben. »Und wir können nichts gegen das Fortschreiten der Korrosion tun, jetzt, wo wir die Ursache wissen?« fragte er.
    »Wir müßten das neue Element neutralisieren. Dazu kennen wir es aber viel zuwenig. Außerdem fehlen uns hier auch die notwendigen technischen Voraussetzungen.«
    Der Ingenieur sah die bedrückten Gesichter seiner Gefährten, und die Hoffnung brach in sich zusammen. »Immerhin ist es gut, zu wissen, woran man zugrunde geht«, sagte er ganz gegen seine sonstige Art sarkastisch.
    Sart schaute ihn erstaunt an, und Dr. Palmes schüttelte ärgerlich den Kopf. »Soweit sind wir noch nicht, Andre. Mit jedem Tag, den wir gewinnen, rückt die Rettung ein Stück näher. Was mich angeht, so lasse ich mich auch jetzt noch nicht von dem Gedanken abbringen, unsere Erfahrungen mit dem Polykarit eines Tages in einer unserer wissenschaftlichen Zeitschriften zu veröffentlichen.«
    7. Der Pfeil
Doch am nächsten Tag schon begannen die beiden noch verbliebenen Aggregate unregelmäßig zu arbeiten, und es wurde klar, daß alle Hoffnungen umsonst gewesen waren. Die Männer fanden sich in der Kabine des Kommandanten zusammen, und noch bevor Kerr das Wort ergreifen konnte, sagte Sart: »Wozu lange reden, Robert. Als wir uns auf die Kosmosforschung spezialisierten, wußten wir, daß es eines Tages einmal schiefgehen kann. Was mich betrifft, ich würde sonst was drum geben, zu Miriam zurückzukehren. Aber wie es aussieht, haben wir diesmal Pech gehabt. Schreiben wir unsere Abschiedsbriefe, solange uns noch die Zeit dazu
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