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Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Titel: Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung
Autoren: Mark Boyle
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Planeten erben, wenn unsere Zeit vorüber ist, so wie wir uns wünschen, dass unsere Kinder ein schönes Haus erben, für das wir unser ganzes Leben hart gearbeitet haben, um es abzubezahlen ?
    Zwischen Traum und Wirklichkeit
    Mein Jahr ohne Geld endete offiziell am Sonntag, dem 29. November 2009 um Mitternacht. Ich hatte es geschafft. Es gab eine eindeutige Ausstiegsklausel, wenn ich das wollte. Ich hatte das, was ich mir vorgenommen hatte, zu Ende geführt. Aber ich wollte gar nicht aussteigen, ich wollte weitermachen.
    Die Entscheidung, nicht in mein altes Leben zurückzukehren, fühlte sich an, als hätte ich eine schwere Last von meinen Schultern genommen. Und die Unterstützung, die ich von meinen Freunden und meiner Familie bekam, war enorm. Sie fanden das nicht komisch. Ich merkte, dass sie meine Wahl nicht nur akzeptiert hatten, weil sie mich liebten oder obwohl sie mich liebten, sondern weil sie sahen, dass das Experiment funktioniert hatte und es mich glücklich machte.
    Beinahe unmittelbar, nachdem ich meine Entscheidung getroffen hatte, wusste ich, dass es die richtige war. Ein paar Tage nach dem Festival lief ich durch das Haupteinkaufszentrum von Bristol und nahm mir ein wenig Zeit, um das Treiben dort zu beobachten. Ich hatte das Gefühl, als hätten die Menschen ihren Verstand verloren. Im Jahr 2008 wurde in den USA ein Angestellter eines Supermarktes getötet, als die Masse schnäppchenhungriger Kunden vor Beginn des Schlussverkaufs nicht mehr zurückgehalten werden konnte, durch die Gänge raste und den Mann zu Tode trampelte. Etwas Ähnliches ereignete sich 2005 in Großbritannien bei der Eröffnung eines riesigen Möbelhauses. Mehrere Menschen erlitten Prellungen (wenngleich ohne tödlichen Ausgang), die ihnen im Gedränge um die Eröffnungsangebote von anderen zugefügt wurden. In Saudi-Arabien wurden 2004 bei einer »Schnäppchenjagd« drei Menschen getötet und 16 verletzt. Wie weit ist es mit uns gekommen, wenn wir jemanden zu Tode trampeln, um ein bisschen Geld zu sparen?
    Die Weihnachtsshopping-Saison war auf ihrem Höhepunkt, und im Einkaufszentrum herrschte das Chaos. Zwischen den emsigen Käuferscharen tauchte eine Gruppe von Leuten auf, die ein Schild hochhielten: »Kostenlose Umarmungen«. Fünfzehn Minuten lang taten sie genau das: Sie umarmten jeden kostenlos, der das wollte. Es entstand eine Schlange, so gut kam ihr »Produkt« an. Doch mit kostenlosen Umarmungen verdient man kein Geld. Schnell waren die Sicherheitsleute da und beförderten sie hinaus. Das Einkaufszentrum sieht aus wie eine öffentliche Straße, aber das Land befindet sich in Privatbesitz. Es war verboten, auf dem Firmengelände kostenlos Umarmungen anzubieten. Für mich hatte es den Anschein, als dürfe man in der heutigen Konsumkultur viel mehr von den Ressourcen der Erde verbrauchen (man wird sogar ausdrücklich dazu ermuntert), als irgendjemand wirklich »brauchen« könnte – aber versuchen Sie bloß nicht, jemanden unterwegs zu umarmen.
    Trotz solcher Hinweise, dass ich in einer von der Abhängigkeit, immer mehr schnöden Mammon anzuhäufen, getriebenen Welt lebe, hatte mir mein Jahr ohne Geld viel Hoffnung gegeben. Jeden Tag erhielt ich zahllose E-Mails und Blogeinträge von Menschen, die erklärten, dass sie sich zwar nicht vorstellen könnten, völlig ohne Geld zu leben, aber wirklich Entscheidendes in ihrem Leben verändern wollten. Einige wollten sich »verkleinern« und ihren Konsum verringern, um weniger arbeiten und mehr leben zu können. Viele wollten ihren CO 2 -Fußabdruck drastisch reduzieren. Andere wollten nur damit anfangen, ihren Müll zu recyceln. Und was noch ermutigender war, es gab Hunderte, die bei der Gründung der ersten komplett geldfreien Gemeinschaft in der modernen Gesellschaft mitmachen wollten.
    Wir sind noch weit, weit entfernt von einem nachhaltigen Leben, ganz zu schweigen von einem Leben ohne Geld. Doch mehr und mehr Menschen werden sich der Herausforderungen bewusst, denen sich die Menschheit in Zukunft wird stellen müssen. Jedes Jahr gibt es in den Zeitungen und Magazinen mehr Beiträge zu Umweltthemen, und der Klimawandel bleibt Topthema in den Nachrichten. Die Menschen ändern wirklich etwas: manche nur kleine Dinge, manche große, aber vermehrt mit Blick auf die Umwelt. Ich weiß, dass es seine Zeit brauchen wird. Doch es ist wichtig, dass wir möglichst viel säen, wenn unsere Kinder von der Ernte profitieren sollen. Nur weil Sie später nicht im Schatten der Eiche
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