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Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Titel: Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung
Autoren: Mark Boyle
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sitzen können, heißt das nicht, dass Sie jetzt keine Eichel einpflanzen sollen.
    Ich stand von der Bank auf und ging nach Norden, raus aus dem Einkaufszentrum, blickte zurück und lächelte. Was auch immer passiert – ob wir die Veränderung begrüßen oder bis zur Bewusstlosigkeit konsumieren –, es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass das Leben mit den Worten des legendären US -Komikers Bill Hicks »nur eine Fahrt in einem Vergnügungspark« ist. Genießen Sie dieses Geschenk als das, was es ist, und versuchen Sie nicht, etwas anderes daraus zu machen.

15 Lektionen aus einem Jahr ohne Geld
    Egal, für welche Lebensform wir uns entscheiden, uns werden jeden Tag Lektionen erteilt. Das Problem ist, das wir dafür meist nicht sehr empfänglich sind. Und was noch schlimmer ist, wir sehen in diesen Lektionen oft ein Versagen, Mühen oder sogar Katastrophen, anstatt sie als Chance zu nutzen, um etwas Neues zu lernen. In seinem Buch Der wunderbare Weg sagt M. Scott Peck: »Das Leben ist schwierig … aber wenn wir das wirklich verstehen und akzeptieren … dann ist das Leben nicht mehr schwierig.« In manchen Dingen war mein Jahr ohne Geld schwierig, und in anderen war es die glücklichste Zeit meines Lebens. Im Sommer meines Experiments hatte ich akzeptiert, dass das Leben nicht immer »perfekt« sein kann und dass ich kein gottgegebenes Recht auf alles hatte, was ich, wie die Gesellschaft mir weismachen will, haben könnte. Ich habe mich mit der Tatsache abgefunden, dass das Leben einfach so war, wie es schon immer sein sollte: auf perfekte Weise nicht perfekt. Sobald ich die wenigen Mühen akzeptiert hatte, machten die kleinen Unbequemlichkeiten, die das Leben ohne Geld unweigerlich mit sich bringt, Spaß.
    Mein Experiment war eine komplette Umstellung meiner Lebensweise. Ich lernte in diesem Jahr mehr als jemals zuvor in einem Zeitraum von zwölf Monaten. Manche Dinge prägten sich unterbewusst ein, so dass ich noch nicht mal gemerkt hatte, dass ich sie gelernt hatte.
    Man sollte andere nicht unterschätzen
    Mit das Schwierigste am Leben ohne Geld war die Vorstellung, was die anderen denken könnten. Die Gesellschaft im Allgemeinen kümmerte mich nicht so sehr, aber ich machte mir Sorgen, dass meine Eltern dachten, ich würde alles über Bord werfen, wofür ich so hart gearbeitet hatte. Diese Sorge stellte sich als völlig unbegründet heraus: Was mich in diesem Jahr am glücklichsten machte, war die Reaktion meiner Eltern. Ich bin nicht sicher, wie sie zu Anfang darüber dachten. Wir sprachen nicht so oft darüber. Ich habe Glück: Selbst wenn sie mit meiner Haltung nicht einverstanden gewesen wären – und das mag sehr wohl so gewesen sein –, hätten sie mich trotzdem bestmöglich unterstützt. Vielleicht war es für sie zunächst schwierig, mit der Situation umzugehen. Sie hatten gesehen, wie ich vier Jahre lang 30 Stunden pro Woche arbeitete, um mein Studium zu finanzieren, und sie hatten mir viel dabei geholfen. Jetzt sahen sie, wie ich allem abschwor.
    Es war interessant für mich zu beobachten, welchen Weg sie einschlugen, seit ich auf meinem unterwegs war. Zu Anfang redete ich viel wirres Zeug, erklärte ihnen, was sie alles falsch machten, dass ich im Recht sei und sie sich ändern müssten. Verständlicherweise entstand eine Mauer zwischen uns, hinter die sich jeder zurückzog, und wir konnten nicht mehr richtig miteinander kommunizieren. Doch ich war es, der sich ändern musste. Was machte meine Meinung richtiger als ihre oder die eines anderen? Ich hörte auf, sie zu bedrängen. Es scheint, als würde das Drängeln von Kindern nur funktionieren, wenn sie versuchen, ihre Eltern zu überreden, mehr zu kaufen und nicht weniger.
    Etwa sechs Monate nach meiner Entscheidung, sie in Ruhe zu lassen, bemerkte ich kleine Veränderungen. Einmal rief mich meine Mutter an und erzählte mir, sie und mein Vater hätten beschlossen, Vegetarier zu werden. Ein anderes Mal erzählte sie mir, sie wolle aufhören, so viel zu kaufen. Allein dadurch, dass ich sie mit Informationen versorgte, ohne zu werten oder darauf zu pochen, im Recht zu sein, fingen meine Eltern an, die Dinge selbst zu hinterfragen. Nicht weil ich ihnen sagte, dass sie das machen sollten, sondern weil sie es wollten. Am Ende standen sie hinter meinen Plänen und meinem Leben ohne Geld. Es gibt zwar keine Anzeichen dafür, dass sie mir auf meinem Weg folgen werden, aber sie stellen ständig ihr eigenes Leben infrage und nehmen beinahe
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