Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Titel: Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung
Autoren: Mark Boyle
Vom Netzwerk:
wöchentlich kleine Änderungen vor. Sie haben mir angeboten, mir beim Aufbau der Gemeinschaft nach Kräften zu helfen. Ich erwarte nicht von ihnen, dass sie so leben wie ich, genauso, wie sie nicht erwarten, dass ich ihr Leben führe. Von ihnen habe ich gelernt, was dafür nötig ist, um nebeneinander auf der Erde bestehen zu können.
    Ich würde niemals empfehlen, nur aufgrund dessen, was andere denken könnten, nicht für die eigenen Überzeugungen einzutreten. Doch ich verstehe langsam, dass ich kein Recht habe, andere für Fehler zu kritisieren, die wir alle haben oder hatten. Es ist viel konstruktiver, sich gegenseitig bei den kleinsten Veränderungen zu unterstützen, von denen die Erde als Ganzes profitiert. Auf diese Weise werden Mauern niedergerissen, und wir können einen echten Dialog führen.
    Ein Kompromiss
    Ich würde gern in einer Welt ohne Geld leben. Kein Zweifel, das ist meine Idealvorstellung. Doch während ich mich so in dieser Welt bewegen und in ihr arbeiten werde, als wäre das eine reale Möglichkeit, weiß der Realist in mir, dass das nicht passieren wird, zumindest nicht, solange ich lebe. Die überwältigende Mehrheit der Menschen hat nicht vor, auf Geld zu verzichten: Sie halten es für ein sehr sinnvolles Werkzeug. Und viele von denen, die Geld gern aufgeben würden, haben mir wiederholt erzählt, dass sie nicht glauben, es zu können.
    Die Unterstützung, die ich im Verlauf des Jahres erfuhr, sowohl von den Medien als auch von der Öffentlichkeit, hat mir im Hinblick auf die Zukunft sehr viel Hoffnung gegeben. Ich glaube fest daran, dass wir die Veränderungen durchführen können, die nach Meinung der Ökologen in aller Welt nötig sind. Eine Änderung, die ich für umsetzbar halte, eine, die realistisch, wenn nicht dringend geboten ist, ist die Hinwendung zu lokalen Währungen. Eine Lokalwährung wird nur innerhalb einer Stadt, eines Dorfes oder eines kleinen Gebiets eingesetzt. Beispiele hierfür im Vereinigten Königreich sind das Totnes und das Lewes Pound, doch es gibt auch Beispiele aus anderen Ländern. Lokale Währungen sind keine gesetzlichen Zahlungsmittel. Vielmehr wird damit eine Art formalisierter Tauschhandel betrieben, bei dem Produkte oder Dienstleistungen gegen eine vereinbarte Menge lokales Geld eingetauscht werden, das der Empfänger dann »ausgeben« kann. Mit lokalen Währungen soll bezweckt werden, dass das »Geld« innerhalb einer Gemeinschaft zirkuliert, Beziehungen zwischen Herstellern und Verbrauchern aufgebaut werden, die Menschen dazu gebracht werden, darüber nachzudenken, wo und wie sie die Währung ausgeben, und dass der Handel und das Geschäftsleben vor Ort angekurbelt werden. Obwohl die Benutzer von lokalen Währungen sich in unterschiedlichem Maße noch immer an der Weltwirtschaft beteiligen müssen, sind solche lokalen Zahlungsmittel ein großer Schritt zur Regionalisierung der Wirtschaft.
    Eine lokale Währung basiert auf Tausch, und daher fehlen ihr einige der tiefer reichenden Vorzüge, die eine Gute-Taten-Wirtschaft meiner Ansicht nach haben könnte. Doch für mich ist sie ein guter Kompromiss. Lokale Währungen sind eine wunderbare Methode, um den Grad der Trennung zwischen dem Konsumenten und dem Konsumgut zu verringern. Die Verwender lokaler Zahlungsmittel können viel besser einschätzen, wie die Herstellungsprozesse ablaufen und ob die Bedürfnisse der Produzenten befriedigt werden. Würden einige Gemeinschaften den kompletten Übergang weg vom heutigen Geldwesen schaffen, wäre dies ein nachhaltiges Lebensmodell, das andere Gemeinschaften nachmachen könnten.
    Eine Gemeinschaft von Selbstversorgern
    Wenn die Leute erfahren, dass ich ohne Geld lebe, nehmen die meisten an, dass ich fast völlig autark sein muss. Das war mein Plan, aber ich lernte schnell, dass Unabhängigkeit einer der größten Mythen in der modernen Gesellschaft ist. Um überleben zu können, sind wir zumindest von Bienen, Regenwürmern und Mikroorganismen abhängig. Mir wurde nicht nur bewusst, dass ich nicht einmal dann komplett autark leben konnte, wenn ich das wollte, ich stellte auch fest, dass ich das gar nicht wollte. In meinem Leben mit am glücklichsten machen mich die Beziehungen, die ich zu Menschen in meiner Gemeinschaft pflege. Was meiner Meinung nach am besten funktioniert – und was ich für am wünschenswertesten halte –, ist, dass eine kleine Zahl von Menschen in Abhängigkeit voneinander arbeitet und gemeinsam eine Gemeinschaft von Selbstversorgern
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher