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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder
Autoren: Wolfgang Ecke
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schiebt entschlossen seine beiden Söhne in einen kleinen Nebenraum. Nicht ohne ihnen zu sagen, daß sie sich ganz still verhalten sollen, solange Mister Rankfield im Büro sei.
    Glücklich, der bedrohlichen Situation für einige Zeit entronnen zu sein, nicken Ola und Jonas eifrig.
    „Wir werden keinen Ton von uns geben, Vater!“ verspricht Jonas.
    „Wir werden auch ganz leise Luft holen!“ erweitert Ola das Versprechen. Doch Olanson wird es kaum mehr gehört haben, denn schon hat er die Tür hinter sich zugezogen.
    „Ich lasse bitten“, weist er den ziemlich ratlos dastehenden Fredrik an.

Mister Rankfields seltsame Wünsche

    Der Mann, der jetzt Olansons Büro betritt, scheint um die Fünfzig herum zu sein.
    Dichtes graues Haar umwallt seinen Kopf wie eine Mähne. Das Gesicht, von unzähligen kleinen Fältchen durchzogen, ist braun gebrannt und ebenso die riesigen Hände, die an Schaufeln erinnern.
    Sein Körper steckt in einem eleganten Pfeffer- und Salz-Anzug, wobei das offene Jackett einen Blick auf eine dunkelblaue Weste mit mattsilbernen Knöpfen zuläßt. Nicht zu übersehen auch die dicke Uhrkette, die sich über den ganzen Brustkorb spannt.
    Am eindrucksvollsten jedoch ist seine Stimme.
    Ein polternder Baß, der wohl bei voller Lautstärke imstande ist, bereits in tiefer Narkose liegende Patienten wieder aufzuwecken.
    Seine grauen Augen blitzen Olanson wohlgefällig an, während seine dröhnende Stimme verkündet:
    „Ich bin Mister Rankfield. Mister Samuel Rankfield.“
    Er streckt Olanson eine der Schaufeln entgegen, in die der Detektiv ohne Zögern einschlägt. Macht einen ganz guten Eindruck, dieser Amerikaner, denkt er dabei und zeigt einladend auf einen Sessel.
    „Bitte, nehmen Sie doch Platz.“
    „Danke, Mister Olanson“, klingt es donnernd durch den Raum, und der Sessel stöhnt unter dem Gewicht der zweihundert Pfund, die sich ihm anvertrauen.
    Olanson denkt an Fredriks Worte und angelt aus seinem Schreibtisch ein Kistchen Zigarren.
    „Darf ich Ihnen eine Zigarre anbieten, Mister Rankfield?“
    „Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich gebe Ihnen einen Korb. So ein alter Kerl wie ich hat seine Gewohnheiten. Und seine Hausmarken.“
    Sagt’s und greift in die Innentasche seines Jacketts. Olanson sieht erschrocken auf das Monstrum, das Rankfield zutage fördert. Das ist keine Zigarre, das ist ein Baumstamm, geht es ihm durch den Kopf.
    Rankfield beißt die Zigarrenspitze ab und spuckt sie in elegantem Bogen auf das Unterteil von Olansons Schirmständer. Dann erklärt er mit starkem amerikanischen Akzent:
    „Diese Sorte lasse ich extra für mich wickeln... Ist sozusagen eine internationale Zigarre. Die Innenblätter stammen aus Sumatra, die Deckblätter aus Kuba und gewickelt werden sie in Amerika.“
    Er hat inzwischen ein Streichholz entzündet und pafft mächtige Rauchwolken zur Decke. Als entsänne er sich plötzlich, hält er auch Olanson einen dieser mindestens zwanzig Zentimeter langen Qualmbalken hin.
    Doch Olanson schüttelt den Kopf und dankt.
    „Ich rauche selten. Und wenn, dann Pfeife.“
    Der Amerikaner nickt dazu... Dann beginnt er:
    „Sie werden sich sicher wundern, daß ich jetzt hiersitze.“
    „In meinem Beruf habe ich mir das Wundern längst abgewöhnt, Mister Rankfield“, erwidert Olanson lächelnd.
    „Sie wissen aber, wer ich bin?“ will Rankfield wissen. „Sie sind der Herr, der ,dem Mann mit dem roten Zylinder’ tausend Dollar geboten hat, wenn er sich zu erkennen gäbe. Sie sind der gleiche Herr, der allen denen fünfhundert Dollar Belohnung anbietet, die Angaben über den Zylindermann machen zu können glauben.“ Mister Rankfield hat still vor sich hinqualmend zugehört.
    „Stimmt“, sagt er jetzt trocken. „Sicher wollen Sie auch wissen, warum ich an diesem Mann so interessiert bin, habe ich recht?“
    Olanson schweigt einige Atemzüge lang. Als er dann zu sprechen anhebt, spürt man die Neugier, mit der er Rankfields Anwesenheit von der ersten Sekunde an bedachte.
    „Zunächst bin ich nur an dem Grund Ihres Besuches interessiert.“
    Rankfield wiegt einige Male mit dem Kopf hin und her. Dann richten sich seine Augen fest auf Olanson.
    „Ich habe mich hier in Stockholm bei mehreren Leuten nach dem tüchtigsten Detektiv erkundigt. Bis auf eine Ausnahme nannten sie alle den Namen Olanson.“
    Olanson quittiert dieses Kompliment mit einem Kopfnicken.
    Rankfield fährt fort.
    „Ich will Sie auch nicht lange auf die Folter spannen. Sie sollen für
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