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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder
Autoren: Wolfgang Ecke
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witzelt Olanson. Doch Hake gibt gekränkt zurück: „Ich habe heute nagelneue Socken an. Wollen Sie sehen?“
    Olanson wehrt erschrocken ab. „Ich glaub’ dir auch so.“ Nachdem er einen Blick auf seine Uhr geworfen hat, setzt er noch hinzu: „Ich gehe jetzt in mein Büro und möchte vor elf Uhr nicht gestört werden.“
    „Und wenn Besucher kommen?“ will Fredrik erstaunt wissen.
    „Sollen heute nachmittag wiederkommen. Ich muß heute noch ein Schreiben in der Göteborger Sache fertigmachen, und dazu muß ich mich konzentrieren. Also, du weißt Bescheid, Fredrik.“
    „In Ordnung, Chef“, nickt der und bläst die Backen auf, als Olanson in seinem Büro verschwunden ist.

    Zum gleichen Zeitpunkt haben auch Jonas und Ola das Extrablatt zu Ende gelesen. Und sie scheinen sehr beeindruckt von dem zu sein, was sie soeben gelesen haben.
    Sie sitzen auf einer Bank in der Nähe des Konzerthauses unmittelbar an der Kungsgatan.
    „Stell dir vor, Ola, fünfhundert Dollar“, schwärmt Jonas und blickt andächtig auf das zerknitterte Druckerzeugnis, das sie neben der Bank aufgelesen haben.
    „Wieviel Kronen werden das wohl sein?“ interessiert sich Ola.
    „Eine ganze Menge“, weiß sein Bruder. „Wir könnten uns jeder einen richtigen Fotoapparat kaufen.“
    „Und einen neuen Fußball!“
    „Einen Feldstecher.“
    „Und ein Paddelboot.“
    „Vielleicht sogar ein Rennrad“, beschließt Jonas den Reigen.
    Doch Ola blickt skeptisch auf seinen Zwillingsbruder und rümpft die Nase.
    „Ein Rennrad ist nicht drin. Das ist viel zu teuer. Höchstens ein gebrauchtes.“
    „Wir könnten ja mal zu Arne Christensen gehen. Der verkauft doch gebrauchte Räder“, schlägt Jonas vor.
    Doch Ola schüttelt den Kopf.
    „Wir können doch nicht zu Christensen gehen, wenn wir keine Öre in der Tasche haben.“
    „Das brauchen wir ihm ja nicht zu sagen.“
    „Erst müssen wir ja mal diese fünfhundert Dollar haben.“
    „Die kriegen wir nie. Ob Vater uns nicht einen Tip geben kann?“
    „Vater hat verboten, daß wir ihn in seinem Büro besuchen“, gibt Ola zu bedenken und malt mit der Fußspitze wilde Figuren auf den Boden.
    „Wir könnten ganz harmlos tun und sagen, daß wir ihm nur dieses Extrablatt bringen wollen.“ Jonas sieht seinen Bruder erwartungsvoll an.
    Und Ola stimmt zu. „Ja, das ist ’ne Idee. Bei dieser Gelegenheit fragen wir das ,Horchgerät’ mal ein bißchen aus.“
    Jonas springt auf. „Machen wir. Komm, Ola.“
    Und mit weit ausholenden Schritten marschieren sie durch die Kungsgatan in Richtung väterliches Büro.
    Dabei ist beiden nicht ganz wohl. Denn Erik Olanson hat den beiden wirklich strikt verboten, ihn zu besuchen. Kinder haben in einem Detektivbüro nichts zu suchen, pflegt er bei solchen Gelegenheiten zu sagen. Und da er dabei immer ein finsteres Gesicht macht, wissen die Zwillinge, daß es nicht ratsam ist, dieses Verbot zu durchbrechen. Da sie aber zu gern ein wenig mit dem Feuer spielen, schleichen sie sich oft in die Nummer 18 der Kungsgatan und fahren mit dem Fahrstuhl auf und ab. Ja, und einmal wurden sie dabei von Erik Olanson erwischt. Er hatte kurzen Prozeß gemacht und beiden Jungen kurzerhand eine Woche Stubenarrest verordnet. Eine verflixt schwere Strafe, wenn man bedenkt, daß das Herumstromern ihre größte Freude ist.

    Als Ola und Jonas vor der Nummer 18 ankommen, wissen sie, daß Vater im Büro ist. Sein Wagen steht vor der Tür.
    Einen Augenblick scheint es, als würden sie es sich noch einmal überlegen. Während sich Ola hinterm Ohr kratzt, spielt Jonas verlegen mit dem Extrablatt, wobei er vorsichtig zu seinem Bruder hinüberschielt. Ja, und in diesem Augenblick scheint ihm ein grandioser Einfall gekommen zu sein. Er atmet merklich auf, als er ihn Ola bekanntgibt.
    „Weißt du was, Ola. Wir sagen einfach: Hier, Vater, wir bringen dir ein Extrablatt. Du bist doch ein Detektiv. Vielleicht interessiert es dich.“
    Diese Erklärung ist so einleuchtend, daß auch Ola erleichtert aufseufzt:
    „Das ist gut. Da kann er uns wenigstens keinen Stubenarrest geben. Bei so einem Grund.“
    Und mutig streben sie der Eingangstür zu. Die Fahrt im Fahrstuhl scheint ewig zu dauern. Doch endlich stehen sie vor der Tür mit der Aufschrift:
    ERIK OLANSON, ERMITTLUNGEN.
    Fredrik Hake fallen fast die Augen aus dem Kopf, als er plötzlich die Zwillinge vor sich auftauchen sieht. Er springt von seinem Stuhl auf und meint:
    „Mensch, ihr habt aber Mut. Kennt ihr das Verbot eures Vaters
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