Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
nicht?“
    Ola sieht etwas lässig auf den doppelt so alten Fredrik, genannt das Horchgerät, und flötet dann:
    „Wir haben ja einen besonderen Grund, Fredrik.“ Doch Fredrik Hake macht eine wegwerfende Handbewegung. „Was ist das schon — ein besonderer Grund. Hier zählen keine besonderen Gründe.“
    Weil er ein wenig laut gesprochen hatte und das auch bemerkt, senkt er unwillkürlich die Stimme: „Ich darf euren Vater nicht stören. Er will keinen Besuch. Und wenn jemand kommt, soll ich ihn auf heute nachmittag vertrösten.“
    Ola und Jonas, einmal bis hierher gekommen, scheint das kein besonders einleuchtendes Argument zu sein. Ola bringt das auch ganz klar zum Ausdruck:
    „Jetzt sind wir hier — jetzt wollen wir auch mit Vater sprechen.“
    Jonas nickt dazu, während Fredrik in einer Art von Verzweiflung mit seinen Händen Abwehrstellung einnimmt.
    „Ihr bringt mich in Teufels Küche, wenn ihr mich zwingt, ihn zu stören. Er hat wichtige Sachen zu bearbeiten. Was ist denn das für ein Grund, den ihr habt?“ Ola sieht auf seinen Bruder.
    „Wollen wir es ihm sagen?“
    „Nein!“ antwortet Jonas entschlossen auf die Frage seines Bruders und macht dazu ein geheimnisvolles Gesicht. Dabei hält er das Extrablatt krampfhaft hinter seinem Rücken versteckt.
    „Dann laßt es sein“, brummt Fredrik beleidigt und wackelt mit den Ohren. Und in gleichgültigem Ton setzt er hinzu:

    „Ich werd’ mich jetzt wieder hinter meinen Schreibtisch setzen und so tun, als wäre außer mir niemand hier.“
    Sagt es — und tut es. Mit langen Schritten schaukelt er seine dünne Figur hinter seinen Schreibtisch, setzt sich hin, greift nach Papier und Bleistift und beginnt zu schreiben. Dazu macht er ein Gesicht, als knoble er über einer Abituraufgabe.
    Das bringt Ola und Jonas aus der Fassung. Bis hierher zu gehen hat der Mut gereicht. Aber auch noch ohne Anmeldung in das Zimmer ihres Vaters vorzudringen — das scheint wenig ratsam zu sein. Fredrik würde die Angelegenheit wesentlich vereinfachen. Außerdem würde sich dann im Ernstfall der Zorn des Herrn Olanson auf drei verteilen. Und das wäre immerhin besser als nur auf zwei.
    Ola beschließt, es auf eine andere Art zu versuchen.
    „Hör zu, Fredrik“, beginnt er mit schmeichelnder Stimme. „Du bist doch unser Freund.“
    Fredrik sieht nicht einmal auf. Unbeirrt fährt Ola fort: „Und wir — wir sind deine Freunde. Jonas und ich. Und unter Freunden...“ Ja, was ist unter Freunden? Ola scheint sich jetzt doch verhaspelt zu haben. Ach was, denkt er. Wozu lange reden.
    „Wir geben dir fünf Zigaretten!“ bietet er beherzt. Die Zwillinge blicken erwartungsvoll auf Fredrik.
    Doch der tut noch immer, als sei er allein im Zimmer.
    „Zehn!“ erhöht Ola vorsichtig sein Angebot.
    Noch immer kein Eingehen auf das Angebot bei Fredrik. Im Gegenteil, Olansons Gehilfe beginnt langsam und andächtig seinen Bleistift zu spitzen. Fast genußvoll prüft er dann die Spitze.
    „Unser letztes Angebot: zwanzig Zigaretten!“
    Fredrik legt jetzt den Bleistift in die Schale zurück, schiebt seinen Stuhl mit den Füßen um einen halben Meter vom Schreibtisch zurück und blickt belustigt auf die Zwillinge.
    „Dreißig“, sagt er dann und läßt das Wort auf der Zunge zergehen. „Dreißig Zigaretten, Marke ,Finteß‘.“ Ola und Jonas sehen sich an. Und als ersterer sich wieder Fredrik zuwendet, scheint er entschlossen, auf Fredriks Forderung einzugehen.
    „Wir sind einverstanden!“
    Fredrik Hake erhebt sich langsam von seinem Stuhl und geht auf die beiden zu. Als er vor Ola steht, greift er nach dessen oberstem Hemdenknopf und sagt dazu: „Natürlich habe ich da noch einige Bedingungen.“
    „Welche Bedingungen?“ will Jonas wissen.
    „Zunächst muß ich wissen, um was es sich handelt! Und was du da so eifrig hinter deinem Rücken versteckst.“
    Ola windet sich ein wenig. Aber dann denkt er: Warum sollen wir es ihm nicht sagen? Vielleicht kann er uns doch einen Rat geben. Und entschlossen, alles zu sagen, beginnt er:
    „Wir wollen Vater ein Extrablatt bringen.“
    „Über den Mann mit dem roten Zylinder“, ergänzt Jonas.
    Fredrik macht ein verblüfftes Gesicht. „Über den Mann mit dem roten Zylinder?“
    „Ja“, sagt Ola. „Wir haben ein Extrablatt gefunden, das wollten wir Vater bringen. Und ihn ein bißchen aushorchen.“ Als er Fredriks breites Lächeln sieht, fährt er gereizt fort: „Jonas und ich wollen uns die Belohnung verdienen.“
    Jetzt grinst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher