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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder
Autoren: Wolfgang Ecke
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mich arbeiten, Mister Olanson. Das ist alles.“
    Erik Olanson, der ähnliches erwartet hatte, nickt wieder.
    „Gut, ich soll für Sie arbeiten. Und was? Handelt es sich um eine Versicherungssache, eine Erbschaftsangelegenheit oder um die Beobachtung bestimmter Personen?“
    „Sie sollen für mich den Mann mit dem roten Zylinder finden. Eine Kleinigkeit für Sie — oder?“
    Olanson starrt Rankfield überrascht an. Diese Art von Auftrag hat er nicht erwartet. Und da er von Anfang an diese geheimnisvolle Figur des Zylinderträgers nicht mochte, liegt er im Widerstreit mit seinen Empfindungen.
    „Warum wollen Sie eigentlich wissen, wer sich hinter dieser Maske verbirgt, Mister Rankfield?“ stellt Olanson die Frage, die Rankfield schon vorhin erwartet hatte.
    Rankfield lehnt sich im Sessel zurück und macht ein paar genießerische Züge, ehe er antwortet. Er beginnt in einem Plauderton, als ob es sich um das Ausprobieren von Hosenträgern handeln würde.

    „Hören Sie, Mister Olanson. Ich bin Geschäftsmann. Und ich bin Sportsmann. Und ich bin ein Mann, der das Außergewöhnliche liebt. Verstehen Sie — das Außergewöhnliche.“ Rankfield macht eine Atempause, um dann ebenso ruhig fortzufahren: „Und wenn nachts jemand in mein Schlafzimmer eindringt, ohne daß ich es sofort höre, dann ist das — etwas sehr Außergewöhnliches. Können Sie mir folgen?“
    Erik Olanson macht eine Handbewegung, die soviel besagen soll wie „erzählen Sie weiter“.
    „Es ist deshalb so außergewöhnlich“, spinnt Rankfield den Faden weiter, „weil Samuel Rankfield den leichtesten Schlaf der Vereinigten Staaten von Amerika hat. Ich will den Mann kennenlernen, der dieses Kunststück fertigbrachte, unbemerkt in ein Zimmer einzusteigen, in dem ich schlief. Persönlich möchte ich ihn kennenlernen. Er gefällt mir.“
    Olanson denkt kurz nach.
    „Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie den Mann mit dem roten Zylinder in mehreren Zeitungen aufgefordert, sich zu erkennen zu geben.“
    Rankfield nickt.
    „Er will nicht. Aber ich will. Ich will den Mann kennenlernen.“ Als er Olansons spöttische Miene sieht, sagt er mit einer weit ausholenden Geste seiner Arme: „Betrachten Sie es meinetwegen als fixe Idee oder als Spleen. Genaugenommen hat sich mein Wunsch seit dem gestrigen Vorfall bei Madame Dupont verzehnfacht. Deshalb auch meine allgemeine Belohnung.“ — Als Erik Olanson nicht gleich antwortet, richtet sich der Amerikaner unvermittelt auf. Seine eben noch leise Stimme ist jetzt laut und hallend:
    „Ich biete Ihnen für den Fall der Lösung tausend gute und harte amerikanische Dollar. Dazu einen täglichen Spesensatz, den Sie selbst bestimmen können. Darüber hinaus komme ich für alle Nebenkosten auf, die sich im Zusammenhang mit der Aufklärung ergeben. Schlagen Sie ein, Mister Olanson.“
    Rankfield streckt Olanson seine gewaltige Rechte hin. Erik Olanson, der erstaunt den Worten Rankfields gelauscht hat, spürt, wie ihn die Sache zu reizen beginnt. Nicht des Geldes wegen, nein — es ist die Sache an sich. Wer ist der Mann mit dem roten Zylinder, fragen außer Mister Rankfield Tausende von Stockholmer Bürgern. Warum sollte er, Olanson, nicht versuchen, dieses Rätsel zu lösen. Wäre er nicht der bekannteste Mann von Stockholm, wenn ihm die Entlarvung des Mannes mit dem roten Zylinder gelänge?
    Ein letztes Zögern.
    Rankfield hält noch immer seine Hand Olanson entgegen.
    Da schlägt Erik Olanson ein.
    Er wird den Mann mit dem roten Zylinder finden. Denkt er.
    Nachdem sie sich noch eine Zeitlang über Nebensächlichkeiten unterhalten und auch eine tägliche telefonische Berichterstattung vereinbart haben, verabschiedet sich Mister Samuel Rankfield.
    Olanson ist mit zwei Schritten an der Tür zu dem kleinen Nebenzimmer, in dem Jonas und Ola warten. Als er die Tür öffnet, sitzen die beiden brav und still auf zwei Stühlen und sehen ihm erwartungsvoll entgegen.
    „Habt ihr etwas gehört?“ fragt Erik Olanson seine Zwillinge mit gemacht finsterem Gesicht. Und Ola antwortet mit dem harmlosesten Gesicht der Welt: „Aber Vater, wir lauschen doch nicht.“
    Olanson ist noch mit dem Besuch Rankfields beschäftigt. Es entgeht ihm ganz, daß die Erwiderung Olas eigentlich keine Antwort auf seine Frage war.
    Aber schließlich kann auch einem Detektiv einmal ein Fehler unterlaufen.
    „Verschwindet jetzt nach Hause und sagt Mutter, daß es heute abend spät werden kann. Sie soll nicht auf mich warten.“
    Die Zwillinge
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