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Der Mann, der kein Mörder war

Der Mann, der kein Mörder war

Titel: Der Mann, der kein Mörder war
Autoren: Michael Hjorth , Rosenfeldt
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weit von dem Punkt entfernt sein, wo wir uns wieder treffen sollen», sagte Emma und zeigte auf die Karte.
    «Ja, aber ihr habt natürlich recht, die anderen sind hinter uns, also können wir auch genauso gut auf sie warten», schlug Joakim versuchsweise vor.
    «Ich dachte, du wolltest als Erster da sein. Du bist doch losgestürmt wie ein D-Zug», erwiderte Alice. Die Mädchen lachten, und Joakim genoss das angenehme Gefühl, mit so hübschen Mädchen zusammen zu lachen. Er knuffte Alice scherzhaft.
    «Aber du hast doch ganz gut mitgehalten!»
    Sie fingen an, sich gegenseitig zu jagen. Joakim und die Mädchen rannten zwischen den Wasserpfützen umher, zunächst ziellos, doch als Emma in einer Pfütze stolperte, begannen sie sich gegenseitig nass zu spritzen. Das machte wesentlich mehr Spaß als die langweilige Suchkette, fand Joakim. Er rannte Emma nach und bekam für eine Sekunde ihren Arm zu fassen. Sie riss sich los und versuchte, ihm wieder zu entkommen. Doch ihr linker Fuß verkeilte sich unter einer Wurzel, und Emma verlor das Gleichgewicht. Einen Moment lang sah es so aus, als käme sie wieder auf die Beine, aber der Boden rings um ein großes Wasserloch war vom Schlamm glitschig, und sie fiel bis zur Hüfte hinein. Joakim lachte, und Emma schrie. Als sich Joakim wieder beruhigt hatte, ging er zu ihr. Aber Emma schrie noch lauter. Merkwürdig, dachte Joakim. So gefährlich war das doch nun auch wieder nicht. Das bisschen Wasser. Dann sah er den weißen, bleichen Körper, der direkt vor Emma aus dem Wasser ragte. Als hätte er dort unter der Oberfläche gelegen und seinem Opfer aufgelauert. Die Ausgelassenheit ihres Spiels war wie weggeblasen, Panik und Übelkeit packte die drei. Emma übergab sich, und Alice schluchzte. Joakim stand wie versteinert da und starrte auf das Bild, das ihn für den Rest seines Lebens verfolgen würde.
     
     
    Haraldsson lag im Bett und döste. Jenny lag neben ihm, die Fußsohlen in die Matratze gestemmt und mit einem Kissen unter dem Po. Sie hatte die Angelegenheit nicht in die Länge ziehen wollen.
    «Es ist besser, wir erledigen es gleich, dann schaffen wir noch einen Durchgang, bevor ich wieder zurückmuss», hatte sie gesagt.
    Erledigen. Gab es ein unromantischeres Wort? Haraldsson bezweifelte das. Aber jetzt war es eben erledigt, und er schlummerte. Irgendwo hörte jemand Abba: «Ring Ring».
    «Das ist dein Handy.» Jenny stupste ihn in die Seite. Haraldsson schreckte hoch in dem Bewusstsein, dass er sich eigentlich nicht im Bett an der Seite seiner Frau befinden durfte. Er riss seine Hose vom Boden und kramte das Handy aus der Tasche. Tatsächlich. Hanser. Er holte tief Luft und nahm das Gespräch an. Auch diesmal waren es nur sechs Wörter.
    «Wo zum Teufel steckst du wieder?!»
     
     
    Hanser knallte irritiert den Hörer auf. «Den Fuß verstaucht.» Zum Teufel. Sie hatte nicht übel Lust, zum Krankenhaus zu fahren, oder wenigstens eine Streife dorthin zu schicken, um die Lügen dieses Idioten zu entlarven. Aber sie hatte keine Zeit für so etwas. Von einem Moment auf den anderen war sie für die Aufklärung eines Mordes zuständig. Und es machte die Sache nicht gerade leichter für sie, dass der Leiter der Einsatztruppe rund um Listakärr nicht vor Ort gewesen war und sich obendrein dazu hatte breitschlagen lassen, minderjährige Pfadfinder an der Suchaktion zu beteiligen. Kinder, für die sie nun psychologische Hilfe organisieren musste, weil eines von ihnen in einen Tümpel gefallen war und beim Aufstehen eine Leiche an die Oberfläche befördert hatte.
    Hanser schüttelte den Kopf. Bei dieser Vermisstenmeldung war alles schiefgelaufen. Einfach alles. Jetzt mussten die Fehler ein Ende haben. Von nun an mussten sie alles richtig machen. Professionell sein. Sie starrte das Telefon an. Ihr war ein Gedanke gekommen. Es wäre ein großer Schritt. Zu früh, würden viele denken. Eventuell würde es ihre Autorität schwächen. Aber sie hatte sich selbst vor langer Zeit geschworen, nicht vor unbequemen Entscheidungen zurückzuschrecken. Dafür stand zu viel auf dem Spiel.
    Ein Junge war tot.
    Ermordet.
    Es war an der Zeit, mit den Besten zusammenzuarbeiten.
     
     
    «Ein Gespräch für dich», sagte Vanja, als sie ihren Kopf durch Torkel Höglunds Tür steckte. Sein Büro war wie fast alles an Torkel: nüchtern und schlicht. Kein Schnickschnack, nichts Wertvolles, kaum etwas Persönliches. Mit den Möbeln, die Torkel aus irgendeinem Zentrallager beschafft hatte, vermittelte
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