Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
die Hinterbeine und tänzelte auf den Revolver zu. Der Junge stutzte sekundenlang, Mallory machte einen Satz, die Waffe ging los, und der Aufschlag der Kugel wirbelte Knolle einmal um die eigene Achse. Blut spritzte auf den Teppich.
    Kipling sackte in sich zusammen, seine Augen schlossen sich, das Kinn fiel ihm auf die Brust. Mallory ging mit dem Jungen zu Boden. Der Revolver lag jetzt wieder in ihrer Hand.
    »Saubere Arbeit!« Sie hielt Justin mit einem Bein am Boden fest und sah zu Charles hoch.
    In einer Hand hielt er noch immer krampfhaft klickend den Colt, der anderen entfiel die noch ungeöffnete Schachtel mit der Munition.
    »Du hast bestimmt noch nie einen Revolver geladen, Charles …«
    »Nein.«
    Er war ohne Deckung und mit ungeladener Waffe auf den Jungen losgegangen, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Und die Erklärung dieses erstaunlichen Verhaltens war wohl, dass keine Kugel im Colt gewesen war. Er hätte nie auf ein Kind geschossen. Zivilisten machen so was nicht. Charles war ein eher weicher, kultivierter Mensch, aber in einer für ihn typischen Mischung aus Mut und verquerem Denken hatte er sein Leben eingesetzt, um das Feuer auf sich zu ziehen und ihr den nötigen Freiraum zu schaffen.
    Jetzt stürmten Riker und Martin mit gezogener Waffe herein und staunten den gefesselten Kipling und den unter Mallory festgeklemmten Justin Riccalo an.
    Riker hockte sich neben Mallory, holte die Handschellen heraus und fesselte Justin die Hände auf dem Rücken.
    »Wo kommt ihr denn so schnell her?«, fragte Mallory misstrauisch.
    »Ich bin aufmerksam geworden, als Charles wie ein Verrückter an uns vorbeirannte.« Riker angelte einen kleinen Gegenstand aus seinem Ohr. »Der große Lauschangriff hat sich diesmal echt gelohnt. Bei meinem letzten Besuch hier hab ich nämlich eine streng verbotene Wanze eingebaut. Von dir kann man so einiges lernen.« Er griff in die Vorhangmassen, die sich auf dem Boden bauschten. »Ganz schön chaotisch, Mallory. Nicht dein Stil.«
    Martin steckte die Waffe weg. »Nur der Ton war mies. Da war immer so ein komisches Brummen im Hintergrund, als wenn irgendwo ein Kleinmotor läuft. Riker wollte mir weismachen, dass es ein schnarchender Kater ist. Der denkt wohl, ich fall auf alles rein.«
    Riker nickte zu Charles hinüber. »Ob du da wohl was machen könntest? Diese Klickerei geht mir auf den Keks.«
    Mallory nahm Charles mit einem energischen Griff die Waffe weg und legte ihre Hand über seine noch immer krampfhaft zuckenden Finger. Er und Justin Riccalo sahen sich lange an, dann zog sich der Junge in sich selbst zurück, und es berührte sie ganz seltsam, dass er einen Flunsch zog wie ein richtiges Kind, das sich über etwas ärgert.
    Martin stand vor dem gefesselten Kipling. »Ist er tot?«
    »Nein. Als es knallte, ist er in Ohnmacht gefallen.«
    Mallory und Riker sahen sich an. Ich kenne doch meine Pappenheimer, signalisierte ihr Blick. Er hob den Daumen. Astrein! Martin holte seine Handschellen heraus.
    Riker winkte ab. »Sicherer als Mallorys Knoten sind die auch nicht. Am besten tragen wir ihn so, wie er ist, aus dem Haus.«
    Martin grinste. »Gute Idee.« Er deutete auf den blutbespritzten Teppich. »Wen hat’s denn erwischt?«
    Als Antwort schleppte sich ein maunzendes Etwas mühselig bis zu Mallory und färbte ihre weißen Laufschuhe rot.
    »Ich war’s nicht«, sagte Mallory.
    »Du wirst begeistert sein, Mallory!«
    Betty Hyde schob die Kassette ein. Vor den Coventry Arms stand, flankiert von zwei Polizeibeamten, Richter Heart. Eine junge Reporterin hielt ihm ein Mikrophon unter die Nase und fragte, ob es stimme, dass der Staatsanwalt die Anweisung gegeben habe, die Leiche seiner Mutter exhumieren zu lassen.
    Der Richter ging auf die Frau los, schlug ihr mit einer geballten Faust das Mikrophon aus der Hand und zielte mit der anderen nach dem Kameramann. Dann sah man nur noch die Füße der Polizisten, die um die Füße des Richters herumtanzten, um ihn von der Reporterin wegzuziehen. »Sie tun mir weh, Sie Arsch –«
    »Warum der Richter eine Polizeieskorte hatte, können Sie mir wohl auch nicht erklären, was?«, fragte Betty Hyde.
    »Irgendjemand hat mir erzählt, dass ein amtsärztlicher Mitarbeiter einen Kriminalbeamten in einem Erpressungsfall belastet hat. Die Polizisten wollten wohl den Richter fragen, ob er etwas darüber weiß. Aber wohlgemerkt – ich habe nichts gesagt …«
    »Alles klar. Schönen Dank, dass Sie mir den Richter auf dem Silbertablett
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher