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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman
Autoren: PeP eBooks
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dämlichen Pillen hergekrochen – sie wusste ja nicht, dass es die falschen waren –, von einem Zimmer zum anderen, und ich bin neben ihr hergegangen und hab das Röhrchen immer ein Stück weitergekickt. Sie hat geheult und geflucht und war total daneben vor Angst. Tierisch gut war das. Sie hätten ihr Gesicht sehen sollen, als sie starb.«
    »Und deine erste Stiefmutter hast du auch umgebracht?«
    »Klarer Fall. Die hat auch keinem was von den Sachen erzählt, die durch die Luft flogen. Sie hat geglaubt, sie wird verrückt. Wahrscheinlich war sie’s vorher schon halb.«
    »Aber sie hatte nichts mit dem Herzen.«
    »Nein. Dafür war sie mal in der Psychiatrie gewesen, so einer nimmt man einen Selbstmord anstandslos ab. Eigentlich hätte vor das Fenster eine Kindersicherung gehört, das ist Vorschrift.«
    »Nach dem polizeiärztlichen Befund waren beide Frauen allein, als sie starben.«
    »Ja. Ich hatte eigentlich Schule, aber in der Tanner School sind sie so unheimlich progressiv, dass sie den Schülern auf Ehrenwort noch den größten Mist glauben. So richtig nachgefragt hat aber auch keiner, die sind einfach davon ausgegangen, dass ich nicht zu Hause war, und Schluss. Es waren ja auch keine irgendwie verdächtigen Todesfälle.«
    Amanda schwebte wie wesenlos neben ihm die Treppe hoch. »Noch drei Stockwerke. Du hättest den Aufzug nehmen sollen, Charles.«
    »Wem sagst du das …« Er hatte Seitenstiche von der ungewohnten Anstrengung, und in seinen Lungen brannte es, als hätte er Feuer geschluckt.
    »Hast du dir die eine oder andere Trophäe aufgehoben, Justin? Ich frage nur aus beruflichem Interesse. Alle berühmten Serienkiller haben Andenken an ihre Morde aufbewahrt.«
    »Das Röhrchen mit den vertauschten Pillen habe ich noch und die Sachen, die ich für die Tricks bei meiner ersten Stiefmutter gebraucht habe.«
    »Wie hast du sie dazu gebracht, aus dem Fenster zu springen?«
    »Springen ist zu viel gesagt. Ich hatte das Fenster aufgemacht. Es war ein hohes Fenster. Dann habe ich ein Messer an eine Schnur gebunden, die oben an der Decke entlanglief. An der Lichtschiene. Danach hab ich es so eingerichtet, dass sie mit dem Rücken zum Fenster stand. Wenn man ein Messer auf sich zuschweben sieht, tritt man unwillkürlich einen Schritt zurück. Ich brauchte ihr nur noch einen Schubs zu geben, aber das war der kritische Moment. Inzwischen hatte sie gemerkt, was los war, und wollte mich mitnehmen. Ganz ohne Risiko geht’s eben manchmal nicht ab.«
    »Aber deine zweite Stiefmutter hat deinem Vater von den Gegenständen erzählt, die bei euch zu Hause durch die Luft fliegen.«
    »Ja, da hab ich wohl einen Fehler gemacht. Ich hätte Sally erst besser kennenlernen sollen. Ich wusste ja nicht, dass sie zu diesen New-Age-Typen gehört, die es mit dem Übersinnlichen haben. Aber es ist dann doch noch alles gutgegangen. Inzwischen ist sie als Hysterikerin ausgewiesen.«
    »Du hast also immer noch vor, sie umzubringen.«
    »Ja, natürlich. Eine Nutte weniger. Aber jetzt sind erst mal Sie dran. War schön mit Ihnen, Mallory. Ehrlich.«
    Der Junge hob den Revolver.
    »Halt mal! Denk an die Sicherung!«
    »Ein Revolver hat keine Sicherung. Guter Versuch, Mallory. Was haben Sie sonst noch auf Lager?«
    »Früher gab’s mal eine Sendung, die hieß Hinter Ihnen steht einer … «
    »Kenne ich. Irgendwann wiederholen die vom Fernsehen auch noch den ältesten Schrott.«
    Charles Butler stand in der Diele. Er hatte Markowitz’ Colt in der Hand und sah leicht zerstreut zur Seite und nach unten. Was war los mit ihm?
    Lass mich nicht im Stich, Charles.
    »Dann nimmst du es sicher nicht übel, wenn ich dem Typ hinter dir sage, er soll schießen?«
    Charles sah sie mit großen Augen an und schüttelte langsam den Kopf.
    Lass mich nicht im Stich, Charles.
    Der Junge lächelte. »Das waren Ihre letzten Worte, Mallory. Die nimmt Ihnen keiner übel.« Der Revolverlauf richtete sich auf ihr Gesicht. »Schieß, Charles«, rief sie.
    Charles hob den Colt und drückte ab. Einmal. Noch einmal. Immer wieder. Bei jedem Klicken des leeren Colts kam er einen Schritt näher.
    Der Junge hatte sich umgedreht und sah den langen Menschen mit den traurigen Augen groß an.
    Mallory machte eine Bewegung, und der Kopf des Jungen ruckte wieder zu ihr herum. Einen Augenblick schwankte er noch, dann entschied er sich für die größere Gefahr und richtete die Waffe auf Charles. In diesem Moment kam der Kater unter der Couch hervor, stellte sich elegant auf
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