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Der Mann am Strand

Der Mann am Strand

Titel: Der Mann am Strand
Autoren: Henning Mankell
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seinem Gespräch mit Martin Stenholm in Svarte.
    28
    "Ich weiß nicht, was es ist", sagte er. "Aber ich werde das Gefühl nicht los, daß wir die Lösung im Haus dieses Arztes finden werden."
    "Ein Arzt kennt sich mit Gift aus", sagte Rydberg. "Das ist schon mal ein Anfang."
    "Da hast du natürlich recht", erwiderte Wallander. "Aber es ist noch etwas anderes. Ich komme nur nicht darauf, was es ist."
    "Soll ich die Register durchgehen?" fragte Hansson. "Schade, daß Martinsson krank ist. Er kann das am besten."
    Wallander nickte. Dann kam ihm plötzlich ein Gedanke.
    "Suche auch nach seiner Frau. Kajsa Stenholm."
    Es kam das Wochenende mit der Walpurgisnacht, und die Ermittlung ruhte. Wallander verbrachte einen großen Teil der freien Zeit draußen bei seinem Vater. An einen Nachmittag strich er seine Küche. Er rief auch Rydberg an und sprach mit ihm. Er hatte keinen anderen Anlaß, als daß Rydberg genauso allein war wie er selbst. Doch als Wallander anrief, war Rydberg angetrunken gewesen, und ihr Gespräch war schnell beendet.
    Am Montag, dem 4. Mai, war Wallander früh im Präsidium. Während er darauf wartete zu erfahren, was Hansson eventuell in seinen Regi-stern gefunden hatte, beschäftigte er sich mit der Autoschmuggler-bande.
    Erst am Tag danach, kurz nach elf Uhr, kam Hansson in sein Zimmer.
    "Ich finde nichts über Martin Stenholm", sagte er. "Er hat vermutlich während seines ganzen Lebens nie etwas Verbotenes getan."
    Wallander war nicht verwundert. Er war sich die ganze Zeit bewußt gewesen, daß sie vielleicht auf dem Weg in eine Sackgasse waren.
    "Und die Frau?" fragte er.
    Hansson schüttelte den Kopf. "Noch weniger", sagte Hansson. "Sie war viele Jahre Staatsanwältin in Nynäshamn."
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    Hansson legte einen Aktenordner mit Papieren auf Wallanders Schreibtisch. "Ich rede noch einmal mit den Taxifahrern", sagte er.
    "Vielleicht haben sie trotz allem irgend etwas gesehen."
    Als Wallander allein war, zog er den Aktenordner zu sich, den Hansson ihm auf den Schreibtisch gelegt hatte. Er brauchte eine Stunde, um den Inhalt genau durchzuarbeiten. Hansson hatte ausnahmsweise einmal nichts übersehen. Trotzdem wußte Wallander, daß Göran Alexanderssons Tod mit dem alten Arzt zu tun hatte. Er wußte es, ohne es begründen zu können, wie so häufig zuvor. Zwar mißtraute er seiner eigenen Intuition, aber er konnte nicht abstreiten, daß sie ihn häufig richtig geleitet hatte. Er rief Rydberg an, der sofort zu ihm herüberkam.
    Wallander gab ihm den Aktenordner. "Lies das mal durch", sagte er.
    "Weder Hansson noch ich können irgend etwas Auffälliges entdecken.
    Aber ich bin sicher, daß wir etwas übersehen."
    "Hansson können wir uns schenken", meinte Rydberg und machte keinen Hehl daraus, daß sein Respekt vor dem Kollegen sich in Gren-zen hielt.
    Am späten Nachmittag reichte Rydberg Wallander den Ordner wieder herein und schüttelte den Kopf. Auch er hatte nichts gefunden.
    "Wir müssen wieder von vorn anfangen", sagte Wallander. "Wir treffen uns hier morgen früh und entscheiden, wie wir weiter vorgehen wollen."
    Kurz danach verließ Wallander das Präsidium und fuhr nach Svarte.
    Wieder machte er einen langen Spaziergang am Strand. Er traf nie-manden. Danach saß er im Auto und las den Ordner, den er von Hansson bekommen hatte, noch einmal durch. Was sehe ich nicht? dachte er. Es gibt einen Zusammenhang zwischen diesem Arzt und Göran Alexandersson. Nur ich erkenne ihn noch nicht.
    Er fuhr nach Ystad zurück und nahm den Ordner mit nach Hause in die Mariagata. Seit sie vor vierzehn Jahren nach Ystad gezogen waren, wohnten sie in derselben Dreizimmerwohnung.
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    Er versuchte sich zu entspannen, aber der Ordner ließ ihm keine Ruhe. Spät am Abend, als es schon auf Mitternacht zuging, setzte er sich an den Küchentisch und ging das Ganze noch einmal durch.
    Obwohl er inzwischen sehr müde war, fiel ihm jetzt plötzlich ein Detail auf. Natürlich konnte es bedeutungslos sein. Doch er beschloß, es gleich am nächsten Morgen zu untersuchen.
    In dieser Nacht schlief er schlecht.
    Kurz vor sieben war er wieder im Präsidium. Über Ystad fiel ein leichter Nieselregen. Wallander wußte, daß der Mann, den er jetzt aufsu-chen wollte, ein ebenso früher Vogel war wie er selbst. Er ging hinüber in den Flügel des Gebäudes, in dem die Staatsanwaltschaft ihre Räume hatte, und klopfte an Per Åkesons Tür. Wie üblich herrschte dort drinnen große Unordnung. Åkeson und Wallander arbeiteten seit vielen Jahren
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