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Der Mann am Strand

Der Mann am Strand

Titel: Der Mann am Strand
Autoren: Henning Mankell
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schläft nicht", sagte der Mann. "Gehen Sie zu ihr und fragen Sie, was Sie wollen."
    Wallander trat ans Bett. Ihr Gesicht war so abgemagert, daß die Haut sich über den Knochen spannte.
    Im gleichen Augenblick sah Wallander, daß sie tot war. Er wandte sich heftig um. Der alte Mann war in der Türöffnung stehengeblieben. Er richtete eine Pistole auf Wallander.
    "Ich wußte, daß Sie kommen würden", sagte er. "Deshalb konnte sie ebensogut sterben."
    "Nehmen Sie die Pistole fort", sagte Wallander.
    Stenholm schüttelte den Kopf. Wallander spürte, wie die Angst ihn lähmte.
    Dann ging alles sehr schnell. Stenholm richtete plötzlich die Pistole auf seine eigene Schläfe und drückte ab. Der Knall hallte im Raum wieder. Von der Wucht des Schusses wurde der Mann fast durch die Tür hinausgeschleudert. Das Blut war über die Wände gespritzt. Wallander war nahe daran, in Ohnmacht zu fallen. Dann stürzte er durch die Tür und die Treppe hinunter. Er wählte die Nummer des Polizeipräsidiums. Ebba nahm ab.
    "Hansson oder Rydberg", sagte er. "Und zwar verdammt schnell."
    Rydberg nahm ab.
    "Es ist vorbei", sagte Wallander. "Kleine Besetzung in das Haus in Svarte. Ich habe zwei Tote hier."
    "Hast du sie getötet? Was ist passiert?" fragte Rydberg. "Bist du verletzt? Warum bist du allein da hinausgefahren, verdammt noch mal?"
    "Ich weiß nicht", sagte Wallander. "Macht schnell. Ich bin unverletzt."
    Wallander wartete vor dem Haus. Der Strand war nebelverhangen. Er dachte daran, was der alte Arzt gesagt hatte: über die zunehmende Zahl der Verbrechen. Über die zunehmende Brutalität. Wallander hatte oft das gleiche gedacht. Er hatte gedacht, daß er ein Polizeibe-amter war, der eigentlich schon einer anderen Zeit angehörte. Und 39
    das, obwohl er erst vierzig war. Vielleicht brauchte die Gegenwart andere Polizisten?
    Er wartete im Nebel auf die Kollegen aus Ystad. Er fühlte sich elend.
    Wieder einmal hatte er gegen seinen Willen in einer Tragödie mitge-spielt. Er fragte sich, wie lange er das noch aushalten würde.
    Als der Wagen kam, stieg Rydberg als erster aus. Wallander war für ihn ein schwarzer Schatten im weißen Nebel.
    "Was ist passiert?" fragte Rydberg.
    "Wir haben den Fall des Mannes gelöst, der im Fond von Stenbergs Taxi gestorben ist", sagte Wallander einfach.
    Er sah, daß Rydberg auf eine Fortsetzung wartete, die nicht kommen würde.
    "Das ist alles", sagte er. "Das ist alles, was wir getan haben."
    Dann drehte Wallander sich um und ging hinunter zum Strand. Nach kurzer Zeit hatte der Nebel ihn verschluckt.
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