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Der magische Reiter reiter1

Der magische Reiter reiter1

Titel: Der magische Reiter reiter1
Autoren: britain
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starrte auf sie herunter und wieherte. Die Dunkelheit brach herein.
    »Soll das heißen, es ist an der Zeit aufzubrechen?«
    Das Pferd wartete schon auf der Straße auf sie.
    »Ja doch, in Ordnung.«
    Sie trotteten weiter die Straße entlang, und Singdrosseln tirilierten im Dämmerschein. Das Pferd drängte Karigan dazu, die Nacht durchzureiten. Es war ein unbequemer Ritt, wenn auch nicht mehr ganz so schlimm wie das schmerzhafte, zähneklappernde Gehopse des Tages.

    Die Wälder und die verlassene Straße nahmen eine neue, unheimliche Beschaffenheit an, als sie so dahinritt. Die Äste der Bäume verschränkten sich zu finsteren Skeletten, und Wolken verhüllten den Mond und die Sterne. Ihr Atem schickte stoßweise Nebelgespinste in die Luft, und Karigan war froh um die Wärme, die der Mantel ihr bot.
    Mehrmals warf sie einen Blick über die Schulter, weil sie glaubte, dass ihr jemand folgte. Als sie niemanden sah, schlang sie den Mantel fester um sich und wollte einige einfache Lieder singen, doch sie blieben ihr im Hals stecken.
    »Kann mir sowieso keine Melodie merken«, murmelte sie. Sie trieb das Pferd zu einem leichten Galopp an, doch sie hatte noch immer das Gefühl, als bohrten sich unsichtbare Augen in ihren Rücken.

VERSCHWINDIBUS

    Als öde und grau der Morgen anbrach, hing Karigan vornübergeneigt im Sattel. Sie war erschöpft. Das Gefühl, beobachtet zu werden, war mit dem ersten Licht verschwunden, und sie fühlte sich endlich wieder sicher genug, um haltzumachen und eine Rast einzulegen.
    Sie ließ sich vom Rücken des Pferdes gleiten, kam auf wackeligen Beinen zum Stehen und stöhnte auf. Im Reiten hatte sie immer zu den Besten gehört, doch nichts hatte sie auf einen solchen Dauerritt vorbereitet. Zu müde, um auch nur etwas zu essen, löste sie den Sattelgurt, damit auch das Pferd es etwas bequemer hatte, wickelte sich in ihre verschmutzte Decke und sank in tiefen Schlaf.
     
    Sie schätzte, dass es schon früher Vormittag war, als sie erwachte. Graue Wolken verhießen Regen. Sie lehnte sich an eine knorrige Esche, ließ die kalten Hände in die Manteltaschen gleiten und fand zu ihrem Erstaunen ein Stück Papier. Neugierig faltete sie den brüchigen weißen Zettel auseinander. Es war eine in geschwungener Handschrift abgefasste Nachricht, an eine Lady Estora gerichtet.
    »Ein Schreiben von unserem toten Boten?«, fragte sie das Pferd. Es blinzelte sie mit seinen langen Wimpern an.
    Sie zögerte, die Nachricht zu lesen. Sie war weder an sie gerichtet noch für sie gedacht, und Karigan fürchtete, in jemandes Privatsphäre einzudringen. Doch der Bote war tot; wenn sie das Schreiben las, konnte ihm das nicht mehr schaden – und vielleicht fand sie auf diese Weise heraus, wer Lady Estora war, und konnte ihr die Nachricht eines Tages überbringen. Nachdem sie sich diese vernünftigen Gründe vor Augen geführt hatte, nahm sie das Schreiben wieder mit besserem Gewissen zur Hand – bis sie erkannte, dass es sich um einen Liebesbrief handelte. Ihre Wangen brannten, als sie las:
    Meine liebste Lady Estora,
    wie sehr ich Euch in diesen letzten zwei Monaten vermisst habe, Euer verführerisches Lächeln und Eure fröhlichen Augen. Das Wissen, dass bis zu dem Tag, an dem wir uns wiedersehen, noch ein langer Monat vergehen wird, macht mir das Herz schwer. Mein Bruder beharrt zwar darauf, es sei keine Liebe, doch was weiß er schon davon? Er hat noch nie eine Menschenseele geliebt.
    Karigan überflog die privaten Liebesbeteuerungen, bis sie am letzten Abschnitt angelangte.
    Ohne Euch ist es schrecklich einsam, und um mich guten Mutes zu erhalten, denke ich holde Gedanken und schmiede Pläne für unsere Hochzeit im Frühling. Sorgt Euch nicht – nicht einmal schwarze Pfeile könnten mich von Euch fernhalten.
    In liebender Ehrerbietung
    F’ryan Coblebay

    Karigan presste den Zettel an ihre Brust und seufzte tief bei der Vorstellung, dass Lady Estora sicher die schönste Frau auf der Welt war und wie verzweifelt sie über den Tod ihres Geliebten F’ryan Coblebay sein würde.
    F’ryan Coblebay. Der Bote, dem sie geschworen hatte, dem König eine Botschaft zu überbringen. Der tote Grüne Reiter. Er war nicht länger namenlos. Wie schicksalhaft seine letzte Bemerkung über schwarze Pfeile doch gewesen war.
    Das Pferd riss den Kopf hoch und stellte die Ohren auf.
    Karigan schüttelte ihre Tagträume ab. »Stimmt etwas nicht? Was hörst du?«
    Das Pferd scharrte mit den Hufen. Sein Unbehagen war Karigan Antwort
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