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Der magische Reif

Der magische Reif

Titel: Der magische Reif
Autoren: Guillaume Prévost
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besonders objektiv, doch er glaubte dort zwei Kinder zu erkennen, einen Jungen und ein Mädchen, in Gesellschaft des Hohepriesters. Auf dem ersten der fünf Bilder lief Setni, seinen Stein in der Hand, durch einen langen Gang hinter den beiden her – wie auf der Zugfahrt nach Chicago! Auf dem zweiten schaltete sich der Hohepriester ein, um die beiden Kinder vor einer Schlägerbande zu beschützen -Paxtons Bande! Im dritten standen die drei um die Karte der Sonnensteine herum und unterhielten sich, und auf dem vierten war die Rede von einem Architekten, auch einem Zeitreisenden, der eine Stufenpyramide baute – offensichtlich Imhotep, dem Setni bei diesem Anlass die Geschichte erzählt hatte. Auf dem fünften schließlich sah man eine seltsame Zeremonie: Der Hohepriester stand vor einem knienden Jungen und streckte ihm den Sonnenstein entgegen. Der Junge nahm ihn mit geschlossenen Augen und zum Himmel gekehrten Handflächen entgegen, als übernehme er eine wichtige Mission.
    An dieser Vignette blieb Samuels Blick lange hängen. Die ersten vier Kapitel hatten sein Zusammentreffen mit dem Hohepriester m Saint Mary ziemlich genau nachgezeichnet, das fünfte dagegen schien sich von der Wahrheit zu entfernen. Oder sollte man es eher als Symbol verstehen? Als eine Art Übergabe des Stabs? Setni hatte in der Tat angedeutet, dass Samuel einen ausgezeichneten Hüter des Sonnensteins abgeben würde . . . Allerdings hatte der seines Wissens diesen Auftrag nie angenommen!
    Oder aber . . . Wieder und wieder studierte Samuel die Geste des alten Weisen, diese würdevolle Verbeugung, als er das Objekt in die Hände seines Nachfolgers legte. Beinahe die gleiche Haltung wie der Gott Thot. . . Außer dass Thot keinen Miniatur-Sonnenstein in der Hand hatte, sondern eine Krone. Eine sehr schlichte Krone im Übrigen, eher ein rundes Stirnband ohne jede Verzierung oder Schnörkel. Es sei denn ... Es sei denn, es handelte sich überhaupt nicht um eine Krone, sondern um einen Ring? Einen in Anbetracht seiner Wichtigkeit erheblich vergrößerten Ring. Der Ring der Ewigkeit . . . Hatte Samuel die beiden Goldreife nicht zusammengebracht, um ihn zu bekommen?
    Sam überlegte nicht länger. Er kniete sich der Thot-Statue zu Füßen, genau auf der Seite, zu der er sich herabbeugte, und wie Setnis junger Gefährte auf dem Wandbild streckte er seine geöffneten Hände aus und öffnete die Augen. Es sah vielleicht albern aus, aber wenn er so den Ring bekommen konnte . . .
    Zunächst tat sich nichts. Dann, nach nur wenigen Sekunden, hörte man ein leises Geräusch, ein metallisches Klirren in der Nähe des Sarkophags. Samuel öffnete die Augen und wandte sich zum Sonnenstein um: Der Original-Goldreif lag noch immer auf der Sonnenscheibe, doch in der Vertiefung schimmerte etwas: eine Handvoll Münzen . . .
    Sam zählte fieberhaft: eine, zwei, drei, vier . . . sieben, es waren sieben! Seine sieben Münzen! Und das war noch nicht alles! Zwar war Merwosers Armreif nicht wieder da, dafür aber ein kleiner steinerner Ring. Der Ring der Ewigkeit . . . Jackpot!
    Sam rollte den kleinen Gegenstand auf seiner Handfläche, bewegt und beeindruckt zugleich. Er wirkte so unscheinbar, so beliebig! Kein Zeichen, keine Gravierung, nur ein grauer Steinring, der sich beinahe rau anfühlte . . . Wer würde bei diesem Anblick auf den Gedanken kommen, welche enormen Kräfte in ihm verborgen lagen? Und ihm, Samuel, war es gelungen, ihn zu erobern!
    Er wandte sich um und wollte dem Gott Thot seine Dankbarkeit erweisen, doch das Wandbild war bereits wieder erstarrt. Egal ... er musste schleunigst zum 11. Juli zurückkehren.
    Sam nahm den Goldreif vom Sonnenstein und öffnete die schmale Schließe, um die für seine Funktionstüchtigkeit notwendigen Elemente zu ergänzen. Zuerst ließ er den gläsernen Ring des Skarabäus auf den Reif gleiten, dann die gelbe Münze des Archäologen Chamberlain, die chinesische von Qin und die arabische seines Vaters, als ihm etwas auffiel. Ein Detail, das nach besserem Licht verlangte . . .
    Er holte die Sturmlaterne vom Eingang des Tunnels und lehnte sie gegen den Sockel, um besser sehen zu können. Die restlichen drei Münzen gehörten zu denen, die Rudolf selbst geprägt hatte und die Sam aus dessen Büro gestohlen hatte. Sie sahen sich alle sehr ähnlich, waren aus demselben silbrigen Metall geprägt und kunstvoll mit Datums- und Zeitangaben versehen. Die erste führte zu Sams Geburtstag, dem 5. Juni. Die zweite hatte ihn und Alicia aus der
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