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Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Titel: Der männliche Makel: Roman (German Edition)
Autoren: Claudia Carroll
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früh abholen kann.«
    »Josh … ist das dein Sohn?«, fragt Helen.
    »Ja«, antwortet Ben und zieht die Jacke an, um zu gehen. »Fünf Jahre alt und mein Ein und Alles.«
    »Mit Lily ist es bei mir ganz ähnlich.« Sie lächelt ihn reizend an.
    »Ich weiß nicht, wie ich es ohne Josh ausgehalten hätte, seit seine Mum … gestorben ist.«
    »Das tut mir leid.«
    Seltsam, denke ich benommen. Helen wirkt ganz und gar nicht so, als würde sie es bedauern.
    Nicht im Geringsten.
    »Dann bringe ich dich zur Tür, bevor ich mich hinlege.« Sie steht auf und umarmt mich und Jake.
    »Äh … soll ich dich mitnehmen, Jake?«, erkundigt sich Ben.
    Bitte lehn ab … ich brauche dich heute Abend hier …
    »Ich glaube, ich bleibe noch ein bisschen«, erwidert Jake und wendet sich dann an mich. »Falls es dich nicht stört.«
    Anstelle einer Antwort grinse ich ihn nur beschwipst an. Kaum zu fassen, dass so ein grauenvoller Tag so wundervoll enden konnte. Kurz darauf klappern die Schritte von Helen und Ben auf der Treppe, und Jake und ich sind endlich allein.
    Sofort schlingt er mir den Arm um die Schulter und streichelt zärtlich mein Haar.
    »Es war heute nicht leicht für dich«, beginnt er.
    Obwohl er recht hat, habe ich weder Kraft noch Lust, über Arbeitsthemen zu sprechen. Ganz zu schweigen davon, dass ich nun offiziell arbeitslos bin. Außerdem erscheint mir all das angesichts dessen, dass Jake tatsächlich hier ist, so schrecklich unwichtig. Es war doch nur ein Job, sage ich mir wieder und wieder.
    »Jake, wenn du nicht gewesen wärst … ich weiß nicht, wie ich das ausgehalten hätte … du warst wundervoll … wie ein Fels in der Brandung.«
    »Eloise.« Er seufzt tief. »Du hättest so etwas Schreckliches nicht durchmachen müssen, wenn ich nicht wäre. Ich kann mir das einfach nicht verzeihen. Mein Gott, der Gedanke allein bringt mich um. Du hast alles verloren, wofür du so hart gearbeitet hast.«
    Ich lege auch den Arm um ihn und liebkose seine Wange. Nach allem, was er heute für mich getan hat, muss ich ihn einfach trösten.
    »Mir ist klar, was in dir vorgeht«, entgegne ich leise. »Aber es war nicht deine Schuld. Wie auch? Ich trage die alleinige Verantwortung.«
    Da er zu Boden blickt, gelingt es mir diesmal nicht, seine Gedanken zu erahnen.
    »Jake, schau mich an«, sage ich streng.
    Als er es tut, sind seine Augen tränennass und gerötet.
    »Lass die Vergangenheit ruhen«, fahre ich mit Nachdruck fort. »Nun ist die Wahrheit auf dem Tisch. Niemand kann mich oder andere Menschen, die du kennst, mehr unter Druck setzen. Es ist vorbei. Aus und vorbei.«
    »Dann hätte ich noch eine Frage«, meint er und beugt sich zu mir vor.
    »Nur zu.«
    »Kannst du mir verzeihen, dass ich einfach verschwunden bin und dich im Stich gelassen habe? Ich war so wütend und, wenn ich ehrlich bin, ein bisschen erschrocken …«
    Von Erleichterung ergriffen sinke ich an seine Brust.
    »Jake, es ist genau umgekehrt. Ich sollte mich bei dir bedanken, weil du nach dem, was ich dir angetan habe, überhaupt noch mit mir sprichst … die Halbwahrheiten … die Lügen … dieses elende Wochenende …«
    »Für mich fühlt es sich an, als sei seitdem eine Ewigkeit vergangen«, antwortet er. Inzwischen schließt er beide Arme um mich. »Und ich komme mir vor wie das Hinterletzte … einfach abzuhauen …«
    »Hör auf … du brauchst wirklich nicht …«, murmle ich erschöpft in sein Hemd hinein.
    »Ich hatte ja keine Ahnung … wegen Lily, meine ich. Und obwohl ich so wütend auf dich war, da du Heimlichkeiten vor mir hattest, habe ich mich bei Ben ein wenig beruhigt, und mir ist klar geworden, dass du das alles nur für sie getan hast.«
    Ich nicke, und zum wohl vierzigsten Mal an diesem Tag treten mir Tränen in die Augen.
    »Und … und … was ich eigentlich sagen will und nicht weiß, wie ich es ausdrücken soll, ist Folgendes: Du hast mir so geholfen, und natürlich respektiere ich jede deiner Entscheidungen, was das Kind betrifft, aber …«
    »Aber?«
    »Wenn du und natürlich Lily es wollt, würde ich gerne eine Rolle in ihrem Leben spielen. Ich möchte sie richtig kennenlernen und ihr nicht nur zufällig im Park begegnen, also wirklich ihr Dad sein. Ich würde so gern mit ihr ins Kino gehen, ihr das Fahrradfahren beibringen, ihr ein Eis kaufen und sie nach Strich und Faden verwöhnen. Sie scheint ein wunderbares Kind zu sein und es würde mich sehr freuen, ihre Vaterfigur sein zu dürfen.«
    Ich brauche nicht zweimal zu
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