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Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Der männliche Makel: Roman (German Edition)

Titel: Der männliche Makel: Roman (German Edition)
Autoren: Claudia Carroll
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überlegen. Schmunzelnd erinnere ich mich an die Zeit, in der ich mich damit gebrüstet habe, alleinerziehend zu sein sei der einzige Weg für eine Alphafrau wie mich.
    Doch das hat sich nun von Grund auf geändert.
    »Jake, das wäre wunderschön«, sage ich nur. »Und ich weiß, dass du nicht bloß ihre Vaterfigur sein wirst, sondern ihr Dad.«
    Lächelnd zieht er mich an sich und küsst mich auf die Stirn. Und obwohl ich schrecklich erschöpft bin, will ich plötzlich mehr.
    Im nächsten Moment umfasst er mit beiden Händen mein Gesicht, und seine Küsse werden leidenschaftlicher. Als ich fest die Arme um ihn schlinge, spüre ich, wie sich sein Körper verspannt. Der langsame, forschende Kuss zweier einsamer, verlorener Seelen, die einander wiedergefunden haben. Dann streift er mit den Lippen meine Wangen, bis ich es nicht mehr aushalte. Er knöpft mir langsam die Bluse auf und bedeckt mein Schlüsselbein mit Küssen, während ich mich seufzend zurücklehne und überlege, wie lange wir wohl nach oben in mein Schlafzimmer brauchen werden.

Kapitel neunzehn
    Am nächsten Morgen hole ich Lily bei ihrer Freundin ab und verkünde ihr, dass zu Hause eine ganz tolle Überraschung auf sie wartet. Sofort leuchten ihre Augen auf, und sie veranstaltet den gesamten Heimweg lang ein Ratespiel mit mir. Die inzwischen stark geschrumpfte Fotografenhorde vor dem Haus – seit die Story ihren Höhepunkt überschritten hat, sind es viel weniger geworden als gestern – nimmt sie kaum zur Kenntnis, und sie fragt auch nicht, warum wir das hintere Gartentor benutzen, um den Idioten aus dem Weg zu gehen.
    Bevor wir durch die Terrassentür eintreten, beuge ich mich zu ihr hinunter.
    »Schatz?«, flüstere ich ihr ins Ohr, »weißt du noch, dass ich dir versprochen habe, Himmel und Erde in Bewegung zu setzen, um deinen Dad zu finden?«
    Erwartungsvoll strahlend blickt sie zu mir auf und schiebt sich die Locken aus der Stirn.
    »Nun, er ist hier, Schatz.« Dann nehme ich sie in die Arme und trage sie in die Küche, wo Jake uns nervös erwartet.
    »Das ist er, Lily. Hier ist dein Dad.«
    Lächelnd streckt Jake die Arme nach ihr aus. Gleichzeitig malt sich ein Anflug von Besorgnis in seinem Gesicht, da er sich offenbar fragt, ob sie auch zu ihm kommen will. Doch das hätte er sich sparen können. Mit einem breiten Lächeln macht Lily buchstäblich einen Satz in seine Arme und klatscht überglücklich in die Hände, als sie das Zauberwort »Daddy« hört.
    »Ich wusste es, Mama!«, jubelt sie, während Jake sie fest an sich drückt. »Ich wusste, dass du mich eines Tages besuchst! Das habe ich immer gesagt! Erinnerst du dich, Mama?«
    Es ist eindeutig einer der glücklichsten Tage meines Lebens. Ich würdige die Zeitungen keines Blickes und google mich auch nicht ständig. Stattdessen gibt es tatsächlich ganze Minuten am Stück, in denen ich zu meinem Erstaunen alles ausblende, was außerhalb dieser vier Wände geschieht. Einfach so.
    Ich weiß nicht, wie ich das schaffe, aber irgendwie gelingt es mir zu ignorieren, dass ich meine gesamte Zukunft aufs Spiel gesetzt habe. Ganz zu schweigen davon, dass meine Karriere endgültig vorbei ist.
    Jake und Lily zusammen zu erleben rührt mich zu Tränen. Sie lässt ihn nicht aus den Augen, klettert ständig auf ihm herum und besteht darauf, ihm alle ihre Spielsachen vorzuführen. Am Nachmittag zeigt sie ihm sogar, wie man Éclairs backt.
    Als ich rasch eine Zwischenbilanz meiner Gefühle ziehe, steht das Ergebnis fest: Ich bin glücklich. Zum ersten Mal seit Jahren bin ich wirklich glücklich. Wir essen, wir lachen, wir erzählen uns Geschichten, wir sehen uns einen Film an. All die Dinge also, die ein Familienleben erst schön machen. Und es ist mehr als wundervoll.
    Später am Abend lasse ich Jake und Lily auf dem Sofa zurück. Lily führt ihn gerade in die Freuden von Shrek ein. »Mein absoluter Lieblingsfilm!!!« Helen macht die Küche sauber, und Lily ist viel zu sehr damit beschäftigt, ihrem neuen besten Freund zu erklären, was es mit dem Königreich auf sich hat, um zu bemerken, dass ich aus dem Zimmer schlüpfe und mich nach oben schleiche. Ich spüre nur Jakes lodernden Blick am Hinterkopf, sonst hält mich niemand auf.
    Ich gehe ins Arbeitszimmer und schalte mit zitternden Händen den Computer ein. Und da ist sie und wartet auf mich, die heutige Online-Ausgabe der Post , die erste seit Jahren, an der ich nicht mitgewirkt habe. Auf der ersten Seite befindet sich eine diskrete Mitteilung
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