Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
Kasten und reichte sie ihr.
    »Setz ihr die Augen ein.«
    Sie drückte sie in die Augenhöhlen und fuhr zu ihm herum.
    »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«
    Ihre Stimme zitterte. »Warum hast du es mir nicht gesagt, Herrgott noch mal?«
    »Aus demselben Grund, aus dem du dich weigerst, dir Fotos derer, deren Köpfe du bearbeitest, anzusehen. Es hätte dich beeinflussen können.«
    »Natürlich hätte es mich beeinflusst. Was hat das alles zu bedeuten, verdammt?« Sie starrte den Schädel an. Die Ähnlichkeit war frappierend. Das Gesicht war voller, erwachsener, die Augen standen ein wenig enger zusammen, aber die Züge stimmten überein. Auf schockierende, beängstigende Weise. »Das ist Jane, du Mistkerl!«

2
    »Ja, sie sieht aus, wie Jane in etwa zehn Jahren aussehen könnte.« Joe betrachtete das rekonstruierte Gesicht. »Ich hatte inständig gehofft, dass es nicht so sein würde.«
    »Weil diese Frau aussieht wie Jane und ermordet wurde.« Eve verschränkte die Arme vor der Brust, um den kalten Schauer abzuwehren, der ihr über den Rücken lief. »Und du wusstest ganz genau, was bei dieser Rekonstruktion herauskommen würde. Du wusstest, dass es Jane sein würde.«
    »Herrgott noch mal, ich habe es dir nicht länger vorenthalten, als unbedingt nötig war«, erwiderte er schroff. »Ich habe getan, was ich tun musste.« Er nahm das Abdecktuch von der Werkbank und warf es über den Kopf. »Jetzt ist deine Arbeit beendet, und wir wissen Bescheid.«
    »Wir wissen überhaupt nichts. Ich jedenfalls nicht.« Sie fuhr herum und trat ans Spülbecken, um sich den Ton von den zitternden Händen zu waschen. Nicht in Panik geraten. So etwas konnte nicht noch einmal passieren. So etwas gab es nicht zweimal. Nicht nach Bonnie. »Aber ich werde es wissen. Ich werde alles erfahren, Joe. Erklär mir, was hier vor sich geht.«
    »Ich erzähle dir alles, was ich bisher weiß. Den Rest werden wir herausfinden. Das verspreche ich dir, Eve.«
    Er durchquerte das Wohnzimmer, trat an den Couchtisch und klappte seinen Laptop auf. »Die Frau wurde außerhalb von Calhoun in einem flachen Erdloch gefunden. Ihre Finger waren verbrannt, und von ihrem Kopf war nur noch der Schädel übrig.
    Der Rest des Körpers war intakt. Christy sagt, Scotland Yard hätte sie vorgewarnt, dass der Täter, der angeblich in Birmingham eine Frau ermordet hat, hier in der Gegend auftauchen könnte.«
    »Angeblich?«

    »Es handelt sich nicht um genau dieselbe Vorgehensweise.
    Die Frau wurde verbrannt. Und es wurde kein Versuch unternommen, ihre Identität zu verschleiern. Nur ihr Gesicht wurde zerstört.« Er rief die Fallgeschichte auf. »Sie war eine Prostituierte und illegale Immigrantin, und erst Wochen später, als die Story nicht mehr aktuell war, haben sie ein Foto aufgetrieben. War gar nicht so einfach, einen Abzug davon zu bekommen.« Er drehte den Laptop um, damit Eve einen Blick auf den Bildschirm werfen konnte. »Die Ähnlichkeit ist zwar nicht so frappierend, aber nicht zu übersehen.«
    Noch eine Jane.
    Schlanker, weniger feste Lippen, weniger junge Haut, aber ähnliche Gesichtszüge.
    »Was hat das zu bedeuten?«, flüsterte Eve.
    Anstatt zu antworten, öffnete Joe eine weitere Datei.
    »Die E-Mail von Inspector Mark Trevor. Vier Opfer aus Großbritannien.«
    Sie wusste, was sie erwartete, und dennoch war es ein Schock.
    »Sie sehen alle aus wie Jane.«
    »Nicht ganz. Sie sind nicht identisch, aber sie ähneln sich wie Schwestern.«
    Und sie waren alle tot. Eve fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. »Derselbe Serienmörder?«
    Joe nickte. »Bei jedem Opfer hat er das Gesicht zerstört.
    Durch Verbrennen, indem er die Haut abgezogen hat, einmal hat er irgendeine unbekannte Chemikalie benutzt.«
    »Um zu verhindern, dass man die Opfer identifiziert?«
    »Das scheint bis auf den letzten Fall nicht sein Beweggrund zu sein.«
    Sie holte tief Luft. »Dann hat er es getan, weil er ihr Aussehen nicht ertragen kann. Und aus diesem Grund wählt er sie aus.«
    »Das wäre die logische Schlussfolgerung.«
    »Logisch? Mir ist überhaupt nicht nach Logik. Ich fürchte mich zu Tode.« Ihre Stimme zitterte. »Calhoun ist nur einen Steinwurf von hier entfernt, und wenn er ihre Fingerkuppen zerstört hat, dann wollte er, dass es so aussieht, als wäre es das Werk eines anderen Mörders, der eine andere Vorgehensweise benutzt. Er will verhindern, dass man ihn hier in der Gegend vermutet. Warum?«
    »Vielleicht, damit die Frauen hier in der Stadt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher