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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler
Autoren: Iris Johansen
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bestimmten Punkt.«
    »Schrei mich nicht an. Das hast du dir selbst zuzuschreiben.«
    »Okay, ich hab dich angelogen. Aber du weißt verdammt gut, dass ich das nur getan habe, um dir noch mehr Kummer zu ersparen.«
    »Du hast mich in dem Glauben gelassen, ich hätte die Überreste meiner Bonnie begraben, anstatt die von einem anderen kleinen Mädchen. Das hast du mit Absicht getan.« Sie hielt seinem Blick stand. »Ich habe dir gesagt, ich würde Zeit brauchen, um dir das zu verzeihen. Ich versuche es. Ich versuche es jeden Tag. Aber manchmal holt es mich wieder ein, und dann sage ich mir … ich liebe dich Joe, aber ich kann nicht immer so tun als ob. Wenn dir das nicht reicht, ist das deine Entscheidung.«

    »Du kennst meine Entscheidung.« Er holte tief Luft. »Ich nehme, was ich kriegen kann. Ich werde dich nicht gehen lassen.« Er öffnete die Fliegengittertür. »Jeder Monat, jedes Jahr mit dir zusammen ist mir wertvoll. Wir werden das überwinden.
    Wo steckt denn der verdammte Köter?« Er trat auf die Veranda hinaus, und sie hörte, wie er nach dem Hund pfiff. »Toby!«
    Er war wütend und verletzt. Wenn sie nicht so müde wäre, wären ihr die Worte nicht herausgerutscht. Gewöhnlich hatte sie sich besser im Griff. Als sie sich dafür entschieden hatte, mit Joe zusammenzubleiben, war sie entschlossen gewesen, dafür zu sorgen, dass ihre Beziehung funktionierte. Sie hatte gewusst, dass es schwer werden würde, aber die meisten Dinge, an denen einem etwas lag, waren nicht leicht. Meistens lief es auch gut, meistens fühlten sie sich wohl miteinander.
    »Ich habe ihn.« Toby kam hechelnd und ausgelassen ins Zimmer gerannt. »Er war mal wieder auf der Jagd. Allmählich kommt der Wolf in ihm immer deutlicher zum Vorschein. Ich weiß nicht, ob Sarahs Rat, ihn frei herumlaufen zu lassen, wirklich vernünftig ist.«
    »Das habe ich Jane auch schon gesagt.« Offenbar wollte Joe das Thema auf sich beruhen lassen, und dafür war sie ihm dankbar. »Sie meinte, sie würde ihn nachts drinnen halten, wenn uns das lieber ist.«
    Joe streichelte Toby den Kopf. »Wir werden ihn im Auge behalten. Vielleicht würde es uns allen nicht schaden, wenn wir ein bisschen was Wölfisches in uns hätten. Mich beruhigt es immer sehr, wenn ich weiß, dass er bei Jane ist.« Er schaute Eve an. »Wahrscheinlich hat Sarah ihn ihr deswegen geschenkt. Sie dachte, es würde dich beruhigen, wenn Jane nicht schutzlos ist.«
    »Weil Bonnie schutzlos war.« Eve nickte. »Ich schwöre dir, ich hätte mir nie träumen lassen, dass sie Schutz brauchen würde. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand meiner Bonnie etwas zuleide tun könnte. Sie war so … wunderbar, dass
    –« Sie unterbrach sich und schwieg einen Augenblick lang.

    Selbst nach all den Jahren waren der Schmerz und die Wut immer noch allgegenwärtig.
    »Aber du weißt ja Bescheid über all die Monster, die Unschuldige ermorden. Du bist Polizist. Du hast jeden Tag mit ihnen zu tun.« Sie fuhr fort mit dem Ausmessen der Gewebetiefe. »Wurde diese Frau auch von einem dieser Monster ermordet, Joe?«
    »Ich glaube ja. Es kann sein, dass er schon eine Reihe weiterer Morde begangen hat. Nur nicht hier in der Gegend.«
    »Wann wirst du mir etwas über sie erzählen?« Sie schaute ihn über die Schulter hinweg an. »Und erzähl mir nicht, dass das geheime Informationen sind. Das kaufe ich dir nicht ab. Du weißt verdammt gut, dass du mir vertrauen kannst.«
    »Wir reden darüber, sobald du fertig bist.« Er wandte sich Toby zu. »Komm, mein Junge, ich lasse dich in Janes Zimmer, bevor du wieder anfängst zu jaulen. Von dem Gewinsel kriegen wir am Ende noch alle Albträume.« Er ging in den Flur, blieb jedoch noch einmal stehen. »Ich glaube, sie hatte letzte Woche auch einen Albtraum. Ich war noch auf und hab Schreibkram erledigt, und da hab ich sie … keuchen gehört.«
    Sie runzelte die Stirn. »Oder hat sie vielleicht geweint? Ich weiß nicht. Als ich ins Zimmer gespäht habe, hat sie tief und fest geschlafen.«
    »Wenn sie häufiger Albträume hat, ist sie vielleicht gar nicht so ausgeglichen, wie du glaubst.«
    »Zwei Mal ist ja noch nicht häufig.«
    »Wer weiß, wie oft sie schlecht schläft, ohne dass wir es bemerken?«
    »Wir können nicht mehr tun, als für sie da zu sein, wenn sie darüber reden will. Du hast deine eigenen Albträume. Und du willst auch nicht darüber reden.«
    Ja, sie hatte reichlich Albträume und Träume von Bonnie gehabt. Die Albträume hatten aufgehört,
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