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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)
Autoren: Erin Quinn
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schneller schlug bei dem Gedanken, dass er jeden Augenblick erscheinen könnte.
    Als sie ihn mit dreizehn das letzte Mal gesehen hatte, war er zweiundzwanzig gewesen und hatte in den letzten vier Jahren ein Londoner College besucht. Vier Jahre, in denen sie von einem Schulmädchen zu einem Teenager herangewachsen war, der davon geträumt hatte, dass er bald heimkehren und sie als Frau betrachten möge. Er war schließlich nicht ihr leiblicher Bruder, und sie hatte ihn auch nie als solchen gesehen.
    Doch anstatt sie in die Arme zu nehmen und ihr zu schwören, dass er auf sie warten würde, bis sie im heiratsfähigen Alter war, hatte er eine andere Frau mit heimgebracht - ein hübsches Ding mit schwarzem Haar und blauen Augen und Brüsten, die nicht echt sein konnten. Er hatte Danni an ihrem Pferdeschwanz gezogen und ihr ein Plüschtier geschenkt, das er in London für sie gekauft hatte. Es war ein kleiner Hund gewesen, den sie später insgeheim zwar geliebt hatte, aber der dafür gesorgt hatte, dass sie sich in jenem Augenblick wie ein Kind vorgekommen war, das mit einem Spielzeug abgefertigt und beschwichtigt wurde. Sie war so wütend und verletzt gewesen, dass sie sich in ihrem Zimmer eingeschlossen hatte und das ganze Wochenende nicht mehr herausgekommen war, nicht einmal, um Auf Wiedersehen zu sagen.
    Als Sean das nächste Mal heimgekehrt war, war sie selbst schon auf dem College gewesen, und weitere zwölf Jahre waren vergangen. Und heute - nun, heute war sie ganz entschieden eine Frau.
    Danni blickte auf ihre verblichene Jeans und ihren alten Pulli herab und dachte, dass sie duschen und sich umziehen musste, bevor sie ihm Hallo sagte. Auch wenn ihre Schwärmerei für Sean schon längst vorbei war, war sie doch Frau genug, um kultiviert und selbstbewusst aussehen zu wollen, wenn sie ihm begegnete - oder auf jeden Fall himmelweit entfernt von dem linkischen dreizehnjährigen Mädchen, das sie damals gewesen war.
    Sie wollte gerade hineingehen, um ihre Eltern zu begrüßen, als ein kleines schwarzbraunes Fellbündel von der Baustelle her auf sie zugerannt kam. Das Tier bellte wie verrückt und stürzte auf sie zu wie auf einen leckeren Suppenknochen, den es aus den Augen zu verlieren befürchtete. Ein Hund? Verblüfft trat Danni einen Schritt zurück, als das Tier tollpatschig vor ihr zum Halten kam. Ja, es war ein Hund, sah sie. Ein Mischling aus so vielen Rassen, dass er nur sehr wenig Ähnlichkeit mit einem Hund aufwies. Er hatte lange, dünne Beine und einen gedrungenen Körper, einen winzigen Stummelschwanz, spitze Ohren und braune Augen, die jetzt mit einer Bewunderung zu ihr aufblickten, die sie nicht verdiente.
    »Na, Kleiner«, sagte sie und hockte sich vor den Welpen hin. Er hatte ein Fell wie Seide und wackelte mit seinem ganzen Körper, als sie es streichelte. »Ist es ein Hund, was du zu sein versuchst?«, fragte sie lachend und kraulte ihn hinter den Ohren.
    Eine strenge Stimme rief das Tier, und als Danni aufblickte, sah sie auf demselben Weg, den der Hund genommen hatte, einen Mann von der Baustelle herüberkommen.
    Er war groß, hatte breite Schultern und die ausgeprägten Muskeln eines Kriegers, aber er bewegte sich mit natürlicher Anmut und langen, zielstrebigen Schritten. Er trug ein T-Shirt, das wahrscheinlich weiß gewesen war, als er es angezogen hatte. Jetzt aber war es vollkommen verschmutzt. Darüber trug er ein offenes Jeanshemd und verblichene Bluejeans, die seine schmalen Hüften und langen Beine betonten. Er war nicht nur groß und breitschultrig, sondern auch ein in jeder anderen Hinsicht sehr beeindruckender Mann.
    Er blieb vor ihr und dem Hündchen stehen und hockte sich neben ihnen nieder. Dannis Blick glitt über seine kraftvolle Gestalt, von seinem flachen Bauch zu der muskulösen Brust, zu seinem braun gebrannten Hals, dem eckigen Kinn und seinen Augen, die nicht ganz grün und nicht ganz grau waren. Augen wie die Irische See. Ohne diese unvergesslichen Augen hätte sie den Mann, der Sean geworden war, vielleicht nicht mal erkannt.
    Für einen Moment konnte sie ihn nur anstarren, und ihr schien, als wäre da irgendwo jenseits ihrer Erinnerung, jenseits dieses gegenwärtigen Moments, eine Geschichte zwischen ihnen. Eine unerklärliche, miteinander verwobene und verflochtene Vergangenheit und Zukunft, die sie aneinanderbanden. Bilder bestürmten sie ... Bilder von seinen Armen um sie, seinem heißen Körper an ihrem, seinem Mund auf ihrem. Aber sie hatten doch nie ...
    Doch wie
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