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Der Liebe eine Stimme geben

Der Liebe eine Stimme geben

Titel: Der Liebe eine Stimme geben
Autoren: Lisa Genova
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darüber zu reden«, sagt Courtney.
    »Wirklich?«, fragt Beth grinsend, mit gerötetem Gesicht.
    Jill hat ihnen allen das Versprechen abgenommen, bis zu diesem Morgen kein Wort über das Buch zu verlieren, sich jede Diskussion für den Buchclub aufzuheben, wenn sie alle zusammen darüber reden können. Obwohl Beth diese Bitte mehr als nur ein bisschen bevormundend fand, selbst für Jill, erklärte sie sich einverstanden. Und alle anderen auch. Aber es fiel ihr sehr schwer, ihr Versprechen zu halten, als würde sie bis zum Hals in ihrer eigenen Angst schmoren, während sie den ganzen letzten Monat jeden Tag gegen den fast unwiderstehlichen Drang ankämpfte, jede ihrer Freundinnen einzeln zu befragen: Hast du es schon gelesen? Wie fandest du es? Jedes Mal, wenn sie mit Petra sprach, wollte sie sie mit mindestens einem Dutzend Fragen bombardieren, vor allem zu dem Ende. Aber sie hielt ihre Zunge im Zaum. Es waren quälend lange dreißig Tage.
    Als Nächstes kommt Petra herein, einen dicken Stapel weißes Papier unter den Arm geklemmt. Anstatt mit Taschenbüchern oder Bibliotheksbüchern oder E-Readern sind sie heute alle mit 186 Seiten Druckerpapier zum Buchclub gekommen. Beths Manuskript.
    Petra knallt ihren Stapel Papier auf den Tisch und lächelt.
    »Es ist wunderschön .«
    »Wer hätte gedacht, dass das in dir steckt? Wie bist du überhaupt darauf gekommen? Kennst du einen Jungen mit Autismus?«, fragt Georgia.
    »Nein«, sagt Beth. »Eigentlich nicht.«
    »Ich habe da eben eine Frage gehört«, sagt Jill, die in diesem Augenblick mit einer Flasche Champagner in jeder Hand aus der Küche kommt. »Keine Fragen, bis alle hier sind.«
    »Na ja, es ist einfach genial, wirklich. Sich so in seinen Kopf zu versetzen, wie du es getan hast. Ich habe ihn wirklich verstanden. Ich habe ihn geliebt«, sagt Georgia.
    Beth sieht sich im Zimmer um. Jill, Petra, Courtney und Georgia. Normalerweise sind sie nur zu fünft, aber heute ist noch ein zusätzliches Gedeck aufgelegt, und ein Platz ist noch immer leer.
    Wie auf ein Stichwort klingelt es an der Tür. Jill lächelt Beth an und geht zur Tür.
    »Du siehst toll aus«, sagt Georgia.
    »Danke.«
    Ein Buchclub-Treffen zu ihren Ehren, bei dem über das Buch diskutiert wird, das sie geschrieben hat, ihren ersten Roman, verlangte nach einem neuen Outfit. Sie hat eigens dafür einen Ausflug zum Einkaufszentrum von Hyannis unternommen. Sophie hat sie begleitet. Beth trägt ein rot-orange geblümtes Wickelkleid, ein neues Paar cremefarbene Schuhe mit Keilabsätzen und offenen Zehen, ein Paar baumelnde Ohrringe, die Sophie ausgesucht hat, und sogar ein bisschen Make-up.
    »Und ich liebe deine Halskette«, sagt Courtney. »Ist sie neu?«
    Beth legt eine Hand über ihr Herz und reibt den schimmernden, bläulich weißen Mondstein zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Ja«, sagt Beth lächelnd.
    Jill kommt zurück ins Wohnzimmer, gefolgt von Olivia. Auch sie hält 186 Blatt Papier in ihren Händen. Beth steht auf und geht auf sie zu – ihre Fotografin, ihre Nachbarin, ihre Lektorin, ihre Freundin – und umarmt sie.
    »Danke, dass du gekommen bist.«
    Eine Hand auf Olivias Schulter gelegt, führt Jill sie zu dem Stuhl neben Beths und stellt sie allen vor.
    »Seid ihr so weit? Dann erheben wir unsere Gläser«, sagt Jill. Sie wartet, bis alle ihre Flöten in die Hand genommen haben. »Auf Beth und ihr wunderschönes Buch!«
    »Zum Wohl!«
    Sie stoßen alle an und trinken ihren Champagner.
    »Das ist mein einziges großes Problem mit deinem Buch«, sagt Courtney.
    Beth schluckt und wartet. Ihr Magen verkrampft sich.
    »Es hat keinen Titel.«
    »Ich weiß«, sagt Beth erleichtert. »Ich kann mich nicht entscheiden.«
    »Sie war auch schrecklich, als es darum ging, Namen für ihre Kinder zu finden, wisst ihr noch?«, sagt Jill.
    Sie hat recht. Die arme Gracie war noch immer Baby Girl Ellis, als sie das Krankenhaus verließen. Sie war fast eine Woche alt, bevor sie einen Namen bekam.
    »Wie bist du auf den Namen Anthony gekommen?«, fragt Georgia.
    Beth sieht hinüber zu Petra und dann Olivia und lächelt, als würde sie ein Geheimnis verraten.
    »Ich weiß nicht. Der Name hat mir einfach gefallen.«
    Sie weiß nicht, warum sie nie einen anderen Namen für ihre Hauptfigur in Betracht gezogen hat. Und sie kennt auch niemanden namens Anthony.
    »Ich weine noch immer bei diesem Ende«, sagt Georgia.
    »Ich habe auch geweint«, sagt Jill. »Ich habe eine Gänsehaut dabei bekommen.«
    Beth sieht mit
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