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Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)

Titel: Der Lichtritter: 1 (Oleipheas Schicksal) (German Edition)
Autoren: Felix T. Richter
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und edelstem Mobiliar geschmückte Thronsaal. Dort bestellte
Großkönig Horald, Begründer des Friedens und Garant für dessen Erhalt, seinen
Berater Kardios von Arkan zu sich. Dieser war der Eral, der oberste
Befehlshaber des Militärs, von Dolansburg und langjähriger Freund des Königs.
Kardios war ein groß gewachsener Mann mit breiten Schultern und muskulösem
Körperbau. Trotz seines eigentlich jungen Alters von fünfunddreißig Jahren
wirkte er reifer und verbissener als die anderen Ritter der Burg. Es war für
ihn ein Tick, sich die schwarzen Kopf- und Barthaare zu rasieren, sobald sie
eine gewisse Länge erreicht hatten, sodass man ihn meist nur mit kurzen Haaren
sah. Neben seinem rechten Auge erstreckte sich eine große Narbe, die er sich in
einem Kampf zugezogen hatte. Über die Details der Geschehnisse verlor er nur
ungern Worte. Seine goldbraunen Augen fixierten das Gesicht des Königs, vor dem
er niederkniete und mit seiner tiefen Stimme, die   klang, als ob man Eisen schnitt, zu sprechen
begann: „Mein König! Ihr habt mich rufen lassen?“ Horald deutete ihm mit einer
einladenden Geste, aufzustehen und lud ihn zu einer Umarmung ein. „Ach, Kardios,
schön Euch zu sehen. Wie oft habe ich bereits gesagt, Ihr sollt diese
Formalitäten lassen? Mich interessiert Euer Schüler Thalon. Wie steht es um
seine Ausbildung? Ihr habt darum gebeten, ihn zur nächsten Prüfung anzumelden,
und er kann sie bereits morgen absolvieren, wenn er dies wünscht“ „Er ist
bereit und hat lange fleißig und hart geübt. Ich habe volles Vertrauen in ihn“,
antwortete Kardios ruhig. „Gut!“, meinte Horald knapp mit einem freudigen
Lächeln, und fuhr fort: „Richtet ihm aus, er solle zur Burg kommen und seine
Prüfung ablegen.“ „Wie Ihr wünscht, mein König.“ Er verneigte sich erneut,
drehte sich um und schritt aus dem riesigen Saal. Die schweren Türen fielen mit
einem Knall ins Schloss. Rasch machte sich Kardios auf den Weg zu seiner Residenz,
die wenige Meilen von der Burg entfernt war. Er stieg auf seinen weißen Hengst
Eden, in dessen Mähne blaue Bänder gebunden waren, die davon zeugten, dass
dieses Tier aus der privaten Zucht des Königs stammte. Kardios hatte dieses
prächtige Pferd nach seiner Ernennung zum Berater als Geschenk erhalten und
seitdem waren sie unzertrennlich. Er schwang sich in den Sattel und ließ den
Hengst seine Fersen spüren, sodass er sofort majestätisch seine Hufe hob und
angaloppierte, ehe Pferd und Reiter in hohem Tempo davon ritten.
    Thalon war gerade mit seinen Aufgaben
beschäftigt. Er säuberte das Schwert des Meisters, auf dem sich eine
Staubschicht angesetzt hatte, übte sich im Schwertkampf an der Puppe aus Stroh,
die schon ziemlich zerzaust war, und räumte schließlich seinen Raum auf, in dem
es oft so aussah, als wäre eine Horde wilder Pferde hindurchgebraust. All dies
gehörte zu seinem Alltag. Als er mit allem fertig war, begab er sich in den
Garten, in dem alle möglichen Blumen und Pflanzen in den verschiedensten Farben
blühten und sofort ein freudiges Gefühl bei jedem verursachten, der den Garten
betrat.
    Das Plätschern des mit einer wasserspeienden
Engelsfigur verzierten   Springbrunnens,
der in der Mitte des großen Gartens stand, der Wind, der durch die Bäume blies,
und das Zwitschern der Vögel gaben ihm die Möglichkeit, sich von seinem Alltag
zu distanzieren. Also setzte er sich auf den Brunnenrand, schloss die Augen,
ließ sich die warme Sonne auf das leicht gebräunte Gesicht scheinen und
lauschte all den Geräuschen um sich herum. Während er auf dem Brunnenrand saß,
kaute er zusätzlich an einem kleinen Grashalm. Kaum hörbar kam nach einigen
Minuten die Dienerin des Meisters, die nur ein paar Jahre jünger als er selbst
war, auf ihn zu. Da sie so leisen Fußes ging, konnte Thalon sie nicht hören.
Als sie direkt vor ihm stand und ihn ansprach, schreckte er abrupt hoch, wobei
er das Gleichgewicht verlor und beinahe in den Brunnen gefallen wäre. Wild mit
den Armen fuchtelnd fand er den Halt wieder. „ Wie oft habe ich dir
schon gesagt, du sollst dich nicht so anschleichen !“,
meinte Thalon sauer. Die Dienerin, ebenfalls erschrocken über den schroffen
Ton, den Thalon an den Tag legte, antwortete mit betretener Stimme:
„Entschuldigt mich, aber Ihr sollt Euch zu Meister Kardios begeben. Er sagte,
als er vor Kurzem hier ankam, er habe eine wichtige Botschaft für Euch.“ Ein
Gespräch mit Kardios erfreute Thalon, denn es bedeutete stets
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