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Der letzte Werwolf

Der letzte Werwolf

Titel: Der letzte Werwolf
Autoren: Brigitte Endres
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sie sich in den quirligen Dackel-Terrier-Mix verliebt, der jetzt an Phil hochsprang, als kehre dieser von einer Weltreise zurück.
    „Endlich!“ Phils Mutter kam mit einem Stapel Teller aus der Küche. „Valentina ist auch noch nicht da, wo Isolde doch heute indisch gekocht hat.“ Sie drückte Phil, der sich wieder aufgerappelt hatte, das Geschirr in die Hand. „Wir wollen heute alle zusammen essen, deck bitte den Tisch im Esszimmer!“
    Ein roter Lockenschopf erschien in der Küchentür. „Wenigsten ihr zwei seid da. Wir fangen jetzt ohne Valentina an, mir verkocht noch alles. Wer nicht kommt zur rechten Zeit …“ Vor sich hinbrummelnd verschwand Isolde in der Küche.
    „Was gibt's Gutes?“, erkundigte sich Dr. Holm mit einem neugierigen Blick auf die Schüssel, die seine Mutter wenig später auf den Esszimmertisch stellte. „Dal Makhani“, sagte Isolde, ohne sich die Mühe zu machen, weitere Erklärungen abzugeben.
    Phil schnupperte. „Riecht gut!“ Wenn seine Großmutter kochte, gab es Vegetarisches, mit Vorliebe Indisch. Sie fand es indiskutabel, tote Tiere zu essen.
    Dr. Holm probierte. „Linsen?“
    Isolde nickte. „Mit Bio-Tomaten und Zwiebelchen.“
    Phils Mutter beäugte ihren Teller. „Hülsenfrüchte. Hoffentlich funktioniert die Lüftung im Flieger.“
    „Verdauung ist etwas ganz Natürliches“, gab Isolde ungerührt zurück. „Wann müsst ihr morgen aus dem Haus?“
    „Gegen sechs, der Flieger nach Wien geht um zwölf, aber bis wir beim Flughafen sind und das ganze Einchecken und so …“ Dr. Holm probierte einen Bissen. „Sehr lecker, Mutter.“
    „Danke. – Und der Kongress dauert drei Tage?“
    „Ja, und danach endlich mal wieder ein paar Tage Urlaub“, sagte ihre Schwiegertochter. „Ich freu mich schon so auf Wien. Die Hofburg, der Stephansdom. Morgen in einer Woche kommen wir zurück, vielleicht schaffen wir es noch zum Sonnwendfeuer. Es ist so lieb von dir, Isolde, dass du die Kinder versorgst.“
    Isolde strich über Phils gegelten Bürstenhaarschnitt. „Sie sind doch meine Glückskinder.“
    Glückskinder. Phil kniff die Lippen zusammen. Warum fing Isolde immer wieder mit dieser peinlichen Glückskinder-Sache an. Okay, er und seine Schwester waren mit der Eihaut auf dem Kopf zur Welt gekommen, ein seltsamer Zufall, weil so etwas ziemlich selten vorkam. Auf jeden Fall war es irgendwie eklig! Aber einem alten Aberglauben nach war so eine Eihaut wohl eine Glückskappe, ein gutes Vorzeichen also. Trotzdem – ging das irgendwen was an?
    Das ganze Viertel wusste das mit der Eihautsache.
    „Hi!“ Ein Mädchen schlenderte ins Esszimmer und ließ sich auf einem der alten Kirschbaumstühle nieder. Herr Bozzi, der sich aus Linsengerichten nichts machte, weshalb er ausnahmsweise nicht bettelte, kroch unterm Tisch hervor und stützte freudig wedelnd die Pfoten auf ihren Schoß.
    Valentina öffnete die Haarklammer, die ihre dunkelbraune Lockenmähne bändigen sollte, und steckte sie in einem neuen Versuch wieder fest. „Sorry, aber es war das letzte Training vor der Sommerpause, wir haben noch diskutiert, wer nächstes Jahr in die A-Mannschaft aufsteigt.“ Sie setzte sich erwartungsvoll zurück und kraulte Herrn Bozzi zwischen den Ohren. „Na, was glaubt ihr …?“
    „Valentina Holm?“ Ihre Mutter lächelte.
    „Bingo.“
    „Wow!“ Phil nickte ihr anerkennend zu. „Kannst du mir mal das Salz geben?“
    „Fang!“ Valentina warf gut gelaunt den Salzstreuer über den Tisch.
    Phil erwischte das unerwartete Geschoss in letzter Sekunde. „Spinnst du!“
    Frau Holm maß ihrer Tochter einen finsteren Blick zu. „Valentina, du bist jetzt nicht mehr beim Handballtraining! Wann hörst du endlich auf, mit Sachen um dich zu werfen?“
    „Deine Mutter hat recht, Valentina“, stimmte ihr Vater ein, „irgendwann passiert noch mal was.“
    Isolde schüttelte den Kopf. „Valentina! Das ist wirklich indiskutabel!“
    Valentina zog einen theatralischen Flunsch. Dann griff sie in die Jeanstasche. „Wollt ihr mal sehen, was ich heut Nachmittag beim alten Piecek erstanden hab?“
    „Na, was hast du denn schon wieder in diesem schmuddligen Trödelladen aufgegabelt?“ Ihre Großmutter verdrehte die Augen. „Andauernd schleppst du uns alten Plunder ins Haus. Du kannst bald schon selber eine Altwarenhandlung aufmachen.“
    „Warum nicht, mit Antiquitäten kann man richtig Kohle machen“, sagte Valentina und nestelte ein Taschentuch hervor. „Wisst ihr, das war total
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