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Der Letzte Tag Der Schoepfung

Der Letzte Tag Der Schoepfung

Titel: Der Letzte Tag Der Schoepfung
Autoren: Wolfgang Jeschke
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scharlachroten Schutzanzug, mit einem weißen Gerätetornister auf dem Rücken, die Hände über Armaturen, die wie ein silbern verkrustetes Gerinnsel in das durchsichtige Material am Kopfende der Andruckliege eingelassen waren.
    Staub wallte auf, doch Steve konnte keine Aggregate erkennen. Mit einem hellen Ping lösten sich an der Unterseite drei dünne Teleskop-Beine aus ihren Halterungen und spreizten sich. In dem Moment als das Gefährt aufsetzte, wurde es undurchsichtig, zeigte an der Oberseite gelbe, unterhalb der pfeilförmigen Stummelflügel, die nur der Stabilisierung beim Überschallflug dienen konnten, weiße Färbung. Deutlich konnte er am Bug die Insignien erkennen, von denen Harald berichtet hatte. Auf dem Dach wurde nun eine Laserkanone ausgefahren, die sich mit einem sanften Ruck auf Steve richtete.
    Er hob schützend die Hände. »Nicht schießen!«, rief er. Der untere Teil des Tropfens barst, und aus dem entstandenen Spalt senkte sich eine kurze Leiter, auf der ein Paar scharlachrote Stiefel erschienen.
    Davy fletschte die Zähne und knurrte. Augenblicklich richtete sich die Laserwaffe auf ihn.
    »Nicht schießen!«, rief Steve der Gestalt zu, die unter dem Bauch des Fahrzeugs hervortauchte und auf ihn zutrat.
    »Keine Angst«, sagte der Pilot in einem seltsam harten Italienisch. Seine Stimme drang leise aus dem Helm. Er hob die unter einem Handschuh verborgene Rechte, worauf die Waffe in den Himmel zielte und nach oben gerichtet blieb, als er die Hand wieder senkte.
    Der Pilot war ein ungewöhnlich hochgewachsener und breitschultriger Mann. Er muss mindestens zwei Meter groß sein, dachte Steve und versuchte vergeblich, das Gesicht hinter dem goldbedampften Visier zu erkennen. Einen Augenblick lang meinte er zwischen den Reflexen ein schönes dunkelhäutiges Antlitz wahrzunehmen, das stolze Antlitz eines Nubiers, doch er mochte sich getäuscht haben.
    Steve betrachtete die Insignien auf den Ärmeln des Schutzanzuges: auf der rechten Seite war es das Lamm, auf der anderen ein Schlüssel, gekreuzt mit einem Lasergewehr; CHRISTO SALVATORI stand darüber.
    »Wer bist du?«, fragte Steve in schlechtem Italienisch.
    Der Pilot betätigte einen Schalter an seinem Helm und entgegnete durch das Außenmikrofon: »Du sprichst unsere Sprache?«
    »Leider nur sehr wenig.« »Du kommst aus einer Zukunft, die nicht in Gottes Hand ist.«
    Seine Hand lag schwer genug auf meiner Welt, dachte Steve. »Wer bist du?«, fragte er noch einmal.
    »Ich bin ein Wegbereiter des Herrn«, sagte der Pilot. »Ich suche einen unserer Soldaten, der in diesem Zeitabschnitt operierte und nicht zurückgekehrt ist.«
    »Bedeutet das, dass ihr in die Zukunft zurückkehren könnt?«, fragte Steve atemlos.
    Der Pilot zögerte.
    »Gewiss«, sagte er dann. »In meine Zukunft. In die des Herrn.«
    »Könntest du uns mitnehmen?«
    »Ich könnte dich mitnehmen, doch das kann ich nicht allein entscheiden.« Er deutete auf Goodluck. »Das Menschlein muss hier bleiben.«
    »Er braucht dringend ärztliche Hilfe.«
    Goodluck war erwacht. Er stützte sich auf und starrte den Piloten an, als begegne ihm ein Gespenst.
    Dieser trat auf ihn zu und kniete neben ihm nieder. Er verstellte etwas an seinem Handschuh und berührte mit den Fingerspitzen Goodlucks Oberarm. Sandfarbenes Haar stob davon und auf einer handgroßen Fläche trat die dunkle Haut zutage. Der Pilot hantierte an seinem Versorgungstornister, löste ein halbkugelförmiges, schildkrötenähnliches Gebilde und drückte es gegen die Fläche. Es blieb haften und begann zu summen. Goodluck starrte das Gerät mit einer Mischung aus Neugier und Entsetzen an. Er fletschte die Zähne, seine dunklen Lippen zitterten, doch er unterdrückte jeden Laut. Er zuckte auch nicht zusammen, als es nach einigen Minuten wieder abgenommen wurde. An drei Stellen quollen Blutstropfen aus der Haut.
    Der Pilot richtete sich auf und wandte sich Steve zu, berührte mit den Fingerspitzen des Handschuhs dessen nackten Oberarm. Sie fühlten sich rau an und verbreiteten eine angenehme Kühle auf der Haut, dann biss sich die Schildkröte fest, aber der Schmerz war kaum wahrnehmbar.
    »Es ist beinahe vierzig Jahre her«, sagte Steve. »Ihr Kamerad geriet in eine Auseinandersetzung zwischen unseren Truppen und denen der anderen Seite. Er wird umgekommen sein. Ich weiß es von einem Augenzeugen.« Er konnte keine Reaktion feststellen. Das Visier blieb dunkel und undurchdringlich. Er sah nur das Spiegelbild seines eigenen
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