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Der letzte Kuss

Der letzte Kuss

Titel: Der letzte Kuss
Autoren: Phillips Carly
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sich bringen, und dann würde sie herausfinden, wo Roman sich aufhielt. Sie hatte zwölf Stunden Zeit, allen Mut zusammen zu nehmen, um
diese Fahrt ins Ungewisse zu machen, um Yorkshire Falls zu verlassen und ungebeten auf Romans Türschwelle zu landen, nicht sicher, wie er sie empfangen würde.
    Der Tag zog sich länger hin, als sie es sich ausgemalt hatte, jede Stunde kam ihr endlos vor. Während sie zuhören musste, wie Beth pausenlos von Thomas Scalia sprach, waren ihre Gefühle gemischt. Sie nahm teil am Glück ihrer Freundin und war neidisch, weil sie selbst allein und ihre Zukunft ungewiss war.
    Doch der Tag ging vorbei, und Charlotte warf den zeremoniellen ersten Ball, wobei ihre Eltern von der Tribüne aus zuschauten. Gemeinsam. Sie schüttelte verwundert den Kopf. Nicht, dass sie sich irgendwelchen Illusionen hingab. Russell würde nächste Woche wieder in Kalifornien sein. Wieder weggehen, aber vielleicht nicht für lange.
    Annie hatte zugestimmt, sich einem Therapeuten anzuvertrauen. In Harrington gab es eine wunderbare Nervenklinik, und ihre Mutter hatte sich mit der Unterstützung ihres Mannes entschlossen, dort einen Psychiater aufzusuchen, den Dr. Fallon empfohlen hatte. Inzwischen hatte ihr Vater beschlossen, in L.A. einiges zu erledigen und danach für eine Weile nach Hause zu kommen. Er wollte wenigstens so lange bleiben, bis Annie mit der Therapie begonnen hatte und sich mit der Idee befassen konnte, ob sie mit in den Westen ziehen wollte.
    Nahmen denn die Wunder gar kein Ende? Charlotte grübelte viel, war aber so glücklich und hoffnungsfroh wie lange nicht mehr. Als ob sie das ahnten, schlugen die Rockets schon wieder ihre Gegenspieler. Dabei war ihr Starwerfer wegen eines gebrochenen Handgelenks ausgeschieden, und weitere Spieler waren ebenfalls verletzt. Obwohl die Saison erst angefangen hatte, ernannte die Mannschaft Charlotte
zu ihrem Glücksbringer. Man ging sogar so weit, ihr ehrenhalber ein Raumschiff-Medaillon zu überreichen, das ihr an einer Kette um den Hals gehängt wurde – in Anerkennung ihrer Unterstützung und ständigen Anwesenheit. Die Geste rührte sie, und sie war froh, dass sie die Kinder nicht wegen ihres Privatlebens hatte fallen lassen.
    »Was für ein Privatleben?«, fragte sie laut, als sie nach dem überstandenen Abend endlich ihre Wohnungstür aufschloss.
    Momentan schien sie die Dumme zu sein. Selbst ihre Mutter hatte ein Privatleben, Charlotte dagegen nicht. Sobald sie von Rick Auskunft über Roman erhielt, würde sie sich aufmachen – wohin, das wusste sie nicht, aber wenigstens würden es positive Schritte nach vorn sein.
    Charlotte warf ihre Schlüssel auf den Küchentisch, ging hinüber zu dem blinkenden Anrufbeantworter und drückte auf den Startknopf. »Hallo, Charlotte, hier ist Rick. Ich wurde in Albany aufgehalten und dann zu einem Fall gerufen, als ich kaum wieder hier war. Wir müssen uns aber noch sprechen, also rühr dich nicht von der Stelle.«
    Wo sollte sie auch sonst hingehen? Noch nicht müde und vom Spiel leicht aufgedreht, ging sie direkt in die Küche und durchwühlte ihre Kühltruhe nach einer Packung Eiscreme mit Vanille-Karamell-Geschmack, die sie immer vorrätig hatte. Mit gezücktem Löffel beschloss sie, sich in ihrem Schlafzimmer niederzulassen. Seit sie sich für die Abende im Bett einen kleinen Farbfernseher gegönnt hatte, fand sie es dort viel gemütlicher, als allein im Wohnbereich des kleinen Apartment rumzuhängen. Wenn sie Glück hatte, fand sie etwas Interessantes im Fernsehen, um die Zeit totzuschlagen, bis Rick endlich kam.
    Auf dem Weg ins Schlafzimmer schleckte sie bereits von
dem Eis. Sie wunderte sich über den schwachen Lichtschein, der aus dem Raum drang. Hatte sie die Nachttischlampe angelassen, als sie morgens zur Arbeit gegangen war? Achselzuckend betrat sie ihren privaten Zufluchtsort, während sie sich klebriges Karamell von den Lippen leckte.
    »Dabei könnte auch ich dir helfen. Wenn du bereit bist, mit mir zu sprechen.«
    Charlotte blieb abrupt stehen. Ihr Herz hörte für eine Sekunde auf zu schlagen und klopfte dann unregelmäßiger und schneller als zuvor. »Roman?« Blöde Frage. Natürlich war dies die tiefe, raue Stimme Romans.
    Und es war Roman, der in grauer Trainingshose, marineblauem T-Shirt und mit nackten Füßen auf ihrer weißen Rüschendecke und Ansammlung von Kissen lag. Nur ein Mann von seiner Statur konnte vor diesem Hintergrund femininer Rüschen und Spitzen noch männlicher aussehen. Nur
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