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Der letzte Coyote

Der letzte Coyote

Titel: Der letzte Coyote
Autoren: Michael Connelly
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konnte.«
    Der Polizist schaute auf Fox hinunter und überlegte, ob er so eine phantastische Geschichte glauben sollte.
    »Sie sind gerade noch rechtzeitig gekommen«, sagte Bosch. »Er wollte mich umbringen.«
    D. Sparks nickte. Die Story begann ihm zu gefallen. Dann runzelte er die Stirn.
    »Wer hat den Notruf gemacht?« fragte er.
    »Ich«, sagte Bosch. »Ich kam hier an und fand die Tür offen. Dann ging ich hinein. Ich rief gerade 911 an, als er mich angriff. Ich ließ den Hörer einfach fallen, weil ich wußte, daß Sie kommen würden.«
    »Warum haben Sie 911 angerufen, wenn er Sie noch nicht angegriffen hatte?«
    »Ich habe hinten im Schlafzimmer etwas entdeckt.«
    »Was?«
    »Eine Frau. Sieht so aus, als sei sie schon eine Weile tot.«
    »Wer ist sie?«
    Bosch schaute dem jungen Polizisten ins Gesicht.
    »Ich weiß nicht.«

50
    W arum haben Sie es für sich behalten, daß sie die Mörderin Ihrer Mutter war? Warum haben Sie gelogen?«
    »Ich weiß nicht. Ich werde selbst nicht schlau aus mir. Aber was sie geschrieben hat und was sie dann am Ende getan hat, hat mich irgendwie … ich weiß nicht. Ich dachte einfach, es sei genug. Ich wollte einfach nichts mehr damit zu tun haben.«
    Carmen Hinojos nickte, als verstünde sie Bosch. Er war sich jedoch nicht sicher, ob er es selbst tat.
    »Ich glaube, das war eine gute Entscheidung, Harry.«
    »Glauben Sie? Ich fürchte, sonst ist niemand dieser Meinung.«
    »Ich meine es nicht im juristischen Sinn, sondern auf der menschlichen Ebene. Meines Erachtens haben Sie das Richtige getan. Für sich.«
    »Wahrscheinlich …«
    »Fühlen Sie sich jetzt gut?«
    »Eigentlich nicht … Sie hatten wohl recht.«
    »Ja? In welcher Hinsicht?«
    »Was Ihrer Ansicht nach passieren könnte, falls ich den Mörder fände. Sie hatten mich gewarnt, daß es mehr Schaden anrichten als Gutes tun könnte. Das war untertrieben … Ich hatte mir eine schöne Mission ausgesucht, nicht wahr?«
    »Es tut mir leid, wenn ich recht hatte. Aber wie ich bei unserer letzten Sitzung sagte, der Tod dieser Männer kann nicht …«
    »Ich spreche nicht mehr von ihnen. Ich meine etwas anderes. Verstehen Sie, ich weiß jetzt, daß meine Mutter mich aus dem Heim holen wollte. Wie sie es so oft versprochen hatte. Egal ob sie Conklin liebte oder nicht, sie dachte an mich. Sie wollte mich aus dem Heim holen, und er bot ihr die Chance. Also starb sie letztendlich wegen mir.«
    »Bitte, reden Sie sich das nicht ein, Harry. Das ist lächerlich.«
    Bosch erkannte, daß der Zorn in ihrer Stimme echt war.
    »Wenn Sie so argumentieren«, fuhr sie fort, »können Sie alle möglichen Gründe für ihren Tod finden. Sie können behaupten, daß Ihre Geburt eine Kettenreaktion auslöste, die zu ihrem Tod führte. Verstehen Sie, wie albern das ist?«
    »Nicht genau.«
    »Es ist der gleiche Fehler, den Sie neulich anprangerten. Daß einige Menschen keine Verantwortung übernehmen wollen. Die Kehrseite ist ebenso falsch. Zuviel Verantwortung zu übernehmen. So wie Sie. Tun Sie sich das nicht an. Lassen Sie jemand anders Verantwortung für bestimmte Sachen übernehmen. Auch wenn dieser Jemand tot ist. Der Tod spricht einen nicht von allem frei.«
    Ihr strikter Ton schüchterte ihn ein. Er schaute sie lange an. Er begriff, daß ihr Ausbruch das Ende einer Phase signalisierte. Die Diskussion um seine Schuld war beendet. Sie hatte sie mit ihren Instruktionen abgeschlossen.
    »Entschuldigen Sie, daß ich meine Stimme erhoben habe.«
    »Schon gut.«
    »Was haben Sie von der Polizei gehört, Harry?«
    »Nichts. Ich warte ab, was Irving unternehmen wird.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Er hat meine … disziplinarrechtlichen Verfehlungen gegenüber den Zeitungen verschwiegen. Jetzt ist er am Zug. Er kann die Angelegenheit vom DIE untersuchen lassen – daß ich mich für Pounds ausgegeben habe – oder das Ganze fallenlassen. Ich schätze, er wird nichts unternehmen.«
    »Warum?«
    »Die Polizei von Los Angeles hat noch nie Interesse an Selbstgeißelung gehabt. Der Fall ist in der Öffentlichkeit bekannt, und falls sie etwas gegen mich unternehmen, besteht immer die Gefahr, daß etwas nach draußen dringt. Das würde ein blaues Auge für sie bedeuten. Irving sieht sich als Beschützer des Images der Polizei. Das ist ihm wichtiger als ein mögliches Dienstverfahren gegen mich. Außerdem hat er jetzt etwas gegen mich in der Hand. Wenigstens glaubt er das.«
    »Sie scheinen Irving und den Polizeiapparat gut zu
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