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Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Titel: Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation
Autoren: Gerd Schneider
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ihre Gestalt zu einem durchsichtigen Schatten, der zurückblieb und wieder hinab ins Totenreich schwebte. Verzweifelt streckte Orpheus die Arme aus, doch sie war seinen Blicken schon entschwunden. Aus der tiefen Ferne vernahm er noch ein leises ‚Lebewohl‘, dann herrschte Totenstille.“//

    Die Herzen der Schatten bewegen
    Abends im Keller. Tamas hat den Kater, der durchnässt hereingesprungen war, abgetrocknet, gefüttert. Dann wandert er ruhelos umher. „Ich werde spielen“, sagt er plötzlich laut. „Ich werde die Herzen der Schatten bewegen. Wahrscheinlich total sinnlos, aber ich muss was tun!“
    Er loggt sich in Port 21 ein, in dem er seit einiger Zeit Mitglied ist. Hier kann man vor Internetpublikum live spielen. Jeder kann sich gegen Gebühr oder als Mitglied eine Live-Performance im Netz beschaffen. Tamas hat es nur einmal versucht und dann gleich wieder abgebrochen, weil er sein Spiel selbst zu schlecht fand.
    Jetzt leuchtet er den Keller mit einem kleinen Scheinwerfer so aus, dass alles im Halbschatten liegt. Ihn selbst soll man auf keinen Fall erkennen.
    „Ich will das Mondmädchen zurück!“
    Sein Entschluss steht fest. Er beginnt zu spielen.

    „Die Nachtgeister werden wach,
    vergessene Welten tauchen auf,
    sieben Schwestern strahlen wie blaue Diamanten
    in der Nacht.
    Gott Hades, lass Eurydike frei, mein Mondmädchen,
    my bright sweet moonie.
    Löse sie aus den Fesseln des Todes,
    denn die Liebe zu ihr bricht mir das Herz.
    My bright sweet moonie.
    Sei gnädig, Hades, lass sie gehen,
    denn ich kann nicht ohne sie sein.
    Come back sweet sweet moonie.
    Hades, nur dieses eine Mal!“
    Im Chat von Port 21 laufen die Kommentare ein:
    Siranthony: „Spielt nicht schlecht.“
    Soorika: „Ja, der scheint’s draufzuhaben.“
    Xabu: „Hört sich verstaubt an.“
    Valentine: „Aber nicht schlecht. Gutes Feeling!“
    Django: „Kennt den jemand?“
    Soorika: „Nicht dass ich wüsste.“
    Siranthony: „Wer zum Teufel ist dieser Hades, von dem der singt?“
    Kiseritzy: „Keine Ahnung.“
    Maurus2: „Irgendein Zombie aus der Unterwelt, glaube ich.“
    Siranthony: „Jedenfalls war das gut.“
    himan: „Habe leider nicht alles mitgekriegt.“
    Siranthony: „Hoffe, wir hören ihn wieder.“
    Xabu: „Ich hab’s aufgezeichnet.“
    himan: „Lass mal hören.“
    My bright sweet moonie
    Im Radschu ist um neun noch nicht viel los. Moki, der mit einigen Leuten hinten an der Bar steht, kommt auf Tamas zu.
    „Toll, dass du dran gedacht hast!“
    „An was gedacht?“, fragt Tamas. Er ist aber mit den Gedanken woanders und lässt seine Blicke durch das Bistro wandern.
    „An meinen Geburtstag, Mann!“
    „Verdammt, glatt vergessen. Tut mir leid.“
    „Egal. Freut mich trotzdem, dass du da bist. Suchst du jemand?“, fragt Moki. „Die Party hat noch nicht angefangen.“
    „Nicht direkt.“
    „Nicht direkt, was heißt das denn? Irgendwelche Andeutungen und dann Schweigen im Walde.“
    „Gratuliere auch.“
    „Danke.“
    „Fühle dich beschenkt.“
    „Sehr großzügig, Mann. Übertreib’s nicht gleich. Was ist mit der Bewerbung? Fertig?“
    „So gut wie“, lügt Tamas.
    „Soll ich noch mal drübersehen?“
    „Nicht nötig. Ich glaube, ich fang doch wieder mit dem Studium an.“
    „Gute Idee. Musst du nur deinen Alten gut verkaufen.“
    „Kein Problem.…Hast du mal was von einer Pandora gehört?“
    „Nee, wer soll das sein?“
    „Vergiss es.“
    Bevor Moki noch etwas sagen kann, kommt Lotta an den Tisch. „Herzlichen Glückwunsch, mein Lieber!“
    Sie gibt Moki einen Kuss auf die Wange.
    „Danke Lotta. Du siehst echt gut aus!“
    Tamas starrt sie an. Feine schöne Gesichtszüge, halblanges dunkelblondes Haar, dunkelblaue Augen. Hatte er sie so in Erinnerung? Wie schön sie ist!
    Sie sieht ihn an.
    „Hey Tamas“, sagt sie.
    „Hallo.“
    „Wie geht’s dir? Alles okay?“
    „Alles in Ordnung.“
    „Ist sie gekommen?“, fragt sie.
    Tamas werden die Knie weich. Er muss sich hinsetzen.
    „Wer soll gekommen sein?“, bringt er heraus.
    „Eurydike“, sagt Lotta. „Die Frau des Sängers.“ Ihr Blick bleibt unverwandt auf Tamas gerichtet.
    Ihn treffen diese Worte wie ein Hammer!
    „Woher weißt du ...“
    „Ich versteh überhaupt nichts mehr!“, unterbricht Moki. „He Tamas, hast du einen Geist gesehen oder was?“
    „Sie ist gekommen, obwohl er sich umgedreht hat“, sagt Lotta lächelnd und summt leise eine Melodie: „My bright sweet moonie.“
    Tamas glaubt, sich verhört zu
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