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Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Titel: Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation
Autoren: Gerd Schneider
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1635
    Virtueller Ort: in der Nähe von Breisach,
    Süddeutschland
    Hol der Teufel den Krieg!
    Es war kalt und regnete. Tamas und das Mädchen irrten in sumpfigem Gelände umher. In der Ferne waren Lichtblitze zu sehen und Geschützdonner zu hören.
    „Möchte wissen, wo wir hier gelandet sind“, sagte das Mondmädchen.
    „Mir scheint“, sagte Tamas, „in diesem Spiel sind friedliche Zeiten eine Seltenheit. Hier haben sie uns wieder in einen Krieg geschickt. Das habe ich bestimmt nicht gewollt.“
    „Du hast gewollt, dass wir zusammenbleiben“, sagte sie.
    „Ja, mit aller Kraft habe ich es gewünscht!“
    „Dort vorne scheint ein Gasthaus zu sein!“ Sie zeigte auf ein schwach beleuchtetes Fenster eines größeren Hauses, das am Rande eines Pappelwaldes stand. Über dem Eingang baumelte ein halb heruntergerissenes Wirtshausschild.
    „Wir wollen versuchen, dort einen Unterschlupf für die Nacht zu bekommen“, schlug Tamas vor.
    Im Gastzimmer war es still. Auf Bänken und auf dem Fußboden in den Ecken lagen Schlafende.
    „Setzt euch zu mir“, sagte ein Mann und winkte Tamas und dem Mondmädchen zu. „Ein Zimmer für die Nacht werdet ihr in dieser Herberge nicht finden. Ihr müsst euch hier einen Platz suchen. Oben schlugen gestern Kanonenkugeln ein, welche die protestantischen Belagerer der Feste Breisach abgefeuert hatten. Das scheinen hundsmiserable Kanoniere zu sein, die so weit danebenschießen.“
    Zögernd setzten sie sich zu dem Mann an den Tisch.
    „Ist niemand da, der uns bedient?“, fragte Tamas und sah sich im Raum um.
    „Die Wirtsleute sind fort, hier gab es nichts mehr für sie zu tun. Das Haus ist nicht mehr zu retten. Es ist besser, sich in diesen Zeiten einen sicheren Platz zu suchen.“
    Der Mann hatte ein schmales ausgemergeltes Gesicht. Tiefe Falten kündeten von großer Müdigkeit und Trauer. Seine Kleidung hing ihm in Fetzen herunter.
    „Wie ich sehe, gehört ihr zu keiner der Kriegsparteien, oder?“
    „Wir sind nur harmlose Wanderer“, sagte das Mondmädchen und lächelte den Mann an.
    „Harmlose Wanderer? Nun, so nehmt euch nur in Acht, denn das wird man euch nicht glauben. Ich selber will auch nur noch wegrennen. Aber meine Angst ist zu groß, dass irgendwelche Büttel mich schnappen und zurückschleppen. Auf Fahnenflucht steht der Tod. Überall Krieg, wo man hinkommt. Hol ihn der Teufel. Alle sind verrückt geworden. Fremde Heere ziehen durch die Lande und machen alles nieder. Die Katholischen kämpfen gegen die Protestanten. Die Söldner und ihre vom Kriegs-Wahnsinn befallenen Generäle kennen keine Gnade und vergehen sich an Frauen und Kindern, brennen die Dörfer der Bauern nieder, nachdem sie alles geplündert haben. Alles im Namen des Glaubens, dabei geht es um Macht und Einfluss.
    In der Hölle sollen sie alle schmoren, die uns in diesen Krieg geschickt haben. Kein Gott wird ihnen dann mehr helfen, kein katholischer und kein protestantischer. Es geht nur noch um die Macht. Sie reden von Gott, aber sie sind des Teufels!“
    // DER DREISSIGJÄHRIGE KRIEG //
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    Das war ein großer europäischer Krieg von 1618 bis 1648, der sich in mehreren aufeinanderfolgenden Kriegen auf deutschem Boden abspielte. Er kostete Millionen Menschen, vor allem unter der Zivilbevölkerung, das Leben. Die Ursachen waren vor allem der religiöse Gegensatz zwischen Katholiken und Protestanten sowie das Streben einzelner Staaten und Herrscher nach Erweiterung ihrer Macht. Die Ordnung in Deutschland, das aus zahlreichen großen und kleinen Einzelstaaten bestand, war durch die Reformation (s. Seite 263) schwer erschüttert worden. Die daraufhin erfolgte Spaltung konnte nicht mehr überwunden werden. Zu groß wurde das Misstrauen zwischen Protestanten und Katholiken. Die Krise des Glaubens wurde noch verstärkt durch Hungersnöte und Seuchen . Woran sollte man noch glauben?
    So war die Basis für den bisher größten Krieg gelegt, in den sich immer mehr ausländische Mächte einmischten und ihre Söldnerheere schickten. Die deutschen Länder wurden zum größten Teil entvölkert und total ausgebeutet. Nach 30 Jahren waren alle Kriegsparteien völlig erschöpft. Die Herrschenden kamen zu der Einsicht, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen war. So beendete der größte Friedenskongress der Neuzeit, der Westfälische Frieden, den Dreißigjährigen Krieg. Es war ein Kompromissvertrag, der am 24. Oktober 1948 im protestantischen Osnabrück und im katholischen Münster
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