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Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation

Titel: Der letzte Code - ein Roman über die Geschichte der Zivilisation
Autoren: Gerd Schneider
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unterzeichnet wurde. Obwohl der Vertrag viel kritisiert wurde, legte er doch einen Grundstein für die Zukunft Europas als eine Gemeinschaft gleichberechtigter Staaten. //
    Der Wahnsinn des Krieges
    In den Zeiten des Friedens habe er Lehrer oder Dichter werden wollen, erzählte der Mann. Er habe in der Klosterschule gut lesen und schreiben gelernt und sogar mit Griechisch habe er angefangen. Alles habe er aufgeschrieben in seinen Heften und davon geträumt, daraus ein großes Werk zu machen. Auch als dieser elende Krieg schon begonnen habe und er, weil es im Dorf nichts mehr zu essen gab, zu der Truppe von Wallenstein ging, habe er alles notiert.
    „Die Nachwelt sollte wissen, was für ein Gemetzel hier in den deutschen Landen angefangen hatte, bei dem keiner mehr, weder der einfache Soldat noch die Hauptleute oder die Generäle, gewusst hat, worum es denn gegangen ist. Dabei ging es nur ums Rauben und Plündern und Morden, um nichts sonst!“
    „Ihr habt alles aufgeschrieben?“, fragte Susanna.
    „Seht, darin ist alles verzeichnet.“ Damit zog der Mann eine lederne Mappe aus seinem Wams. Darin waren halb zerrissene und befleckte Hefte. „Jede Einzelheit habe ich aufgeschrieben. Wie ich drei Jahre lang mit den Wallenstein-Truppen quer durch die deutschen Lande gezogen bin. Am Anfang haben sie bezahlt, aber dann ist es nur noch ums Fressen und Saufen gegangen. Alle, auch ich, sind verroht durch den schon so lange währenden Krieg. Das Schreiben habe ich aufgegeben. Wer will schon die Berichte und Gedanken des Peter Hagendorf* lesen. Lesen kann sowieso keiner mehr und mir kommt heute alles so sinnlos vor, besonders das Aufschreiben. Was soll die Literatur schon bringen im Angesicht von so viel Dummheit und Grausamkeit?“
    Damit ließ der Mann, der sich Peter Hagendorf nannte, den Kopf auf die Tischplatte sinken und schlief ein.
    Rette sich, wer kann!
    In der ersten Welt würde Kater Billy nun seine Streicheleinheiten einfordern, dachte Tamas. Er wäre gegen drei oder vier Uhr am Morgen zurück von seinem Streifzug und käme schnurrend auf den Schoß des Nachtarbeiters gesprungen. Nomalerweise die Zeit, den Monitor auszuschalten und sich aufs Feldbett zu legen.
    In der zweiten Welt lag er mit Mondmädchen auf einer harten Holzbank und versuchte zu schlafen. Doch im ersten Morgenlicht wurden sie nach wenigen Stunden unruhigen Schlafes von wildem Geschrei aus dem Gasthaus getrieben. Die Menschen rannten wild durcheinander, versteckten sich irgendwo – im Keller, im Stall – oder rannten über die taufeuchten Wiesen auf den nahen Wald zu.
    „Die Kroatischen sind da!“, schrie jemand. „Rette sich, wer kann!“
    Ein Trupp wüst aussehender Reiter und Landsknechte hatte das Gelände umzingelt. Sie waren weniger auf der Jagd nach feindlichen Truppen, als vielmehr nach Essen und Trinken. Das konnte man in dieser ausgeplünderten und abgebrannten Gegend noch am ehesten in den Gasthäusern finden. Die hatten, wie bekannt war, immer noch einige wenige Vorräte gebunkert.
    Die ersten Musketenschüsse knallten. Vögel flatterten kreischend auf. Die Fußsoldaten trieben die restlichen Leute aus dem Haus, Reiter verfolgten sie und stachen sie mit Lanzen nieder.
    Tamas und Susana rannten zum Wald. Was kann uns schon passieren, dachte Tamas. Online kann niemand sterben.
    Sie überholten eine Frau, die mit einem Kind auf dem Arm keuchend ebenfalls Richtung Waldrand lief. Immer lauter wurde das Geschrei in ihrem Rücken, immer mehr Schüsse krachten.
    Noch 40 Schritte bis zu den ersten Bäumen, wo sie hoffentlich alle in Sicherheit waren. Doch die Frau mit dem Kind stolperte, fiel ins Gras. Das Kind, ein Baby noch, fing jämmerlich an zu weinen.
    Susana hielt inne, lief zurück. Sie beugte sich zu dem Kind und nahm es auf den Arm. Ein sanftes Lächeln glitt über ihr Gesicht, doch plötzlich wurde ihr Gesicht starr. Wie von unsichtbarer Hand wurde sie zur Seite geschleudert.
    „Mondmädchen!“
    Sie lag halb auf dem Rücken. Blut durchtränkte ihren Umhang.
    „Los komm! Mach keinen Scheiß!“
    Tamas war bei ihr. Beugte sich über sie, hielt ihre porzellanzarte Hand.
    „Mond! Mondmädchen! Wir sind unsterblich!“
    Die Welt stand plötzlich vollkommen still, als hätte das System angehalten, als hätte jemand die Pausentaste gedrückt.
    War sie tot? Das konnte nicht sein! Schließlich waren sie nur eine Simulation.
    Susana rührte sich nicht mehr. Die Frau mit dem Baby bewegte sich nicht, die Landsknechte standen
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