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DER LETZTE BESUCHER

DER LETZTE BESUCHER

Titel: DER LETZTE BESUCHER
Autoren: Chris Böhm
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schnellen Ruck seinen Arm herunter, dass die Schere polternd zu Boden fiel. Helen blieb wie erstarrt stehen und schaute entsetzt und u n gläubig von Beate zu ihrem Mann und wieder zu Beate. „ Du bist … ? “, flüsterte sie, doch Beate gab ihr einen Stoß . „ Lauf, Helen “, kreischte sie, „lauf, schnell!“
    Da war Becker auch schon mit einem Satz heran , stellte den Fuß auf die Schere und brachte Bauer mit einem g e zielten Griff zu Fall. Helen taumelte nach vorne und stürzte wimmernd in Beates Arme. Dann ging alles ganz schnell. Die Diele war plötzlich voller Menschen, Polizisten übe r wältigten den am Boden Liegenden und führten ihn ab .
    „ Das wurde aber auch Zeit“, blaffte Becker seinen Assistenten an. „Warum hat das denn so lange g e dauert?“
    „Aber Chef, Sie hatten mir doch am Telefon au s drücklich gesagt, dass wir erst eingreifen sollten, wenn das Fenster g e öffnet wird.“
    Beate, die gerade aus dem Bad zurückkam , in dem die weinende Helen bereits vo m Polizeiarzt versorgt wurde , hatte die letzten Worte des jungen Mannes g e hört und blieb abrupt stehen.
    „Warum haben Sie mir das nicht gesagt. Das konnte ich doch nicht wissen “ , wandte sie sich vorwurf s voll an Becker. 
    „ Weil ich plötzlich nicht mehr wusste, auf welcher Seite Sie eigentlich stehen. Wieso sind Sie übe r haupt hier? Frau Bergmann hatte mir doch gesagt, dass Sie sich erst am Nachmittag treffen wollten“, verteidigte der sich heftig .
    „Das werde ich Ihnen gleich erklären, aber zuerst muss ich mich um Helen kümmern.“ 
    Kurze Zeit später, als die Beamten bis auf Becker und seinen Assistenten die Wohnung verlassen hatten , bettete Beate die immer noch völlig ve r ängstigte Helen auf die Couch . Danach versorgte sie erst einmal alle mit einem starken belebenden Kaffee aus dem Kaffeeaut o maten, den sie in der Küche en t deckt hatte. Endlich setzte sie sich zu Helen auf die Couch, nahm ihre Hand und streichelte sie sanft, während sie den aufmerksam z u hörenden beiden Männern alles erzählte . Dass sie, nac h dem sie die Freundin zuerst zu Hause abgesetzt hatte , eigen t lich auf den Friedhof fahren wollte. Dass sie dann auf halber Strecke wieder u m gekehrt und noch einmal zurück in die Mendelssohnstraße gefahren sei.
    „Wissen Sie, ich hatte plötzlich so ein mulmiges G e fühl, weil Helen ganz allein in ihrer Wohnung war und wir uns vorher nicht ganz sicher waren, ob nicht ihr Mann plötzlich u n verhofft in der Tür stehen würde. “
    Als sie dann an der Wohnungstür läutete und ihr eh e maliger Schwager plötzlich vor ihr stand, sei sie zu Tode e r schrocken , weil sie glaub en musste , dass Helen sie b e logen hatte , berichtete Beate weiter , während Helen leise vor sich hin schluchzte.
    „Ich konnte doch nicht ahnen, dass sie tatsächlich nicht wusste, dass der Mann, den sie damals geheiratet hatte, de r selbe war, der vorher ausgerechnet mit meiner Schwester ve r heiratet war .“
    „Woher sollte ich das denn wissen“, flüsterte Helen mit erstickter Stimme, „ e r hat doch niemals mit mir über seine Vergangenheit und über seine erste Frau g e sprochen und imm er wieder b et ont, dass für ihn nur die Gegenwart mit mir zäh lt. Es interessierte ihn auch übe r haupt nicht, wie mein Leben war , bevor wir uns kenne n lernten. Er hat sich nie nach meine r Familie, nach Freunden oder B e kannten in Frankfurt erkundigt . Wenn ich ihm davon erzählen wollte, winkte er immer nur ab. “
    „Typisch, dass er sich Helen unter seinem zweiten Vo r namen Daniel vorgestellt hat. Den Dirk hatte er mit der Ve r gangenheit einfach abgelegt “, meinte Beate und fügte noch hinzu : „V ermutlich ahnte er lange Zeit wir k lich nicht, dass Sabine und Helen sich kannten . “
    Becker nickte nachdenklich. Allmählich schloss sich der Kreis. Erst als Helen und ihr Mann nach Frankfurt kamen , h a tte Bauer vermutlich irgendwann zufällig e r fahren, das s seine Exfrau Sabine schon seit Jahren ebe n falls in dieser Stadt l ebte ; dass die beiden Frauen früher sogar in der selben Firma gearbeitet hatte n und sich deshalb gut g e kannt haben mussten.
    P lötzlich fiel ihm auch die Bemerkung Bauers wieder ein, die in seinem Unterbewusstsein seit Wochen heru m geisterte. Als er ihn damals in der Firma au f gesucht hatte, um ihn über den Tod seiner Exfrau zu informieren, hatte er mit keiner Silbe erwähnt, dass Sabine in Frankfurt g e wohnt hatte. Dennoch hatte Bauer es gewusst, obwohl er b e
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