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DER LETZTE BESUCHER

DER LETZTE BESUCHER

Titel: DER LETZTE BESUCHER
Autoren: Chris Böhm
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immer noch allein und hungrig nach Zärtlic h keit . N och am gleichen Abend landeten sie nach dem Essen auf seinem Hotelzimmer. Als sie am nächsten Morgen auf wachte, saß er nackt vor ihr und beobachtete sie regungslos. Er trug jetzt keine Brille, fühlte sich unb e obachtet und blickte auf sie herunter. Nur s eine Augen bewegten sich und glitten über ihren Körper , seine Augenlider zuckten . Sie fühlte sich irgen d wie unbehaglich unter seinem Blick, aber gleichzeitig genoss sie es, dass er sie offen sichtlich schon wieder b e gehrte, und wandte sich ihm zu. Als er ihren Blick spürte, drückte er sie zurück in die Kissen und hielt ihr mit einer Hand die Augen zu, während er sie mit der anderen zu streicheln b e gann.
     
    Heute wusste sie, dass der Blickkontakt mit anderen Menschen ihm nahezu unerträglich war. Deshalb die Brille, die er normalerweise nur nachts im Du nkeln a b nahm. Aber damals war sie ihm bereits so verfallen, dass sie alles getan hätte, um ihn nicht wieder zu verlieren. Vier Wochen später waren sie verheiratet und sie bei ihm in Hamburg, wo er damals lebte. Es war alles so schnell g e gangen, so rasend schnell , und war jetzt schon mehr als vier Jahre her, vier en d lose Ja h re …
    Szenen wie gestern Abend hatte es schon oft gegeben. Das Telefon hatte geklingelt, und Daniel ertrug es einfach nicht, dass sie an den Apparat ging und er nicht wusste, mit wem sie sprach. Seine Eife r sucht hatte im Laufe der Zeit fast groteske Züge angenommen. Er du ldete nicht, dass sie sich mit irgendjemandem unte r hielt oder gar traf . Deshalb ging sie kaum noch ans Telefon, wenn er zu Hause war. A ls sie es gestern aut o matisch doch tat, weil sie zufällig neben dem Tischchen mit dem Apparat stand, hatte er ihr sofort den Hörer wütend aus der Hand g e rissen. Danach passierte wieder das Unvermei d liche: Sie wurde ganz steif vor Angst und ve r stummte , doch je länger sie schwieg, desto mehr steigerte er sich in seinen Zorn hinein, bis er am Ende wieder einmal mit den Fäusten auf sie losgegangen war.
     
    Eigentlich fing es schon direkt nach der Hochzeit an. Daniel hatte damals sofort von ihr verlangt, dass sie ihren B e ruf aufgeben sollte, um nur noch ´ für ihn ´ , wie er sagte, da zu sein. Er zitierte augenzwinkernd den alten Bibelspruch, wonach ´ das Weib dem Manne unte r tan und ihm zu Diensten sein solle ´ . Als sie protestierte, b e schimpfte er sie und warf ihr vor, ihn nicht zu lieben. Er bestrafte sie, i n dem er tagelang nicht mit ihr sprach, nicht mit ihr schlief und du rch sie hin du rchsah, als sei sie Luft,  bis sie es nach kurzer Zeit  nicht mehr aushielt. Sie bat ihn demütig um Verzeihung und kündigte ihren Job, denn damals liebte sie ihn sehr und glau b te an ihre Ehe.   
    Schon bald begann sie, seine Tobsuchtsanfälle zu fürchten, die im Laufe der Zeit zunahmen. Der kleinste A n lass genügte. Ein unabsichtlicher Blick, ein Lächeln, das nicht ihm galt, ein scherzhafter Wortwechsel mit einem B e kannten. Immer häufiger schlug er sie grundlos und ve r folgte sie mit s einer krankhaften Eifersucht, die sich gegen alles und jeden richtete. Einmal zerschnitt er zitternd vor Zorn ein neues Kleid, das sie sich gekauft hatte und ihm glüc k strahlend vorführte, in lauter Einzelteile, weil sie es allein au s gesucht hatte, ohne ihn vorher zu fragen. Anschließend fiel er brutal über sie her, riss ihr die Klei du ng vom Leib und ve r gewaltigte sie. „Da für brauchst du kein neues Kleid, kein neues Kleid, kein neues Kleid … “ , wiederholte er dabei immer wieder keuchend . Später en t schuldigte er sich unter Tränen und gelobte Besserung. Als sie am nächsten Tag B e sorgungen machen wollte, entdeckte sie, dass die Wohnung s tür abgeschlossen war und er ihren Hausschlüssel mi t genommen hatte. Damals dac h te sie das erste Mal an Flucht.
    Als sie ungefähr zwei Jahre verheiratet waren , wurde Daniel nach Frankfurt versetzt. Er fand dort eine schöne große Altba u w ohnung für drei, denn Helen war gerade im zweiten Monat schwanger. Wie hatte sie sich auf das Kind gefreut und an einen neuen Anfang g e glaubt! Alles schien sich zum Guten zu wenden. Daniel war überglüc k lich und machte große Pläne für die Z u kunft. Aber nach einem seiner entsetzlichen Eife r suchtsanfälle , weil sie sich eines Tages nach einem Termin beim Gynäkologen ve r spätet hatte, erlitt sie eine Fehlgeburt. Da war sie bereits im fünften Monat.
    Danach ging eine Veränderung mit
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