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DER LETZTE BESUCHER

DER LETZTE BESUCHER

Titel: DER LETZTE BESUCHER
Autoren: Chris Böhm
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dass Sie jetzt extra he r gekommen sind.“ S ie zögerte etwas und hängte dann noch ein eiliges „Helen wird sich sicher bei Ihnen melden , ganz b e stimmt “ hintenan. 
    Sie hatte schnell gesprochen und sich dabei meh r fach verhaspelt. Bei den letzten Worten blickte sie Becker gerad e zu b e schwörend an . Der war irritiert, Beate passte nicht in sein Konzept. Er wusste nicht, wie er sie ei n ordnen sollte . Er s chaute sich um und registrierte aut o matisch, dass alle Türen, die von der Diele abgingen, bis auf zwei geschlossen waren. Eine Tür stand einen Spal t breit offen und gab den Blick in ein Esszimmer frei, in dem ein heilloses Durc h einander herrschte. Auf dem Boden zerschlagenes Porzellan, ze r knülltes Zeitung s papier, ein umgestürzter Wäschekorb. Hinter der anderen halb geöffneten Tür befand sich offe n sichtlich die Küche.
    „Was, zum Teufel, ist hier eigentlich los?“
    Beckers Geduld war erschöpft , er wollte jetzt endlich wissen, woran er war . Wo kam Beate Kugler so plötzlich her? Warum hatte sie ihn nicht an der Tür empfangen , wenn sie es doch war, die ihm geöffnet hatte ? Warum klang ihre Stimme so u n persönlich? Und vor allem, was war mit Helen? Tausend Alarmklingeln schrillten in seinem Kopf. Er näherte sich vorsichtig einer weiteren Tür, die vermutlich ins Schla f zimmer führte, und stellte fest, dass sie verschlossen war. Ein Blick auf das Schlüsse l loch zeigte ihm, dass der Schlüssel von innen steckte. Er drehte sich um und sah, wie Beate unau f fällig die Tür zum Es s zimmer schloss.
    „ Herrgott noch mal , Frau Kugler, was ist denn eigen t lich hier los? Warum hat sich Frau Bergmann im Schla f zimmer eingeschlossen? Hat ten Sie Streit? Oder …“, er brach plöt z lich ab und schlug sich vor den Kopf.
    N atürlich, dass er nicht gleich darauf gekommen war. Wie konnte er nur so blöd sein. Sie hatte sich im Schla f zimmer verbarrikadiert, weil ihr Mann aufgetaucht war. Wo steckte dieser Kerl denn? Richtig, das Esszimmer, das ze r brochene Geschirr, na klar. Das musste es sein.   
    W arum hatte Beate gelogen? Und vor allem, w arum hatte sie die Esszimmertür gerade eben so vorsichtig z u gemacht ? Er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Er überlegte kurz und rief dann du rch die ge schlossene Schla f zimmertür:
    „Achtung, Frau Bergmann, hier spricht Ulrich Becker . Sie brauchen keine Angst mehr zu haben. Ich bin jetzt da. “ Dann war es soweit. Er musste es riskieren und setzte alles auf eine Karte, als er über die Schulter der zur Salzsäule e r starrten Beate hastig zuraunte : „ Frau Kugler, b itte öffnen Sie ganz schnell im Woh n zimmer das Fenster zur Straße, schnell!"
    Stille. Nach einer endlos scheinenden Pause, in der nur das Ticken der Wan du hr in der Diele zu hören war, wiede r holte Becker noch ei n mal:
    „Bitte kommen Sie heraus , Helen, es passiert Ihnen b e stimmt nichts. Wir bringen jetzt erst einmal Ihre Sachen fort. “
    Nach einer weiteren Pause hörte er endlich den Fenste r flügel knarren und atmete auf. Er wollte sich gerade nach Beate umsehen, als die Schlafzimmertür plötzlich au f schwang und der Mann , die blutübe r strömte zitternde Helen vor sich herstoßend, im Türrahmen e r schien. Sein Gesicht war zur Fratze ve r zerrt , und seine Augen schossen Blitze, als er mit heiserer Stimme hervo r stieß:
    „Wenn ich sie nicht haben kann, soll sie auch kein anderer haben . Zur Hölle mit ihr, da kann sie Sabine Gesel l schaft leisten.“
    Er griff mit einer Hand hinter sich und hielt plöt z lich eine große Schere in der Hand , deren Spitze genau auf Helens Kehle zeigte .
    „ Hau ab , Bulle “, zischte er, „sonst steche ich sie gleich ab!“
    Beckers Gedanken rasten , als er mit einem Schlag die ganze Wahrheit erkannte. D as letzte Puzzletei l chen ! Da war es, direkt vor seine r Nase! Er trat lan g sam von der Tür zurück und blickte dem Anderen fest ins Gesicht, als er b e tont ruhig und sac h lich zu ihm sagte:
    „Lassen Sie Ihre Frau jetzt bitte los, Herr Bauer. Das bringt doch nichts. Oder wollen Sie wirklich, dass sie auch noch stirbt? Ich weiß, dass Sie Ihre Exfrau nicht töten wollten. Es war ein U n fall.“
    In die entstehende Stille hinein tönte Beates Schrei:
    „ Du Schwein, du elendes Schwein! Du warst das also! Erst musste Sabine sterben, und jetzt willst du Helen auch noch u m bringen .“
    Sie hatte sich unbemerkt von der Seite an ihn hera n geschlichen und riss jetzt mit einem einzigen
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