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Der leiseste Verdacht

Der leiseste Verdacht

Titel: Der leiseste Verdacht
Autoren: Helena Brink
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würde mir gern erst mal Ihren Dienstausweis ansehen, ich meine, man weiß ja nie …
    Dann können Sie mir sagen, was Sie für Fragen haben, und ich kann mir überlegen, ob ich sie beantworte.«

    7

    Das Lächeln des Polizisten wurde breiter. Er hielt PM seinen Ausweis vors Gesicht.
    »Bitte schön, hier ist mein Ausweis. Lasse Wagnhärad, Kriminalkommissar, wie Sie sehen.«
    PM studierte den Ausweis in aller Seelenruhe und gab sich schließlich lächelnd der beharrlichen Freundlichkeit des Polizisten geschlagen.
    »In Ordnung, Sie haben mich überzeugt. Kommen Sie doch herein, es ist ziemlich windig heute.« Er deutete auf den Wagen.
    »Und Ihr Kollege auch, wenn er möchte.«
    Der Kommissar gab dem anderen ein Zeichen, worauf ein kleiner, gedrungener Mann mit blauem Anorak und blonden Stoppelhaaren aus dem Wagen stieg. Er gab PM die Hand und stellte sich in aller Kürze vor: »Polizeimeister Bergh.«
    »Patrik der Maler«, erwiderte PM.
    Er hielt den beiden Beamten die Tür auf und bat sie mit einer einladenden Geste ins Wohnzimmer.
    »Wir sind vorhin schon mal da gewesen«, sagte der Großgewachsene, »aber da waren Sie nicht zu Hause.«
    PM ließ den Blick rasch durchs Zimmer schweifen, um sich zu vergewissern, dass keine allzu privaten Dinge herumlagen.
    »Doch, ich war zu Hause«, entgegnete er. »Aber ich öffne niemals die Haustür, wenn ich noch im Bett liege.«
    »Das macht nichts. Wir hatten noch andere Besuche zu erledigen. Wir haben mit Kalle Svanberg auf der anderen Seite von Knigarp gesprochen.«
    PMs Miene verfinsterte sich wieder. »Was soll das heißen, das macht nichts? Veranstalten Sie immer so einen Heidenlärm an den Haustüren fremder Leute?«
    Der andere lachte versöhnlich. »Es gab keine Klingel, und man will doch schließlich sichergehen, dass man gehört wird.«
    »Sie wurden gehört«, versicherte PM trocken.

    8

    Der hoch aufgeschossene Kommissar sah sich neugierig um und sagte beeindruckt: »Also ich muss schon sagen, Sie haben wirklich ein sehr schönes Haus. Haben Sie alles selbst restauriert?«
    »Ja.«
    Er musterte die Wände, die Decke und das Gebälk. »Da müssen Sie aber viel Arbeit gehabt haben. Eine wundervolle Arbeit, versteht sich. Wann ist das Haus gebaut worden? Ich schätze, so um die Mitte des 19. Jahrhunderts.«
    PM nickte anerkennend.
    Die Augen des Kommissars schimmerten entrückt. »Ach, solche Häuser haben doch viel mehr Charme als diese gleichförmigen Neubauten. Ich habe nördlich der Stadt eine Sommerhütte, viel kleiner als dieses Haus hier, aber meine Frau und ich rackern uns jedes Wochenende ab, um sie auf Vordermann zu bringen. Das grenzt an Besessenheit.«
    PM lachte verständnisvoll. »Ich weiß, was Sie meinen. Wir wohnen hier seit achtzehn Jahren und werden auch niemals fertig.«
    »Der Boden muss noch von früher sein. Solche breiten Dielen gibt es heute gar nicht mehr.«
    »Ja, ich vermute, die sind schon immer hier gewesen.«
    Polizeimeister Bergh schien gegen den Charme des Hauses immun zu sein. Er hatte schweigend in einem breiten Sessel Platz genommen, streckte den Rücken und zückte pflichtbewusst seinen Notizblock. Doch der Kommissar schien den eigentlichen Grund seines Kommens vollkommen vergessen zu haben. Nichts entging seinem Kennerblick, ja, er steckte sogar den Kopf in den offenen Kamin, um nach einer Weile zu verkünden, dass dieser nur teilweise als Original angesehen werden könne. Es bestand kein Zweifel, dass er lieber die Ärmel aufgekrempelt und mit einem Stück Sandpapier die alte 9

    Holztäfelung in Angriff genommen hätte, als seine polizeilichen Ermittlungen voranzutreiben.
    Schließlich räusperte er sich und bemühte sich um eine dienstliche Miene. Er setzte sich in den anderen Sessel, worauf PM, der ahnte, dass der entscheidende Augenblick gekommen war, rasch auf dem Sofa Platz nahm.
    Der Kommissar sagte: »Ihr Nachbar vom Hof Knigarp hat heute Morgen gemeldet, er habe in seiner Jauchegrube vor dem Schweinestall eine Leiche gefunden. Sie kam an die Oberfläche, als ein Teil der Jauche abgepumpt wurde, um damit die Felder zu düngen.«
    PM blickte von einem ernsten Gesicht zum anderen.
    »Was …?«, sagte er.
    »Die Leiche hat vermutlich längere Zeit in der Grube gelegen.
    Können wir nun mit unseren Fragen beginnen?«
    PM breitete die Arme aus. »Schießen Sie los!«
    »Können Sie sich – sagen wir, während des letzten Jahres – an irgendwelche ungewöhnlichen Vorkommnisse erinnern? Ist vielleicht eine Person aus
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