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Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder
Autoren: Jo Jansen
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Plötzlich kommen von überallher riesige Katzen und beginnen, mich mit ihren rosa Zungen abzuschlecken.
     
     

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    Kapitel 2
Frieda
     
    Am nächsten Morgen erwache ich, weil mir tatsächlich eine kleine, weiche Zunge über die Schnauze fährt. Eine fremde Zunge, denn meine eigene kenne ich, die ist viel größer. Meine Zunge riecht auch nicht nach Katze. Vorsichtig öffne ich die Augen und sehe Willy vor mir stehen. Er scheint völlig arglos, kein bisschen ängstlich, im Gegenteil. Kaum sieht der Kleine, dass ich wach bin, streckt er tapsig eine Pfote nach mir aus. Dabei macht er wieder dieses komische Geräusch. Armes Kätzchen. In mir regt sich erneut dieses Gefühl. Na, das kann ja heiter werden! Ich, eine seriöse Hundedame in den besten Jahren, werde doch wohl nicht zur Ersatzmami für so ein Katzenfindelkind mutieren!
    Willy kommt immer dichter an mich heran. Dieses kleine, flauschige Fellbündel könnte mir jetzt prima den Bauch wärmen. Ich habe es sehr gern, wenn mein Bauch gestreichelt wird. Und da Jule noch schläft, könnte doch vielleicht Willy ...? Der Kleine scheint es genauso zu sehen, denn einen Augenblick später liegt er in meinem Hundekörbchen und macht nun ein anderes seltsames Geräusch, man nennt es wohl Schnurren. Hm, und angenehm warm ist er. Fühlt sich sehr gut an. Nur an den Katzengeruch werde ich mich erst noch gewöhnen müssen.
     
    Ich muss wieder eingedöst sein und erwache von einem Gewitter. Es blitzt ... aber kein Donner folgt. Und es riecht nach Jule. Freudig wedele ich mit dem Schwanz, während ich zum zweiten Mal an diesem Morgen die Augen öffne. Da blitzt es wieder, und ich werde geblendet. Und dann wird mir klar, dass Jule mit diesem komischen Apparat vor mir steht, mit dem sie Bilder machen kann. Gerade will ich bellen und ihr sagen, was ich davon halte, geblitzt zu werden, da spüre ich das warme Fellbündel an meinem Bauch. Willy schläft, da bleibe ich lieber noch ruhig, wenn’s auch schwerfällt. Jule lacht und sieht sehr glücklich aus.
    Später, auf dem Weg zur Haustür, mache ich einen großen Bogen um den Deckel des Katzenkartons. Jule hat da komischen groben Sand hineingestreut, und das bedeutet für Willy nun wohl das Gleiche wie die Wiesen des Stadtparks für mich. Also ehrlich, ich versteh die Katzen nicht. Ich verrichte meine Geschäfte lieber im Park oder im Wald, da gibt es so viel zu schnüffeln. Andererseits bin ich auch erleichtert, dass Willy bei unserer Morgenrunde durch den Stadtpark nicht dabei ist. Es wäre mir ziemlich peinlich, von den anderen Hunden mit einem Katzenkind im Schlepptau gesehen zu werden, das vielleicht noch anfängt, Mama zu mir zu sagen.
     
    Später sitzt Jule an ihrem Schreibtisch und arbeitet. Sie schreibt Bücher für Kinder und denkt sich dafür lustige Geschichten aus. Dann leuchten ihre Augen, sie ist ganz vertieft in ihre Arbeit und klappert immerzu auf ihrem Computer herum. Ich bin froh, dass sie zu Hause arbeitet. So bin ich nie allein. Darum störe ich Jule auch nur, wenn es mir zu langweilig wird oder ich das Gefühl habe, unbedingt gestreichelt werden zu müssen.
    Doch heute stört ein anderer Jules Arbeit. Kaum dass sie angefangen hat, klingelt das Telefon. Ich gebe nur ein leises
Wuff
von mir, denn Jule mag es gar nicht, wenn ich immer belle, sobald das Telefon oder die Türklingel läutet.
    Es ist Jules beste Freundin Mara. Jule erzählt ihr aufgeregt nicht nur von Willy, sondern auch ein paar Details über Philipp, die ich noch nicht wusste. Die beiden Freundinnen tauschen sich immer über neue Bekanntschaften und Dates aus. Sie sind beide Anfang dreißig, klug, hübsch und auf Männersuche. Das funktioniert irgendwie über den Computer und nennt sich Internet. Leider gibt es dort nicht nur tolle Männer, wie Jule und ich schon festgestellt haben, sondern sogar welche, die keine Hunde mögen! Da sind sie bei Jule aber völlig falsch, und darum darf ich zu den meisten Dates mitgehen.
    Wir haben schon komische Typen kennengelernt. Einer meinte tatsächlich, es wäre unhygienisch, wenn ein Hund im gleichen See schwimme wie die Menschen. Jule hat ihm kurz erklärt, dass Hunde, im Gegensatz zu Menschen, nie in den See pinkeln. Ich habe vor Freude unter dem Tisch mit dem Schwanz gewedelt, als ich hörte, wie Jule die Hundeehre verteidigte. Beim Verabschieden habe ich den Mann angeknurrt, zwar nur ein bisschen, aber Jule hat gelacht und zu ihm gesagt: »Tja, aus uns kann leider nichts werden, mein Hund mag dich
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