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Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder
Autoren: Jo Jansen
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nämlich nicht.«
    Peng, da war er sprachlos.
    Mit Philipp hat Jule sich noch nie getroffen, das wüsste ich, sondern bisher nur Mails geschrieben, wie sie Mara erzählt, und einmal mit ihm telefoniert.
    Ja, und dann setzt er ihr gleich seine Katze vor die Tür? Jule ist darüber genauso verwundert wie ich. Schade, dass ich nicht hören kann, was Mara sagt.
     
    Die nächsten Tage verbringe ich mit so wichtigen Dingen wie Dösen und Fliegenfangen. Willy kommt immer wieder zum Kuscheln. Das gefällt mir von Mal zu Mal besser. Obwohl Willy Jules Pflanzen anknabbert, scheint sie ihn ins Herz geschlossen zu haben, und irgendwie kann ich Jule verstehen. Sie kauft sogar so einen komischen Käfig für Willy und setzt ihn hinein, als wir übers Wochenende zu Mara aufs Land fahren wollen.
    Bei Mara ist es hundefantastisch! Da gibt es eine große Wiese voller Apfelbäume, und ich darf ohne Leine laufen und springen. Mara hat auch einen Hund, einen kleinen Rauhaardackel mit kurzen, krummen Beinen. Er heißt Flocke und ist schon sehr alt. Darum tobt er auch nicht mehr mit mir, sondern liegt die meiste Zeit in seinem Körbchen. Ja, und Willy? Der Ärmste, er wird doch nicht etwa das ganze Wochenende in dem Käfig hocken müssen?
    Zu Mara fahren wir immer mit dem Zug. Meist darf ich neben Jule auf der Bank sitzen und aus dem Fenster schauen. Was es da alles zu sehen gibt! Zuerst fahren immer die Häuser unserer Stadt vorbei, dann grüne Wiesen, Wälder, ab und zu eine Straße. Manchmal habe ich schon Rehe gesehen oder eine Katze.
     
    Als wir uns endlich auf den Weg machen, bin ich ganz aus dem Häuschen vor Freude. Aber Jule lässt mich nicht hüpfen, sie meint, ich solle brav bei Fuß gehen. Na gut, ich kann ja verstehen, dass Jule jetzt nicht mit mir gemeinsam rumspringen kann, wie wir es sonst manchmal tun. Sie trägt in der linken Hand den Käfig mit Willy. Rechts hat sie mich an der Leine und auf dem Rücken noch einen Rucksack mit Klamotten, Hundekuchen und anderen Sachen.
    Vor dem Haus treffen wir die dicke Frau Schmitz von gegenüber. »Na, zieh’n Se um?«, fragt sie und lacht dabei so breit, dass man ihre gelben Zähne sehen kann.
    Aber ihr Lachen ist falsch, denn ihre Augen lachen nicht mit. Da sind nicht diese kleinen Fältchen, die Jule beim Lachen hat. Ich könnte das nicht – mit dem Schwanz wedeln und so tun, als ob ich mich freue, wenn’s gar nicht stimmt. Darum mag ich Frau Schmitz nicht und belle sie jedes Mal an, wenn ich sie sehe. Jule grinst dann immer nur. Ich glaube, sie mag die Frau auch nicht.
    »Schönes Wochenende, Frau Schmitz«, sagt Jule. »Wir sind Sonntagabend wieder zurück.«
     
    Während der kurzen Zugfahrt kann ich heute keine Rehe entdecken. Nicht einmal eine Katze ist zu sehen. Schade. Nach einer Viertelstunde halten wir auf dem kleinen Dorfbahnhof. Sofort springe ich auf. Das Abenteuer kann beginnen!
    Mara holt uns in ihrem blauen Auto vom Bahnhof ab. Zum Glück ist es ein Kombi, wie die Menschen sagen, und so kann ich während der Autofahrt im Kofferraum nach hinten aus dem Fenster schauen. Wieder kommen wir an ein paar Häusern vorbei. Auch Kühe, Schafe und Pferde sehe ich. Und endlich, da ist sie – die große Wiese! Wie ich mich freue, wieder hier zu sein. Kaum öffnet sich der Kofferraum, springe ich hinaus und renne schnüffelnd aufs Haus zu, um zu riechen, was sich seit unserem letzten Besuch verändert hat.
    Und dann habe ich eine Art Déjà-vu: Vor Maras Haustür steht ein Karton, der ganz genauso aussieht wie der Karton von Willy! Sogar eine rote Rose ist mit Klebeband darauf befestigt. Aufgeregt belle ich, dass Jule und Mara herkommen sollen, doch die schwatzen und albern noch am Auto herum.
    Also muss ich der Sache allein auf den Grund gehen. Sorgfältig beschnüffle ich den Karton von allen Seiten. Er riecht eindeutig nach Katze! Und nach ... Gerade, als ich überlege, ob ich zuerst die Neuigkeit bellend verkünden oder den zweiten Geruch genauer erschnüffeln soll, schreit Mara: »Rika. Aus!«
    Mensch, immer wenn es interessant wird. So habe ich keine Gelegenheit für weitere Untersuchungen, weil sofort Jule und Mara neben mir sind, mich beiseitedrängen und den Karton hochheben. Wenigstens belle ich ihnen noch zu, dass ich es war, die ihn zuerst entdeckt hat.
     
    Was dann folgt, habe ich ein paar Tage zuvor bereits erlebt: Stirnrunzeln, Kopfschütteln und
Ach, wie süß!
    Na toll! Irgendwer scheint hier umherzulaufen und kleine Katzen zu verteilen.
    Ich darf Maras
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