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Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder
Autoren: Jo Jansen
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Katzenkind vorsichtig beschnüffeln und habe den zweiten Geruch schnell identifiziert: Es ist Willys Geruch! Na ja, nicht direkt Willy, aber dieses Katzenkind ist Willys Geschwisterchen, dafür verwette ich meine Schnüffelschnauze!
    Was hat das alles nur zu bedeuten?
    Jule und Mara sind zunächst ebenso ratlos wie ich. Sie reden wild durcheinander und suchen angestrengt nach weiteren Übereinstimmungen. Mit einem Mal ruft Mara: »Himmel, ich glaube, da verarscht uns jemand ganz gewaltig!«
    »Sag ich doch«, kommt es von Jule zurück. »Nur wer?«
    Sie schaut Mara fragend an.
    Deren Augen leuchten, sie scheint etwas auf der Spur zu sein. Jagdfieber!
    Ein Gefühl, das ich nur allzu gut kenne, schließlich bin ich ein echter Jagdhund. Wenn ich erst einmal Fährte aufgenommen habe und ahne, dass sie zum Ziel führen wird, ist der erste Schritt bereits ein kleiner Sieg, ein Versprechen. Der Fährte zu folgen, ist eine Aneinanderreihung weiterer kleiner Triumphe. Bis nach einer aufregenden Jagd die Beute erreicht ist. Dieser letzte Sieg wiegt umso schwerer, je länger die Jagd vorher war. Was wirklich zählt, sind also die kleinen glücksverheißenden Momente, bei denen das Herz vor Aufregung und Vorfreude bebt.
     
    Kurz darauf sitzen wir alle sechs zusammen auf Maras Sofa. Ein Bild, das wahrscheinlich in der Zeitschrift
Mensch und Tier
den ersten Preis bekäme. Mara und Jule sitzen nebeneinander, jeweils ihr Notebook auf den Knien. Mara ist dunkelhaarig und groß. Sie trägt, wie meistens, eine enge schwarze Hose und ein schwarzes T-Shirt. Jule dagegen ist blond und eher klein. Sie zieht gern helle, luftige Kleider an, am liebsten mit Blümchen darauf. Beide Freundinnen haben langes Haar, das sie jetzt hinter die Ohren gestrichen haben, wie immer, wenn sie sich konzentrieren. Flocke döst neben Mara, die ihre Findelkatze noch vor dem Notebook auf dem Schoß hält und sanft streichelt. Jule hat Willy aus seinem Käfig genommen, der zum Glück nur für die Reise nötig war, und hält ihn auf die gleiche Weise.
    Ich sitze daneben. Nur döse ich nicht, so wie Flocke, sondern bin ganz gespannt bei der Sache. Wenn ich könnte, würde ich mir jetzt auch ein paar Haare hinter die Ohren streichen.
     
    Jule hat die Katze von Philipp bekommen. Aber Mara kennt Philipp gar nicht. Oder vielleicht doch? Die beiden Freundinnen sind gemeinsam im Internet unterwegs. Jule zeigt der Freundin die Mails von Philipp, und Mara stöbert in ihren
Datingkontakten
, wie sie es nennt.
    »Da!« Triumphierend klopft Mara auf den Bildschirm ihres Notebooks. »Der hier, Manuel, der muss es sein. Er hat sich sehr darüber gefreut, dass ich einen Hund habe und auf dem Lande lebe.«
    »Er sieht auf dem Foto aber ganz anders aus als Philipp«, gibt Jule zu bedenken.
    »Bah! Wer weiß, ob er wirklich dieser gut aussehende, junge Mann ist. Ich hab ihn ja noch nicht getroffen. Du weißt doch, wie hier gelogen wird – falscher Name, falsches Alter, arbeitslos, statt Architekt, oder in Wirklichkeit verheiratet. Wenn die Typen wirklich alle so toll wären, wie sie in ihren Profilen schreiben oder auf den Fotos daherkommen, dann hätten wir zwei Hübschen unseren Traummann doch schon längst finden müssen.«
    »Stimmt.« Jule nickt. »Ich habe Philipp ja auch noch nicht getroffen. Es war nur sein Spruch auf dem Anrufbeantworter, und einmal hab ich kurz mit ihm telefoniert. Er musste dann gleich wieder auflegen, weil seine Mutter überraschend bei ihm vor der Tür stand.«
    »Haha, wer’s glaubt, wird selig«, lacht Mara. »Ich bin sicher, das ist ein und dieselbe Person, vielleicht mit Glatze und Schmerbauch.« Sie zieht die Stirn in Falten. »Und er wusste, dass ich heute Nachmittag fort bin, um dich abzuholen.«
    »Waaas?« Jule sieht sie verwundert an.
    »Na ja, er schrieb mir in der letzten Mail, dass er sich heute Nachmittag telefonisch melden wollte, und ich antwortete ihm, dass ich um 15 Uhr meine beste Freundin vom Bahnhof abholen müsse. Die Zeit muss er genutzt haben, um den Karton vor meine Tür zu stellen.«
    Jule schüttelt den Kopf. »Süße, und warum sollte uns dieser Philipp-Manuel-Schmerbauch die Kätzchen schenken?«
    Beide kichern über den, wie sie finden, sehr passenden Namen.
    »Vielleicht, um uns gefügig zu machen, damit wir über seine vielen Unzulänglichkeiten hinwegsehen und uns trotzdem auf eine heiße Nacht mit ihm einlassen? Mehr will der doch garantiert nicht.«
    »Ach, Mara, wenn du wirklich recht hast, hab ich bald keinen
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