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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele
Autoren: Douglas Adams
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war ein Wort dafür, Theater um die trivialen Zwangsläufigkeiten des Lebens zu machen, aber es gab auch andere.
    Sie fühlte eine plötzliche Welle der Angst und Einsamkeit in sich hochsteigen, aber die verebbte rasch wieder, und danach fühlte sie sich ruhiger, gelassener und bedürftig, die Toilette aufzusuchen.
    Nach ihrer Uhr war es kurz nach drei, und nach allem anderen zu urteilen, war es Nacht. Sie sollte vielleicht die Schwester rufen und die Welt wissen lassen, daß sie zu sich gekommen war. Es befand sich ein Fenster in der Seitenwand des Raumes, durch das sie einen matt beleuchteten Korridor sah, in dem ein Rollbett und eine hohe, schwarze Sauerstoffflasche standen, der ansonsten aber leer war. Alles war sehr still da draußen.
    Sie blickte sich in dem kleinen Zimmer um und sah einen weißgestrichenen Sperrholzschrank, zwei Stahlrohrstühle mit Kunststoffsitzen, die schweigend im Schatten lauerten, und einen weißgestrichenen Sperrholznachttisch, auf dem ein kleiner Teller mit einer einzelnen Banane stand. Auf der anderen Seite des Bettes befand sich ihr Tropfständer. Auf dieser Bettseite war auch eine Metallplatte mit zwei schwarzen Knöpfen in die Wand eingelassen, von der ein Paar alte Bakelitkopfhörer herabbaumelten, und um den Stahlrohrpfosten am Kopfende war ein Kabel mit einem Klingelknopf gewickelt, an dem sie herumfingerte, dann jedoch nicht zu drücken beschloß.
    Es ging ihr gut. Sie würde sich schon allein zurechtfinden.
    Langsam, ein wenig benommen, stemmte sie sich auf ihre Ellbogen und ließ ihre Beine unter den Bettüchern hervor und auf den Boden gleiten, der sich für ihre Füße kalt anfühlte. Sie wußte fast im selben Augenblick, daß sie das nicht tun sollte, weil jeder Teil ihrer Füße ganze Ströme von Mitteilungen zurückschickte, die ihr genauestens kundtaten, wie sich das kleinste Stückchen Fußboden, das sie berührten, anfühlte, als wäre das eine so merkwürdige und beunruhigende Angelegenheit, wie sie sie noch nie erlebt hatten. Trotzdem setzte sie sich auf die Bettkante und zwang ihre Füße, den Fußboden als etwas hinzunehmen, an das sie sich einfach gewöhnen müßten.
    Vom Krankenhaus war sie in ein großes, sackartiges, gestreiftes Ding gesteckt worden. Es war nicht nur sackartig, stellte sie fest, nachdem sie es sich näher besehen hatte, es war tatsächlich ein Sack. Ein Sack aus einem losen blau-weiß gestreiften Baumwollstoff. Er war hinten offen und ließ die eisige Nachtluft ein. Angedeutete Ärmel fielen bis zur Hälfte der Arme herab. Sie bewegte die Arme im Licht, besah sich die Haut, rieb sie und kniff sie, besonders um den Verband herum, der die Tropfkanüle festhielt. Normalerweise waren ihre Arme geschmeidig, und die Haut war fest und elastisch. Heute abend jedoch sahen sie aus wie Hühnerteile. Rasch strich sie jeden Unterarm mit dem jeweils anderen glatt, und dann blickte sie wieder zielbewußt auf.
    Sie streckte die Hand aus und griff nach dem Tropfständer, und weil der etwas weniger schwankte als sie, konnte sie ihn dazu benutzen, sich langsam daran hochzuziehen. Sie stand da, und ihre schlanke Gestalt zitterte, und nach ein paar Sekunden hielt sie den Tropfständer mit gebeugtem Arm von sich weg wie ein Schäfer seinen Hirtenstab.
    Sie hatte es nicht nach Norwegen geschafft, aber sie stand wenigstens.
    Der Tropfständer bewegte sich auf vier kleinen und jedes auf seine Weise eigensinnigen Rädern, die sich wie vier plärrende Kinder in einem Supermarkt benahmen, aber Kate gelang es trotzdem, ihn zu der Tür vor ihr zu schieben. Das Gehen steigerte ihre Benommenheit, steigerte aber auch ihren Entschluß, ihr nicht nachzugeben. Sie erreichte die Tür, öffnete sie, schob den Tropfständer vor sich hinaus und blickte in den Korridor.
    Links von ihr endete der Gang in zwei Flügeltüren mit runden Guckfenstern, die in einen größeren Raum zu führen schienen, einen Krankensaal vielleicht. Rechts von ihr gingen eine Reihe von kleineren Türen von dem Korridor ab, der sich noch eine kleine Strecke fortsetzte, ehe er scharf um die Ecke bog. Eine von diesen Türen führte wahrscheinlich in die Toilette. Die anderen? Na, das würde sie herausfinden, während sie nach der Toilette suchte.
    Die ersten beiden waren Schränke. Was hinter der dritten lag, war etwas größer und enthielt einen Stuhl und zählte deshalb wahrscheinlich als Zimmer, weil die meisten Menschen ungern in Schränken sitzen, selbst Krankenschwestern, die viele Dinge tun müssen, die
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