Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele
Autoren: Douglas Adams
Vom Netzwerk:
der große, blonde Mann um, und die Wirkung seines Gesichts war leicht verwirrend.
    »Auch ich«, sagte er mit einer langsamen, zornigen, nordischen Stimme, »möchte nach Oslo fliegen.«
    Kate sah ihn an. Er wirkte absolut deplaziert auf einem Flughafen, oder vielmehr, der Flughafen um ihn herum wirkte absolut deplaziert.
    »Na ja«, sagte sie, »so wie sich die Sache im Moment entwickelt, sieht's so aus, als würde es keiner von uns beiden schaffen. Können wir das mal eben klären? Woran hängt's denn?«
    Das Mädchen von der Abfertigung verströmte ihr bezauberndes, erstarrtes Lächeln und sagte: »Die Fluggesellschaft akzeptiert aufgrund ihrer Finnenpolitik keine Schecks.«
    »Aber ich«, sagte Kate und knallte ihre Kreditkarte hin. »Buchen Sie das Ticket für den Herrn hier drauf, und ich nehme einen Scheck von ihm.«
    »Okay?« setzte sie, an den großen Mann gewandt, hinzu, der sie mit wachsendem Erstaunen betrachtete. Seine Augen waren groß und blau und vermittelten den Eindruck, als hätten sie ihr Leben lang auf eine Menge Gletscher geblickt. Sie wirkten außerordentlich arrogant, aber auch umwölkt.
    »Okay?« wiederholte sie lebhaft. »Mein Name ist Kate Schechter. Zwei C's, zwei H's, zwei E's, und dazu ein T, ein R und ein S. Vorausgesetzt, sie sind alle vorhanden, ist die Bank wegen der Reihenfolge nicht pingelig. Die scheinen sie selber nicht zu kennen.«
    Sehr langsam neigte der Mann in einer flüchtigen Dankesverbeugung leicht den Kopf vor ihr. Er dankte ihr für ihre Freundlichkeit, Liebenswürdigkeit und irgendein norwegisches Wort, das sie nicht verstand, er sagte, es sei schon lange her, seit er so etwas erlebt habe, sie sei eine Frau von Charakter und noch irgendein norwegisches Wort, und er stehe in ihrer Schuld. Er setzte außerdem hinzu, daß er kein Scheckbuch besitze.
    »In Ordnung!« sagte Kate, entschlossen, sich nicht von ihrem Weg abbringen zu lassen. Sie angelte in ihrer Handtasche nach einem Stück Papier, nahm einen Kugelschreiber von dem Abfertigungstresen, kritzelte was auf das Papier und schob es ihm rüber.
    »Das ist meine Anschrift«, sagte sie, »schicken Sie mir das Geld. Versetzen Sie notfalls Ihren Pelzmantel. Aber schicken Sie's mir. Okay? Ich vertraue Ihnen blind.«
    Der große Mann nahm das Stück Papier, las die wenigen Worte mit enormer Langsamkeit, dann faltete er es umständlich zusammen und steckte es in seine Manteltasche. Wieder verbeugte er sich ganz leicht vor ihr.
    Kate bemerkte plötzlich, daß das Mädchen von der Abfertigung schweigend darauf wartete, daß ihr der Kugelschreiber zurückgegeben würde, damit sie das Kreditkartenformular ausfüllen könne. Verärgert schob sie ihn ihr rüber, reichte ihr das eigene Ticket und zwang sich zu eisiger Gelassenheit.
    Die Flughafendurchsage verkündete den Start ihres Fluges.
    »Darf ich bitte Ihre Pässe sehen?« fragte das Mädchen ohne Eile.
    Kate reichte ihren rüber, aber der große Mann hatte keinen.
    »Was?« rief Kate. Die Angestellte hörte einfach auf, sich zu bewegen, starrte ruhig auf einen vagen Punkt auf ihrem Schreibtisch und wartete, daß jemand anderer eine Bewegung machte. Das alles war nicht ihr Problem.
    Der Mann wiederholte aufgebracht, daß er keinen Paß besitze. Er brüllte es und haute mit der Faust so fest auf den Tresen, daß er ihn durch die Wucht des Schlages leicht verbeulte.
    Kate nahm ihr Ticket, ihren Paß und ihre Kreditkarte und hievte sich ihren Kleidersack wieder auf die Schulter.
    »Da weiß ich auch nicht weiter«, sagte sie und ging einfach weg. Sie hatte das Gefühl, jede menschenmögliche Anstrengung unternommen zu haben, um ihr Flugzeug zu kriegen, daß es aber nicht hatte sein sollen. Sie würde Jean-Philippe ein Telegramm schicken und ihm mitteilen, daß sie nicht dort sein könne, und seine Nachricht an sie würde wahrscheinlich in einem Fach daneben stecken und ihr mitteilen, warum er auch nicht dort sein könne. Zum erstenmal würden sie beide nicht da sein.
    Zunächst mal würde sie sich etwas abregen müssen. Sie begab sich auf die Suche erstens nach einer Zeitung und zweitens nach Kaffee und konnte, indem sie den entsprechenden Zeichen folgte, beides nicht finden. Sodann konnte sie kein funktionierendes Telefon finden, von dem aus sie ein Telegramm aufgeben konnte, und beschloß, den ganzen Flughafen Flughafen sein zu lassen. Bloß raus hier, sagte sie sich, ein Taxi auftreiben und wieder nach Hause fahren.
    Sie schlängelte sich durch die Abfertigungshalle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher