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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele
Autoren: Douglas Adams
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Die Wände waren in fast genau dem Grünton gestrichen, für den Raffaello Sanzio sich lieber die rechte Hand am Handgelenk abgebissen hätte, als ihn zu benutzen, und wenn Herkules das Zimmer gesehen hätte, wäre er wahrscheinlich eine halbe Stunde später mit einem schiffbaren Fluß unter dem Arm wiedergekommen. Es war, kurz gesagt, ein Dreckloch und würde es wahrscheinlich auch bleiben, solange es im Besitz von Mr. Svlad oder »Dirk« Gently, geborenem Cjelli, war.
    Endlich rührte sich Gently.
    Die Bettücher und Decken wurden dicht um seinen Kopf nach oben gezogen, und irgendwo auf der halben Länge des Bettes tauchte langsam eine Hand unter den Bettüchern auf, deren Finger sich mit kleinen tappenden Bewegungen einen Weg über den Fußboden bahnten. Aufgrund langer Erfahrungen umgingen sie eine Schüssel mit etwas sehr Ekligem, die da schon seit Michaelis stand, und stießen wenig später auf eine halbleere Packung filterloser Gauloises und eine Schachtel Streichhölzer. Die Finger schüttelten ein zerknautschtes weißes Röhrchen aus der Packung, nahmen es samt der Schachtel Streichhölzer und begannen dann, sich durch die am Kopfende zusammengeknäulten Decken hindurchzustochern wie ein Zauberer, der an einem Taschentuch herumbohrt, aus dem er einen Taubenschwarm flattern lassen möchte.
    Die Zigarette wurde schließlich in das Loch geschoben. Die Zigarette wurde angezündet. Eine Zeitlang schien das Bett die Zigarette in mächtigen, keuchenden Zügen zu rauchen. Es hustete lange, laut und schauerlich und begann dann schließlich in einem regelmäßigeren Takt zu atmen. Und so erlangte Dirk Gently das Bewußtsein wieder.
    Er lag eine Weile da und empfand schreckliche Unruhe und Gewissensbisse über etwas, das auf seinen Schultern lastete. Er wünschte, er könnte es einfach vergessen, und tat es prompt. Er stemmte sich aus dem Bett und tapste wenige Minuten später die Treppe nach unten.
    Die Post auf dem Abtreter bestand aus den üblichen Sachen: einem rüden Brief, in dem ihm der Entzug seiner American-Express-Karte angedroht wurde, einer Einladung, sich um eine American-Express-Karte zu bewerben, und ein paar Rechnungen des eher hysterischen und unrealistischen Typs. Er verstand nicht, warum man sie ihm beharrlich schickte. Das Porto war doch einfach zum Fenster rausgeworfen. Er schüttelte den Kopf, verwundert über die bösartige Unfähigkeit der Welt, warf die Post weg, ging in die Küche und näherte sich vorsichtig dem Kühlschrank.
    Er stand in der Ecke.
    Die Küche war groß und in tiefe Düsterkeit gehüllt, die durch das Lichtanschalten nicht behoben, sondern nur gelb gefärbt wurde. Dirk kauerte sich vor den Kühlschrank und inspizierte eingehend den Rand der Tür. Er fand, wonach er suchte. Besser gesagt, er fand mehr als wonach er suchte.
    Nahe der Unterseite der Tür, auf dem schmalen Spalt, der die Tür von dem eigentlichen Kühlschrank trennte und der den grauen Dichtungsgummistreifen enthielt, lag ein einzelnes menschliches Haar. Es war dort mit getrockneter Spucke befestigt. Das hatte er erwartet. Er hatte es selbst vor drei Tagen dort hingeklebt und seitdem mehrere Male nachgesehen. Was er dort nicht erwartet hatte, war ein zweites Haar.
    Er betrachtete es mit besorgt gefurchter Stirn. Ein zweites Haar?
    Es war auf dieselbe Weise wie das erste über den Spalt geklebt, nur dieses Haar befand sich nahe dem oberen Rand der Kühlschranktür, und er hatte es da nicht hingetan. Er sah es sich genau an, ja er ging sogar so weit, die alten Fensterläden an den Küchenfenstern zu öffnen, um etwas zusätzliches Licht hereinzulassen.
    Das Tageslicht drängelte sich herein wie ein Polizeikommando und ließ jede Menge Was-ist-denn-das-alles im ganzen Raum ab, der, wie das Schlafzimmer, jeden Menschen mit Sinn für Ästhetik vor Schwierigkeiten gestellt hätte. Wie die meisten Räume in Dirks Haus war die Küche groß, hoch und total verkommen. Sie grinste nur höhnisch über irgendwelche Versuche, sie aufzuräumen, grinste diese Versuche höhnisch an und wischte sie beiseite wie eine aus dem Häufchen toter und entmutigter Fliegen, die unter dem Fenster auf einem Stapel alter Pizzaschachteln lagen.
    Das Licht enthüllte, worum es sich bei dem zweiten Haar wirklich handelte - ein an der Wurzel graues Haar, das in einem grellen, metallischen Orange gefärbt war. Dirk preßte die Lippen zusammen und dachte sehr eingehend nach. Er brauchte nicht sehr genau nachzudenken, um rauszukriegen, wem das Haar
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