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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele
Autoren: Douglas Adams
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Schmiedehammer dagegen, was auf seine Weise sonderbar war.
    Eine Schwäche begann an Kate hochzukriechen, der Raum fing an, einen leichten Drall zu kriegen, und in den Schrankkoffern ihres Innern gab's ein ruheloses Geraschele.
    Dann bemerkte sie, daß es das Rascheln nicht bloß in ihrer Einbildung gab. Es war deutlich ein Geräusch im Zimmer - ein heftiges Klopfen und Kratzen, ein gedämpftes Flattern. Das Geräusch kam und ging wie der Wind, aber in ihrem benommenen und wirren Zustand konnte Kate zuerst nicht sagen, woher das Geräusch kam. Schließlich fiel ihr Blick auf die Vorhänge. Sie starrte sie mit dem besorgten Stirnrunzeln eines Betrunkenen an, der dahinterzukommen versucht, warum sich die Tür im Kreise dreht. Das Geräusch kam aus den Vorhängen. Sie ging unsicher darauf zu und zog sie auseinander. Ein gewaltiger Adler, auf dessen Schwingen Kreise tätowiert waren, trappte und stieß gegen das Fenster, starrte mit großen, gelben Augen herein und pickte wie versessen gegen das Glas.
    Kate taumelte zurück, drehte sich um und versuchte sich aus dem Zimmer zu wuchten. Am Ende des Korridors schwangen die Gucklochtüren auf, und zwei Gestalten kamen heraus. Hände eilten auf sie zu, als sie sich in dem Tropfständer hoffnungslos verhedderte und langsam auf den Boden zu trudeln begann.
    Sie war bewußtlos, als man sie vorsichtig wieder in ihr Bett legte. Sie war auch eine halbe Stunde später bewußtlos, als eine beunruhigend kleine Gestalt in einem angsterregend langen, weißen Arztkittel kam, den riesigen Mann auf einem Rollbett wegfuhr und nach ein paar Minuten zurückkehrte, um den Coca-Cola-Automaten zu holen.
    Sie wachte ein paar Stunden später auf, als eine trübe, winterliche Sonne durch das Fenster sickerte. Der Tag wirkte ganz ruhig und normal, aber Kate zitterte dennoch.

KAPITEL 3
    Dieselbe Sonne brach später durch die oberen Fenster eines Hauses in Nordlondon und fiel auf die friedlich schlafende Gestalt eines Mannes.
    Das Zimmer, in dem er schlief, war groß und unaufgeräumt und hatte keinen großen Vorteil von dem plötzlichen Lichteinfall. Die Sonne kroch langsam über die Bettücher weg, als sei sie ängstlich, was sie dazwischen finden könnte, schlich sich an der Seite des Bettes hinunter, bewegte sich recht verwundert über ein paar Gegenstände hinweg, die sie auf dem Fußboden fand, spielte nervös mit einigen Staubflocken, leuchtete kurz auf einem ausgestopften Flughund auf, der in der Ecke hing, und entfloh.
    Dieser Auftritt war ungefähr so gewaltig, wie ihn die Sonne hier drin immer hinlegte, und er dauerte etwa eine Stunde, während der die schlafende Gestalt sich kaum rührte.
    Um elf klingelte das Telefon, und immer noch reagierte die Gestalt nicht, genausowenig wie sie reagiert hatte, als das Telefon früh um fünf nach halb sieben geklingelt hatte, dann um zwanzig vor sieben, noch mal um zehn vor sieben, und noch mal zehn Minuten ununterbrochen ab fünf vor sieben, wonach es in ein langes, bedeutungsschwangeres Schweigen verfallen war, gestört nur durch das Schrillen von Polizeisirenen in einer nahe gelegenen Straße etwa um neun Uhr, durch die Lieferung eines großen zweimanualigen Barockcembalos etwa gegen neun Uhr fünfzehn und die Beschlagnahmung desselben durch Gerichtsvollzieher kurz nach zehn. Das war kein ungewöhnliches Vorkommnis - die betreffenden Leute waren es gewohnt, den Schlüssel unter der Fußmatte zu finden, und der Mann im Bett war es gewohnt, das alles zu verschlafen. Man würde wahrscheinlich nicht sagen wollen, daß er den Schlaf der Gerechten schlief, es sei denn, man wollte damit sagen, daß die Gerechten schliefen, aber es war sicher der Schlaf von jemandem, der nicht lange Faxen machte, wenn er nachts ins Bett stieg und das Licht ausknipste.
    Der Raum war keiner, um die Seele zu erheben. Ludwig XIV., um einen beliebigen Namen herauszugreifen, hätte ihn nicht gemocht, hätte ihn nicht sonnig genug gefunden und ungenügend mit Spiegeln vollgehängt. Er würde sich jemanden gewünscht haben, der die Socken aufhebt, die Platten wegpackt und vielleicht das ganze Zimmer niederbrennt. Michelangelo hätten die Proportionen deprimiert, die weder großzügig noch durch irgendeine bemerkenswerte innere Harmonie oder Symmetrie gekennzeichnet waren, nur daß alle Teile des Zimmers ziemlich gleichmäßig mit benutzten Kaffeetassen, Schuhen und randvollen Aschenbechern angefüllt waren, die sich inzwischen größtenteils ihre Aufgaben untereinander teilten.
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