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Der Kuss

Der Kuss

Titel: Der Kuss
Autoren: Kooky Rooster
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wollte Ronny wissen. Michael schluckte heftig. Lukas hatte schon nicht besonders positiv auf die Unterstellung reagiert, der Vater von Lus Baby zu sein. Wie würde erst Ronny reagieren wenn Michael mit der These ankam, sein Bruder hätte dessen Freundin geschwängert?
    „Lu?“, mischte sich in dem Moment auch schon Michaels Mutter ein. Am liebsten hätte Michael sie gepackt und ihr den Mund zugehalten, wie ein Kidnapper seiner Geisel. „Das Mädchen, das von Lukas ein Kind erwartet?“, fragte sie naiv. Ronnys Gesichtszüge entgleisten.
    „Wovon quatscht ihr denn da?“, knurrte er.
    „Na von Ludmilla“, erklärte Michaels Mutter arglos, „Die schwangere Freundin von Lukas.“
    „Mama!“, stieß Michael verzweifelt aus.
    „Lukas hat
einer
ein Kind gemacht!“, stieß Ronny ungehalten hervor und schaute Michael streng an.
    „Es gibt keine Ludmilla!“, versuchte Michael aufzuklären.
    „Aber ich hab sie doch gesehen!“, bestand seine Mutter auf ihre scharfe Beobachtungsgabe. Michael rollte die Augen.
    „Das war nicht
meine
Ludmilla!“, versuchte Michael seiner Mutter klar zu machen, „Das Mädchen, das du gesehen hast, war Ronnys Freundin, das stimmt doch oder?“, wandte sich Michael mit hoffnungsvollem Blick an diesen.
    „Bei euch bin ich mir nicht mehr sicher,
was
ihr seht“, erklärte Ronny irritiert.
    „Marie-Luise oder so ähnlich, das ist doch deine Freundin, oder?“, wollte Michael endlich konkret erfahren.
    „Luisa-Marie“, korrigierte Ronny, „Aber nenn' sie bloß
niemals
so!“
    „Richtig“, freute sich Michael und seufzte erleichtert, das Missverständnis aufgeklärt zu haben.
    „Und wer ist dann Ludmilla?“, fragten Michaels Mutter und Ronny im Chor, schauten erst einander irritiert darüber an, und dann Michael, fixierten ihn eindringlich.
    „
Lukas
ist Ludmilla“, seufzte Michael.
    „Mein Bruder macht auf
Transe?“,
war Ronny perplex.
    „Gnaaaar!“, presste Michael genervt hervor.
    „Ich glaub, ich verstehe“, mutmaßte Michaels Mutter und erntete von ihm einen leicht verzweifelten Blick.
    „Na, da bin ich mal gespannt“, gab Ronny von sich.
    „Bevor ich erfahren hab, dass mein Sohn schwul ist, hab ich unbedingt wissen wollen wer das Mädchen ist, in das er so verliebt ist. Aus Verlegenheit hat er wohl aus Lukas eine Ludmilla gemacht. Jetzt ergibt es auch einen Sinn, warum sie mit siebzehn alleine wohnt …“, sprach Michaels Mutter mehr zu sich selbst als zu Ronny. Dann erinnerte sie sich an den weiteren Verlauf des Abends. „Jetzt versteh ich auch, warum du randaliert hast, als ich so … über Lukas sprach!“
    Ronny grinste Michael an.
    „Du hast
randaliert?“
    Michael zuckte mit den Schultern.
    „
Niemand
sagt etwas Schlechtes über Lukas“, erklärte er. Ronny nickte lächelnd.
    „Und? Wo ist er jetzt?“, wollte er wissen.
    „Ich weiß nicht.“ Michael senkte den Kopf, „Wie es scheint, habe
ich
mich
nicht
an diese Regel gehalten.“ Bei den Worten wäre er am liebsten in Tränen ausgebrochen, aber er schluckte sie tapfer hinunter und wartete, bis sich der Schleier vor seinen Augen wieder auflöste. Ronny ließ ein
'Ts'
los, schüttelte den Kopf, und stapfte grummelnd davon.
    „Du hast mich angelogen“, befand Michaels Mutter die Gelegenheit für optimal, sich darüber verletzt zu fühlen und ihn mit Vorwürfen zu beladen.
    „Ach, halte du endlich dein Maul!“, knurrte Michael und ließ sie empört stehen.
     

Zwischen den Worten
     
    Michael lag in der stockfinsteren Höhle seines Zimmers. Ob seine Mutter bereits heimgekommen war, oder noch immer unten herum lief, wie ein kopfloses Huhn, und Siebzehnjährige in peinliche Situationen brachte, wusste er nicht. Es war ihm auch egal. Alles war ihm egal. Er hatte es königlich vermasselt. In Embryonalstellung hatte er sich auf dem Bett zusammen gekrümmt und dachte über diverse Methoden nach, sich umzubringen. Nicht, dass er es
wirklich
beabsichtigte, aber es konnte nicht schaden, sich für eine Art der Selbsthinrichtung zu entscheiden, für den Fall des Falles. Dann brauchte man sich später über diese Dinge keine Gedanken mehr zu machen.
Später,
das war vielleicht morgen, oder übermorgen, sehr lange wollte er nicht mehr leiden.
    Sein Handy gab einen Piepton von sich. Vermutlich seine Mutter, weil er sie ausgesperrt hatte. Aus irgend einem Grund benutzte sie dann nie die Glocke, sondern schickte eine SMS. Er sollte sie vor der Tür schmoren lassen, überlegte er, doch dann erhob er sich doch.
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