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Der Kuss

Der Kuss

Titel: Der Kuss
Autoren: Kooky Rooster
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gewisse Ähnlichkeit auf. Gut, es sprang einem nichts
sofort
ins Auge, aber wenn man erst einmal darauf achtete, sah man es. Michael kam sich schlagartig sehr blöd vor. Er war so blind vor Eifersucht gewesen, dass er völlig überstürzt geurteilt hatte. Sich einen solchen Irrtum einzugestehen tat weh.
    „Woher sollte ich
wissen,
dass Ronny dein Bruder ist. Ich wusste nicht einmal, dass du einen Bruder
hast!“,
verteidigte sich Michael, „Ich weiß eigentlich
überhaupt nichts
über deine Familie, deine Vergangenheit.“
    „Aber du dachtest, ich steige gleich nach dir mit einem anderen Typen ins Bett – noch dazu mit
so
einem?“, entgegnete Lukas verletzt. Michaels Ohren begannen zu glühen. Das traf es wohl ziemlich genau!
    „Meine Mutter hat …“, begann er, bremste sich aber schnell ab, weckte damit aber – was sonst? – Lukas' Neugier.
    „Deine Mutter hat
was?“,
wollte er nun wissen.
    „Nichts, gar nichts“, wehrte Michael ab.
Erst
denken,
dann
reden, ermahnte er sich.
    „Sie hat so Andeutungen gemacht, ach,
vergiss
es.“ Verdammt!
    „Was denn für Andeutungen?“, bohrte Lukas nach.
    „Es ist nicht wichtig, es spielt keine Rolle“, wand sich Michael und griff nach einem Pommes, wobei er mit den Fingern seines Freundes kollidierte, die sich gerade bedienten. Die Berührung brannte sofort bis ins Steißbein, und sie hielten beide kurz inne, sich im Verlangen auflösend die Hand zu ergreifen, an ihr hoch zu streicheln, sich über den Tisch zu werfen und es gleich hier, zwischen den Bänken, zu treiben.
    Lukas zuckte als erstes zurück.
    „Wenn es dich dazu gebracht hat zu glauben, Ronny wäre … nein, das ist abartig.“
    „Was sollte ich
denn
sonst glauben, bitte? Ich hab euch beide zusammen halbnackt und schwitzend gesehen, er hat dich irgendwie so vertraut angefasst und du hast so getan, als wäre ich dir peinlich, hast mich weggeschickt. Hast du vergessen, dass er mich
verspottet
hat? Du weißt, dass ich solche …
Scherze
nicht gerade toll finde. Warum hast du mir nicht einfach
gesagt
, dass er dein Bruder ist? Wir hätten uns ja –
ganz normal
– kennen lernen können“, platzte es aus Michael heraus.
    „Das verstehst du nicht“, gab Lukas knapp von sich. Was sollte
das
denn bedeuten?
    „
Du
willst also entscheiden, was ich verstehe und was nicht? Bin ich für dich auch so ein kleines
Pfadfinderkind?“
, ärgerte sich Michael. Verdammt, das Gespräch nahm keine gute Richtung. Warum lief alles wieder auf einen Streit hinaus, wenn sie doch eigentlich nur zusammen sein wollten. Oder wollte Lukas vielleicht gar nicht mehr?
    „
So
hab ich das nicht gemeint. Es ist einfach
kompliziert“,
erklärte Lukas und griff, völlig überraschend, nach Michaels Hand. Dieser wurde butterweich, schmolz durch diese kleine Geste förmlich dahin. Am liebsten hätte er Pommes und Getränke vom Tisch gewischt und …
    „Ich hab das kognitive Rüstzeug, auch komplexere Dinge zu verstehen“, brabbelte Michael dahin, und Lukas musste lächeln. Gleich würde Michael wie Götterspeise von der Bank wabbeln. Sein Herz hämmerte, bloß, weil er Lukas' Hand spürte, ein Lächeln geschenkt bekam.
    „Ich erzähle dir alles wenn
du
mir sagst, was deine Mutter über mich gesagt hat“, bot Lukas an. Michael spürte, wie sich eine Faust im Magen ballte. Würde der schöne Moment gleich vorbei sein, wenn er von den Vorurteilen erzählte?
    „Ist Lu von
dir
schwanger?“, platzte es aus Michael heraus. Soweit zu
vorher
denken. Lukas ließ sofort Michaels Hand los, zog seinen Fuß weg und wich mit einem maßlos enttäuschen Blick zurück.
    „Weißt du was?
Vergiss
es!“, knurrte er, erhob sich und marschierte rasch davon.
    Michael ließ sich nach vorne kippen und den Kopf gegen die Tischplatte knallen.
„Idiot, Idiot, Idiot!“,
schimpfte er sich dabei ununterbrochen. Hätte er sich nicht
irgendwie
denken können, dass, wenn er mit Ronny schon so völlig falsch gelegen hatte, auch seine Einschätzung Lu betreffend falsch sein könnte? Andererseits, wenn es so völlig falsch war, warum reagierte Lukas dann
gleich
so angepisst? Wenn eine Unterstellung absurd ist lacht man doch, oder? So, wie Lukas darüber gelacht hatte, dass Michael dachte, Ronny wäre sein
Lover.
War also
doch
was dran?
    Nachdem Michael wieder seine Beine spürte, erhob er sich und steuerte das Haus an. Das war eine hervorragende Gelegenheit, sich in seinem Zimmer zu verkriechen und zu leiden. Das war ihm vertraut, das hatte er fast den
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