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Der Kuss der Göttin (German Edition)

Der Kuss der Göttin (German Edition)

Titel: Der Kuss der Göttin (German Edition)
Autoren: Aprilynne Pike
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Tränen der Erleichterung aus, als ich helle Lichter vor mir sehe. Meine Lungen schmerzen, aber ich bin fast da.
    Dann höre ich es.
    Das Klappern von Schritten hinter mir.
    Etwas pfeift an meinem Ohr vorbei, und ich schreie auf, als die Betonblöcke neben mir splittern und Steinsplitter auf mich herabregnen.
    Sie haben mich gefunden.
    Die Lichter des Busbahnhofs sind so nahe, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich sie rechtzeitig erreichen kann.
    Und selbst wenn, was dann? Ich habe keine Minuten Zeit, um mich anzustellen – Sekunden, um ein Ticket zu kaufen –, ganz zu schweigen von Stunden, um herumzusitzen und auf den nächsten Bus zu warten.
    Bis dahin bin ich tot, mein Leichnam von Kugeln durchsiebt.
    Und dann wird die Welt langsam sterben, weil ich zu blind war, um zu kapieren, was Benson wirklich ist.
    Es ist zu viel – ich kann nicht in diesen großen Maßstäben denken.
    Ein jungenhaftes Gesicht mit goldenen Haaren blitzt vor meinem inneren Auge auf, das habe ich bestimmt Rebecca zu verdanken.
    Logan . Ich kann mich auf Logan konzentrieren.
    Er weiß es nicht.
    Ich muss zu ihm gelangen.
    Ich beiße die Zähne zusammen und hieve meinen Rucksack höher. Wenn ich heute Nacht sterbe, werde ich Logan nie finden. Nie wieder. Es wird für uns beide vorbei sein. In mir blitzt die Erkenntnis auf, dass ich nicht zu existieren aufhören will, ohne ihn zu sehen – und sei es zum letzten Mal.
    Mit seinen grünen Augen lebhaft vor meinem inneren Auge, suche ich nach einem letzten Aufbäumen von Energie in mir und zwinge mich, den schreienden Schmerz in meinem Bein zu ignorieren, während ich laufe, meine Schritte ausdehne; meine Schuhe klatschen auf den Asphalt, meine Lungen brennen.
    Wenn ich die Lichter erst erreicht habe, werden die Reduciata, die mich jagen, sicherlich zurückbleiben müssen, um nicht entdeckt zu werden. Oder sich zumindest subtiler nähern. Andererseits steht menschliches Leben offensichtlich nicht besonders weit oben auf ihrer Prioritätenliste. Sie würden wahrscheinlich einfach alle Zeugen töten. Noch mehr Tote, die auf mein Konto gehen.
    Lauf einfach!
    Ich höre das leise Rumpeln eines Busses, bevor ich ihn sehe. Es ist der einzige Bus, der nicht lautlos hinter einem Zaun geparkt ist.
    Er ist abfahrbereit.
    Ich muss in diesen Bus.
    Doch ich bin ganze fünfzehn Meter entfernt, als der Letzte in der Schlange einsteigt. Der Fahrer lächelt und schaut sich dann an dem spärlich bevölkerten Busbahnhof um. »Pittsburgh?«, ruft er. »Sonst noch jemand nach Pittsburgh?«
    Pittsburgh. Warum nicht.
    Ich habe keine Fahrkarte.
    Noch nicht.
    Noch sechs Meter.
    Zehn Sekunden.
    Ich presse die Augen einen Moment zu und versuche, mich an das letzte Mal zu erinnern, als ich mit einem Greyhound-Bus gefahren bin. Damals war ich sechzehn und fuhr eine Freundin besuchen, die in einen anderen Bundesstaat gezogen war.
    Die Fahrkarte. Wie sah sie aus?
    Meine Gedanken wirbeln, und ich versuche, mich an die Einzelheiten zu erinnern, an das Gefühl der Pappkarte in meiner Hand, das Grün des Logos, die bedeutungslosen Worte.
    Den Strichcode.
    Was, wenn sie den Strichcode scannen müssen? Mein Herz schlägt so wild, dass es sich anfühlt wie das Flattern eines Kolibris.
    Ich kann das nicht.
    Ich werde sterben.
    Fast spüre ich schon die Kugeln, die durch die Haut meines Rückens dringen.
    Der Fahrer stellt den Blickkontakt zu mir her und lächelt. Ich bremse taumelnd zu einem Gehen und weigere mich, mich umzuschauen. Als ich die letzten Schritte hinter mich bringe, läuft mir Schweiß den Hals hinab, und doch fröstle ich.
    Ich bleibe vor ihm stehen.
    Er streckt die Hand aus.
    Ich hebe den Arm, doch erst, als meine Hand die Hüfthöhe erreicht, spüre ich, wie die scharfe Ecke einer Fahrkarte in meine Handfläche piekst.
    Der uniformierte Mann wirft kaum einen Blick auf das weiß-grüne Wunder, bevor er mich mit einem fröhlichen »Gerade noch rechtzeitig« in den Bus winkt.
    Ich klammere mich mit nassen Händen an den Handlauf, meine Handflächen gleiten daran ab, als ich versuche, mich hochzuziehen – mein Bein, das nicht mehr die Kraft hat zu stehen, dazu zu bringen, dass es mich noch eine Stufe anhebt. Das Adrenalin ist weg und mein ganzer Körper fühlt sich an wie Spaghetti.
    Der Fahrer scheint meine Verzweiflung zu bemerken, und ich spüre eine große, warme Hand an meinem Ellbogen, die mir hilft, die letzten zwei Stufen zu erklimmen.
    »Hab schon bemerkt, dass Sie hinken, als Sie näher kamen«, flüstert der
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