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Der Kuss der Göttin (German Edition)

Der Kuss der Göttin (German Edition)

Titel: Der Kuss der Göttin (German Edition)
Autoren: Aprilynne Pike
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sein, aber es ist mir nicht peinlich. Sobald er den Anhänger berührt, wird das alles nicht mehr wichtig sein.
    Er streckt die Hand aus, und ich drehe meine um, streife absichtlich seine Haut, schnappe beinahe nach Luft bei dem erregenden Rausch, der mich durchfährt. Es ist besser als all die Träume, die ich von ihm hatte, die lebhaften Erinnerungen, die mir die Kette geschenkt hat.
    Denn diesmal ist es echt.
    Auf eine Art echt, wie Benson es nie war.
    Ich versetze diesem Gedanken einen Tritt und lasse die Kette los.
    Sie fällt von meiner Hand in seine, sammelt sich in seiner Handfläche wie eine Flüssigkeit.
    Er mustert sie.
    Er starrt weiter darauf.
    Ich möchte ihn am liebsten anschreien, mich anzuschauen, aber vielleicht ist seine momentane Inkarnation schüchtern.
    Das ist okay; ich kann warten.
    Eine Sekunde lang.
    Er zuckt die Achseln. »Ich kann sie fragen gehen, wenn du willst«, sagt er beiläufig, »aber ich habe sie nie so etwas tragen sehen.«
    Mein Mund bleibt offen stehen. Er spielt mit mir. So sollte das nicht ablaufen.
    »Soll ich mitkommen, damit du meine Nachbarn fragen kannst?« Seine grünen Augen blicken zu mir auf.
    Sie sind ausdruckslos.
    Mein Herz stirbt. Ich bin mir nicht sicher, ob meine Beine mich tragen werden.
    Es hat nicht funktioniert. Nicht meine Berührung, nicht die Halskette. Er ist immer noch nur Logan; er ist nicht mein Quinn.
    Noch nicht , ermahnt mich Rebecca. Und von irgendwo tief in mir – in einer Reserve, von der ich nichts wusste – finde ich neue Kraft. Neue Entschlossenheit.
    Damals, als Quinn mich als Rebecca kennenlernte, war ich diejenige, die ihn nicht erkannte. Vielleicht ist es nur fair, dass die Rollen jetzt vertauscht sind.
    Das Wichtigste ist, dass ich ihn gefunden habe. Er wird sich irgendwann erinnern. Ich habe die alten Tagebücher, die mir helfen können – die spärlichen Aufzeichnungen über Logan, die ich praktisch auswendig kann. Die Antworten sind dort irgendwo und ich werde sie finden.
    Bis dahin werde ich bei Logan bleiben. Ich bin nicht nur seine Partnerin; ich bin auch seine Beschützerin. Die Reduciata suchen nach mir. Nach uns. Irgendwann werden sie uns finden.
    Wieder einmal.
    Zum Geier, Benson hat ihnen wahrscheinlich schon gesagt, dass wir in Phoenix sind.
    Und falls ich Logan nicht aufwecke und tue, was auch immer uns neu aufladen soll, bevor sie mich – oder ihn – töten, sind wir erledigt.
    Er braucht mich.
    Und die Welt braucht uns .
    Ich strecke die Hand nach der Kette aus und zucke beiläufig die Achseln. »Ich glaube nicht, dass das nötig ist. Aber wenn dir jemand erzählt, dass er sie verloren hat, sagst du mir dann Bescheid?« Ich krame in meinem Rucksack und versuche dabei, den Inhalt vor Logans Blick zu verbergen. Ich zucke zusammen, während ich eine Ecke von der Akte abreiße, die Sammi mir gegeben hat, aber es ist das einzige Papier, das ich habe. Die Spitze meines Stiftes berührt das Papier, bevor mir einfällt, dass Elizabeth’ Handy auf einer Mülldeponie in Pennsylvania liegt. Nach ihrem Tod wollte ich kein Risiko eingehen; ich bin alles losgeworden.
    »Mist, das habe ich total vergessen«, murmle ich und fühle, wie sich meine Wangen aufheizen. »Ich habe mein Handy verloren und weiß nicht, wann ich ein neues bekomme. Kann ich deine Nummer haben?« Ich schaue mit gesenkten Wimpern zu ihm auf.
    »Oh, äh, klar«, sagt Logan und rattert zehn Ziffern herunter.
    »Wir wär’s mit einem Namen?«, stelle ich mich dumm.
    »Ich bin Logan«, sagt er, stopft sein Handy in eine Tasche und streckt mir die Hand hin.
    Ich schüttle die Hand, spüre, wie sich unsere warme Haut berührt, und Euphorie prickelt in mir. Er ist ein bisschen anders – modern, nehme ich an –, aber größtenteils ist er derselbe. Die Augen, dieses Schiefe an seinem Lächeln. Ich weiß nicht, ob ich es je geschafft habe, ihn zu finden, als er noch so jung war.
    Ein ganzes Leben. Das haben wir.
    Es gibt mir einen Stich, als mir wieder einfällt, dass Benson dasselbe gesagt hat, aber ich schiebe den Gedanken von mir.
    Ich habe keine Zeit für Reue.
    »Tavia«, sage ich und halte seine Hand nur eine halbe Sekunde länger als nötig. »Danke dafür«, füge ich hinzu und halte den Zettel hoch. »Ich rufe dich an.«
    »Klar«, sagt Logan.
    Ich gehe die Straße entlang und spähe noch einmal über die Schulter zu ihm zurück. Ich weiß nicht, wohin ich will, habe nicht einmal einen Ort, wo ich übernachten kann, aber das ist egal. Wir sind jetzt beide
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